Kategorie: Filmbesprechung
"Die Addams Family"
The Addams Family
Die Addams Family hat ein neue Zuhause – zum Leidwesen ihrer Nachbarn
Unterrichtsfächer
Thema
In den Augen der Anderen sind die Mitglieder der übernatürlichen Familie Addams gruselige Freaks. Deshalb werden die exzentrische Morticia und der gefühlvolle Gomez ausgerechnet am Tag ihrer Hochzeit von einem Mob verjagt. Zusammen mit ihren Kindern Wednesday und Pugsley, dem Butler Lurch sowie Onkel Fester siedeln die Ausgestoßenen in eine baufällige viktorianische Villa am Rand von New Jersey um, die einst als Psychiatrie diente. Doch auch hier stößt die morbide Art des Clans auf Ablehnung. Vor allem die gelackte TV-Innenausstatterin Margaux missbilligt den Stil der Sonderlinge. Weil Sohn Pugsley den "Schwerttanz" aufführen soll, ein familieninternes Mannbarkeitsritual, reist auch noch die Verwandtschaft an. Derweil rebelliert die pubertierende Wednesday gegen ihre Eltern, indem sie auf eigenen Wunsch die örtliche Schule besucht, wo sie dank der gleichaltrigen Parker die "Einstiegsfarbe" Pink entdeckt.
Die ab 1938 in den USA publizierten (zunächst unbenannten) Einzelbild-Cartoons von Charles Addams skizzierten eine dem Idealbild gegensätzliche Familie. Neben bislang vier Real- und Zeichentrickserien (Glossar: Zum Inhalt: Zeichentrickanimation) erschienen zwei Kinofilme, ein Direct-to-DVD-Film und ein YouTube-Format zur "Addams Family" . Die als Zum Inhalt: Prequel angelegte Neuauflage des Regie-Duos Conrad Vernon und Greg Tiernan ist der erste computeranimierte (Glossar: Zum Inhalt: CGI) Beitrag der Reihe. Der Film erinnert an den stilistisch wie inhaltlich ähnlichen Spielfilm "Edward mit den Scherenhänden" (Tim Burton, USA 1990) und spitzt den Konflikt "schräg" gegen "normal" sehr überzeichnet zu, wodurch die Story selbst kaum überrascht. Dafür unterhält die bündige Erzählweise mit viel schwarzem Humor und pointierten Gags, etwa wenn sich Morticia Schmuck ans Ohr tackert oder Onkel Fester ständig von Pfeilen durchbohrt wird. Die elegant-schlichten Animationen greifen den Gothic-Stil bisheriger Versionen auf, wobei die typischen Gruselmomente gediegen sind.
Weil zur "Die Addams Family" verschiedene Zum Inhalt: Adaptionen aus diversen Jahrzehnten vorliegen, eignet sich der einstige Cartoon-Stoff gut für einen Medienvergleich. Wie beeinflusst es die Rezeption, wenn die Charaktere in Schwarz-Weiß oder Farbe (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung) auftreten, als reale Personen, gezeichnet oder computeranimiert? Anhand von Ausschnitten aus den filmischen Versionen von 1964 bis 2019 kann die Entwicklung der Filmästhetik und -technik nachvollzogen werden. Die Referenzen an Gruselklassiker (Glossar: Zum Inhalt: Horrorfilme) wie "Frankenstein" (USA 1931) können den Blick auf vergleichbare Produktionen lenken, darunter expressionistische Zum Inhalt: Stummfilme und die Klassiker der britischen Hammer-Studios, etwa "Dracula" (GB 1958). Jüngere Schüler/-innen können im Deutsch- oder Englischunterricht den dargestellten "Culture Clash" diskutieren. Warum stören sich die Mitmenschen an der Familie Addams? Wie unterscheiden sich hier die Selbst- und Fremdwahrnehmung? Eine Gesangseinlage, in der ortsansässige Kinder eine Anpassung an die "Allgemeinheit" fordern, und ablehnende Kommentare der TV-Moderatorin Margaux ("Die gehören eindeutig nicht hierher!") unterstreichen die Andersartigkeit der Zugezogenen und regen ein Gespräch zum Thema Ausgrenzung – auch über Hate Speech in sozialen Medien – in der Realität an. Erwähnenswert ist auch die Eigenart des Films, die Erzählung mit kuriosen Randbegebenheiten wie dem zarten Klavierspiel (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik) des Butlers Lurch aufzubrechen, was auf die Wurzeln des Stoffs als Einzelbild-Cartoons verweist.