Die Debatte um ein bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) spaltet seit der Volksabstimmung in der Schweiz im Jahr 2016 und zahlreichen Talkshowauftritten des deutschen Unternehmers und Vordenkers Götz Werner die Gemüter. Der Zum Inhalt: Dokumentarfilm "Free Lunch Society" will die Hintergründe zur Idee des BGE und deren relativ weit zurückliegende historische Wurzeln bekannter machen. Regisseur (Glossar: Zum Inhalt: Regie) Christian Tod hat als Volkswirt intensiv zu dem Thema geforscht und bringt seine Erkenntnisse nun kurzweilig in Form eines Zum Inhalt: Talking-Heads-Dokumentarfilms ins Kino. Dabei ist es sicher kein Zufall, dass seine collageartige Erzählweise manches Mal an Michael Moore (Zum Filmarchiv: "Bowling for Columbine", "Sicko" ) erinnert – auch Christian Tod versteht sich nicht als objektiver Beobachter, sondern als Fürsprecher seines Themas. Mit Hilfe spannender Archivmaterialien (Glossar: Zum Inhalt: Found Footage) zeigt er auf, dass die Idee keineswegs erst im 21. Jahrhundert in Europa geboren wurde, sondern überraschenderweise ihren Ursprung im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" hat.

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Zu Wort kommen Politikerinnen, Aktivisten und Wissenschaftlerinnen, aber auch der New Yorker Taxifahrer Sal. Sie alle beleuchten die Frage, wie Geld, Macht und Freiheit zusammenhängen und kommen zu einer ähnlichen Antwort: Mit einem bedingungslosen Grundeinkommen würde nicht nur die individuelle Freiheit wachsen, sondern auch die Macht schwinden, die Politik und Wirtschaft auf Individuen ausüben können. Der Film konzentriert sich ausführlich auf die potenziellen Auswirkungen des BGE auf das Leben der Menschen, blendet aber Fragen nach der konkreten Finanzierbarkeit und den volkswirtschaftlichen Folgen weitgehend aus. Es findet kaum eine Auseinandersetzung mit konkreten Gegenargumenten statt: die drohende Instrumentalisierung der Idee durch Unternehmen, die Dumpinglöhne zahlen, oder die Zunahme globaler Migrationsbewegungen durch eine BGE-Einführung in einzelnen Staaten. Erwähnt wird stattdessen nur eine jeher geübte Kritik am BGE: dass Menschen sich sofort dem Müßiggang hingeben würden, sobald ihre Grundbedürfnisse befriedigt sind. Dass dieses Argument nicht wirklich trägt, zeigt der Film jedoch am Beispiel von Lottogewinner/-innen, die trotz eines finanziellen Zugewinns weiterarbeiten.

Wer sich dem komplexen volkswirtschaftlichen Thema des bedingungslosen Grundeinkommens mit Hilfe des Films nähern möchte, sollte eine Diskussion im Unterricht deshalb durch zusätzliche Quellen unterfüttern. Unter dieser Voraussetzung lässt sich ein Gespräch über die persönlichen und gesellschaftlichen Folgen des BGE führen, bei dem die im Film genannten Pro-Argumente mit den verschiedenen kritischen Sichtweisen kontrastiert werden. Im Politik- oder Wirtschaftsunterricht kann die moralische Frage diskutiert werden, inwieweit Arbeit und Lohn gekoppelt sein sollten und welche psychologischen Folgen eine Entkopplung haben könnte. Zudem können in diesem Rahmen die volkswirtschaftlichen Kosten berechnet und die nötigen Umstrukturierungen skizziert werden, die bei einer flächendeckenden Einführung des BGE nötig wären. Im Deutschunterricht bietet sich schließlich eine Analyse der den Film einrahmenden Zum Inhalt: Szenen aus der Zum Inhalt: Science-Fiction-Serie "Star Trek" und ihrer Funktion für die Zum Inhalt: Dramaturgie des Dokumentarfilms an.

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