Regisseur Hannes Lang nimmt in "I want to see the Manager" , dessen Titel sich auf ein Zitat des Beat-Poeten William S. Burroughs bezieht, die Perspektive des Außenseiters ein, der mit Staunen auf die globalen wirtschaftlichen und ökologischen Krisen blickt. Seine Schauplätze zeigen beispielhaft die unterschiedlichen Stadien dieser Entwicklung: In Indien doziert ein Geschäftsmann über das Ende der wirtschaftlichen Vormachtstellung des Westens, während die Dorfbewohner in der Salzwüste Boliviens vom kommenden Wohlstand durch den Lithiumabbau träumen. Europa wirkt im Vergleich dazu wie ein historischer Themenpark, aus dem die Kranken zur gesundheitlichen Versorgung nach Thailand abgeschoben werden. Utopisch ist dagegen das Leben im „Torre de David“, einer Wolkenkratzerruine in Caracas, in dem Hausbesetzer eine autarke Gesellschaft gegründet haben.

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Durch den Verzicht auf einen Zum Inhalt: Off-Kommentar, der die einzelnen Episoden zu einer „großen Erzählung“ verknüpfen könnte, vermeidet Regisseur Lang eine klare Wertung der globalen Zusammenhänge. Stattdessen stellt er die regionalen Entwicklungen in ihrer Komplexität nebeneinander. Mit Hilfe statischer Totalen (Glossar: Zum Inhalt: Einstellungsgrößen) erlaubt die Kamera den Zuschauenden, zunächst einen Überblick über jeden neuen Schauplatz zu gewinnen. Gleichzeitig setzen konzentrierte Detailaufnahmen das große Ganze und die kleinen Arbeitsprozess stets zueinander in Beziehung. Da die Protagonisten beim Sprechen oft direkt in die Kamera blicken, entzieht der Film auch der dokumentarischen Illusion von Authentizität den Boden.

"I want to see the Manager" stellt einen guten Einstieg dar in das komplexe Themengebiet der Globalisierung und ihrer Folgen für die unterschiedlichen Weltregionen. Anders als viele missionarische Dokumentarfilmer stellt der Regisseur keine Kausalzusammenhänge her, sondern zeigt stattdessen Parallelen und Wechselwirkungen auf. Diese Herangehensweise ist besonders interessant für eine Diskussion im Sozialkunde- und Politikunterricht, setzt aufgrund des fehlenden Kommentars aber Vorkenntnisse voraus. Die Machart von "I want to see the Manager" ist auch für eine filmsprachliche Analyse aufschlussreich. Die stilisierten Einstellungen können etwa als Ausgangspunkt für eine grundsätzliche Diskussion über Authentizität im Zum Inhalt: Dokumentarfilm herangezogen werden, die politische Dokumentarfilme wie Zum Inhalt: Plastic Planet oder "Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte" (Capitalism: A Love Story, Moore, USA 2009) ebenfalls berücksichtigt.

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