Seit frühster Jugend ist Bryon Widner Mitglied des Neonazi-Clans "Vinlanders Social Club" aus dem US- Zum Inhalt: Bundesstaat Ohio. Der kurz geschorene, junge Mann ist von Kopf bis Fuß mit rassistischen Symbolen tätowiert. Die Gruppe wird von Fred Krager und dessen Frau Shareen angeführt, die sich "Pa" und "Ma" nennen lassen. Das Paar sucht gezielt nach Kindern und Jugendlichen, die orientierungslos sind und denen sie vorgeblich ein Zuhause bieten. Tatsächlich machen sie die Heranwachsenden aber emotional abhängig von sich und vereinnahmen sie für ihre "White Supremacy"-Agenda, aus der es angesichts eines hierarchisch organisierten Zusammenhalts und enormen Gruppendrucks kaum ein Entrinnen gibt. Nachdem der gewalttätige Bryon fast einen Afroamerikaner totschlägt und mit der Mutter des Opfers konfrontiert wird, wachsen erstmals Zweifel in ihm. Als er Julie begegnet und sich in die alleinerziehende Mutter verliebt, findet er außerhalb des Clans eine Bezugsperson und die Aussicht auf ein anderes Leben. Julie hat der rechten Szene gerade selbst den Rücken gekehrt, aber für Bryon gestaltet sich der Ausstieg noch schwieriger, auch wenn er tatkräftig vom afroamerikanischen Aktivisten Daryle Jenkins unterstützt wird. Appellieren Fred und Shareen zunächst an seine Loyalität dem Clan gegenüber, bedrohen sie bald nicht nur das Leben des Abtrünnigen, sondern auch das von Julie und deren Töchtern.

Die Geschichte von Bryon Widner und seinen Zum Inhalt: unzähligen Tattoos, die er sich nach dem Ausstieg aus der Neonazi-Szene in schmerzhaften Prozeduren und mit dem Geld einer anonymen Spenderin weglasern ließ, beruht auf einer wahren Begebenheit. Die immer wieder eingestreuten Zum Inhalt: Szenen der Tattoo-Entfernungen nutzt der israelische Regisseur Guy Nattiv, um die mit dem inneren Wandel einhergehende seelische Qual und die Abkehr von den rechtsextremen Überzeugungen effektvoll nach außen zu tragen. Nattiv geht es allerdings weniger darum, die biografischen oder ideologischen Hintergründe für Widners Zuwendung zum Rechtsextremismus zu klären. Vielmehr will er das sektenähnliche Abhängigkeitsverhältnis aufzeigen, mit dem die Anführer die jungen Leute kontrollieren und für sich einnehmen. Neben der Zum Inhalt: düsteren Bildgestaltung, die in einigen Gewaltspitzen kulminiert, fesselt "Skin" auch mit der Performance von Jamie Bell. Die intensive Präsenz des Hauptdarstellers verleiht dem ohnehin thematisch relevanten und packend inszenierten Zum Inhalt: Thriller-Drama noch mehr Substanz.

Skin, Trailer (© Ascot Elite Entertainment / 24 Bilder)

Vor einer Besprechung des Aussteigerfilms im gesellschaftskundlichen Unterricht sollte eine Charakterisierung des Protagonisten erfolgen. Welche Ereignisse bewegen ihn zum Umdenken, wie drückt sich die Neuorientierung aus? Wäre die Kehrtwende ohne den Kontakt zu Julie möglich gewesen? Die möglichen Gründe für Bryons Verstrickung in die rechtsextreme Szene spiegelt das Zum Inhalt: Skript anhand eines Jungen, der als Nebenfigur ebenfalls in die Fänge des Clans gerät. Gelockt wird er mit Essen, Alkohol, dem YouTube-Channel "Race and Reason" und sexuellen Avancen durch seine neue "Ma" Shareen. Die Analyse kann aufzeigen, wie radikale Gruppen und Sekten (nicht nur junge) Menschen mit perfiden Methoden in die Unmündigkeit führen. Hier lohnt es sich, Experten und Expertinnen von Organisationen, die Rechtsextreme bei dem Ausstieg aus der Szene unterstützen, zur Vertiefung des Themas in den Unterricht einzuladen. Dabei sollte auch die Rolle der rechten Ideologien erörtert werden. In filmischer Hinsicht offeriert die Zum Inhalt: Rückblendenstruktur Analysestoff. So zeigt die Zum Inhalt: Eröffnungsszene den Protagonisten im Behandlungszimmer, wo ihm seine Tätowierungen entfernt werden. Die anschließende Rückblende, in der Shareen ihm den Kopf kahl rasiert, beginnt zunächst in der Zum Inhalt: Unschärfe. Dies lässt sich als Hinweis darauf lesen, dass der Film, obgleich er auf einer realen Zum Inhalt: Biografie basiert, lediglich eine Nachstellung der Geschehnisse liefern kann. Weitere Hintergründe können über die Zum Inhalt: Dokumentation "Hass auf der Haut" (R: Bill Brummel, USA 2011) in Erfahrung gebracht werden, die ebenfalls Widners Neonazi-Ausstieg behandelt.

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