Im Sommer 1984 verlässt Diego Armando Maradona den FC Barcelona im Streit. Konflikte mit der Clubführung und seine Beteiligung an Ausschreitungen beim Pokalfinale gegen Athletic Bilbao führen zum vorzeitigen Abgang aus Katalonien. Maradona, 23 Jahre alt, wechselt für die damalige Rekordablöse von 10,5 Millionen US-Dollar nach Italien. Für einen der weltbesten Spieler ist der SSC Napoli ein ungewöhnliches Ziel: ein Club ohne einen einzigen Meistertitel in seiner Geschichte, in der vorigen Saison nur knapp dem Abstieg entronnen. Doch in Neapel erreicht Maradona den Höhepunkt seiner Karriere. Als Spielgestalter im offensiven Mittelfeld führt er den Club zu zwei Meisterschaften, einem Pokalsieg, einem UEFA-Cup-Titel, wird Torschützenkönig in Italien und mit der argentinischen Nationalmannschaft 1986 Weltmeister und 1990 Vize-Weltmeister. Eine phänomenale Erfolgsserie, der ein tragischer Absturz folgt.

Der Zum Inhalt: Dokumentarfilm von Asif Kapadi konzentriert sich auf Maradonas Zeit in Neapel, die im Kern den "Mythos Maradona" ausmacht. In Süditalien entwickelt er sich zum besten Spieler seiner Ära, aber auch zu einer extrem polarisierenden Persönlichkeit. Regisseur Kapadi, der bereits dokumentarische Arbeiten über Ayrton Senna ("Senna" , GB 2010) und Amy Winehouse ("Amy" , GB 2015) vorgelegt hat, nutzt auch in "Diego Maradona" wieder ausschließlich zeithistorisches Bildmaterial: TV-Reportagen, private Homevideos und Aufnahmen aus der Kabine – teils unveröffentlichtes Material. Zum Inhalt: Interviews mit Maradona und Zeitzeugen wie Mitspieler Ciro Ferrara oder Napoli-Präsident Corrado Ferlaino Zum Inhalt: montiert Kapadi nur auf der Zum Inhalt: Tonspur, sie stehen nicht – wie in den bisherigen Film-Porträts – im Vordergrund. Trotz der sportlichen Erfolge gleicht die Dramaturgie des Films eher einer Tragödie: Maradona fühlt sich erdrückt durch Fans und Medien, wird kokainabhängig und gerät unter den Einfluss der Mafia. Er verlässt die Stadt 1991 mit einer Dopingsperre von 15 Monaten und einer Anklage wegen Drogenbesitzes.

Diego Maradona, Trailer (© DCM)

Sport-Filme eignen sich eher selten für den Einsatz im Unterricht, doch Diego Maradona ist eine Ausnahme. Für das Fach Sport ist der Film als eindrückliches Dokument der Fußballgeschichte interessant. Anhand zahlreicher Zum Inhalt: Szenen, weit über einschlägig bekannte Highlights hinaus, zeigt sich das einzigartige Talent Maradonas: seine Schuss- und Passtechnik, seine – trotz 1,66 Meter Körpergröße – enorm physische Zweikampfführung, seine Antizipation der Bewegungen des Gegners. Darüber hinaus ist der Film auch für Sozialkunde interessant, weil er am Beispiel Neapel die politische und sozioökonomische Bedeutung des Fußballs in den Fokus rückt. Welche Konflikte zwischen Nord- und Süditalien verlagern sich hier ins Stadion? Auch der Einfluss der Camorra in der Stadt wird mehrfach thematisiert. Nicht zuletzt ist der Film aber vor allem ein Charakter-Porträt. In privaten Aufnahmen, die nicht im Interesse der Selbstvermarktung gefilmt sind, erscheint das Bild eines Stars, der nicht am Erfolgsdruck, sondern vor allem an seinem Ruhm und seiner Drogensucht zerbricht.

Der Text ist lizenziert nach der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 3.0 Germany License.

Mehr zum Thema