1891, ein Jahr nach seinem Tod, taucht in Arles ein Brief Vincent van Goghs auf, der an seinen Bruder Theo in Paris adressiert ist. Postbote Joseph Roulin, der sich während Vincents Aufenthalt in der provençalischen Stadt mit dem exzentrischen Niederländer angefreundet hatte, bittet daraufhin seinen Sohn Armand, das Schreiben persönlich zu überbringen. Widerwillig reist der impulsive junge Mann, der zwiespältige Erinnerungen an den von vielen für verrückt gehaltenen Maler hegt, in die Hauptstadt. Als er dort erfährt, dass auch Theo gestorben ist, entschließt sich Armand, den Brief Doktor Gachet auszuhändigen – dem Arzt, unter dessen Obhut Vincent seine letzten Lebensmonate in dem Dorf Auvers verbrachte. Doch der Besuch in dem kleinen Ort nördlich von Paris verläuft für Armand anders als erwartet: Die Gespräche mit den Einwohnerinnen und Einwohnern erwecken bei ihm nicht nur zusehends Sympathien für den verkannten Maler, sondern auch mehr und mehr Zweifel an dessen Selbstmord. Und so versucht der junge Mann, Licht in die mysteriösen Umstände von Vincents Tod zu bringen.

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"Loving Vincent" ist nicht die erste filmische Hommage an van Gogh, die versucht, die Malerei des legendären Künstlers lebendig zu machen. Allerdings setzten Dorota Kobiela und Hugh Welchman in ihrem ursprünglich für zwanzig Minuten konzipierten Zum Inhalt: Animationsfilm ein spektakuläres visuelles Konzept um, das für abendfüllende Kinofilme Neuland bedeutet: So inszenierte (Glossar: Zum Inhalt: Mise-en-scène/Inszenierung) das Regiegespann die Geschichte zunächst als Realfilm mit Schauspielerinnen und Schauspielern; anschließend übermalten Künstler/-innen die gefilmten Zum Inhalt: Szenen in einem zweiten Arbeitsgang Bild für Bild mit Ölfarbe – in zwei grundverschiedenen Malstilen: Auf der Gegenwartsebene der Filmhandlung sind die Schauplätze (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) und Figuren berühmten Stadtszenen, Porträts und Landschaften aus dem Hauptwerk des Malers nachempfunden, wobei die Gemälde sehr überzeugend mit van Goghs ausdrucksstarkem Duktus und der für ihn typischen kraftvollen Farbigkeit (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung) ins zeitliche Medium Film übertragen sind. Im scharfen Kontrast zu diesen farbenprächtigen Zum Inhalt: Sequenzen stehen in nahezu fotorealistischem Schwarz-Weiß gemalte Zum Inhalt: Rückblenden über die letzten Wochen im Leben des Künstlers.

Mit seinem handwerklich beeindruckend umgesetzten visuellen Konzept und seiner wenngleich konventionellen, so doch leicht zugänglichen Erzählstruktur, die der eines klassischen Whodunit-Kriminalfilms (Glossar: Zum Inhalt: Thriller) ähnelt, bietet "Loving Vincent" grundsätzlich einen guten Ausgangspunkt, um sich im Kunstunterricht eingehend mit dem Werk und Malstils Van Goghs zu beschäftigen. Ob die unruhigen, flüchtig wirkenden Filmbilder gut geeignet sind, um speziell formale Aspekte seiner bahnbrechenden Malerei zu verdeutlichen, erscheint allerdings fraglich. Inhaltlich bietet sich der Film, der sich auf das "Rätsel" um Vincents Tod konzentriert, dagegen nur bedingt für den Einsatz im schulischen Kontext an: Über die Entstehungszusammenhänge der van Goghschen Kunst und die Bedeutung des Malers als Wegbereiter der Moderne verrät "Loving Vincent" relativ wenig. Und obwohl der Film auch einige der berühmten Briefe an den Bruder Theo zitiert, bleibt die Darstellung der komplexen Künstlerpersönlichkeit Vincents zudem vage – weshalb auch Armands sich allmählich verändernde Wahrnehmung des Malers zu oberflächlich erscheint, um diesen – beispielsweise im Ethik-Unterricht – gewinnbringend zu diskutieren.

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