Kategorie: Film
"Paula – Mein Leben soll ein Fest sein"
Das kurze Leben von Paula Modersohn-Becker, misogyne Frauenbilder und innere Zwiespälte
Unterrichtsfächer
Thema
Um 1900 scheint es undenkbar, dass eine Frau an einer Kunsthochschule studiert, geschweige denn sich als Malerin einen Namen macht. Aber Paula Becker denkt nicht daran, sich den herrschenden Konventionen anzupassen. In der Künstlerkolonie Worpswede ergründet sie unbeirrt von der vernichtenden Meinung ihres Lehrers ihren eigenen Stil. Als sie den Maler Otto Modersohn heiratet, scheint es, als hätte Paula einen verständnisvollen Seelenverwandten gefunden. Aber in der Ehe findet sie nicht ihr Glück. Finanziell unterstützt von ihrem Mann, zieht sie nach Paris, wo sie sich als Mensch und Künstlerin selbst verwirklicht.
Christian Schwochow porträtiert Paula Modersohn-Becker als eine starke, moderne Frau, die ihrer Zeit weit voraus war. Zeitlos beschreibt er ihren Kampf gegen Widerstände und ihr Bemühen, Beruf und Familie zu vereinbaren. "Paula" konzentriert sich auf Stationen in den letzten zehn Lebensjahren der Malerin, verdichtet dabei einige Details aus ihrer Biografie – etwa ihr Kinderwunsch und das Bemühen, einen eigenen künstlerischen Ausdruck zu finden. In Totalen (Glossar: Zum Inhalt: Einstellungsgrößen) zeigt das Zum Inhalt: Biopic die weite, wilde, oft neblige Landschaft in der Künstlerkolonie, von der sich die Malerin inspirieren ließ. Diese Eindrücke führten dazu dazu, dass sich Modersohn-Becker zunehmend von der von ihr bevorzugten Gattung Stillleben abwandte und neue Motive entdeckte: die Armut der Bäuerinnen, die windschiefen Hütten und die vernachlässigten Kinder. Getragen wird der Film von Carla Juri, die ihre Heldin mit kindlicher Unschuld und trotziger Willensstärke verkörpert.
Das Interesse, sich mit der Avantgardistin näher zu beschäftigen, ist dank der sympathischen Protagonistin und der spannenden Biografie schnell geweckt. An ihrem Werdegang lässt sich im Kunstunterricht, aber auch in den Fächern Sozialkunde und Geschichte exemplarisch nachvollziehen, unter welchen Schwierigkeiten es vereinzelten Frauen gelang, sich um 1900 beruflich zu etablieren. Zum Vergleich lassen sich zeitgenössische Künstlerinnen wie Clara Westhoff, Camille Claudel oder die expressionistische Malerin Gabriele Münter heranziehen. Der Film bietet zudem einen guten Einstieg, Modersohn-Beckers Werke an der Schwelle vom Impressionismus zum Expressionismus in ihrer Bedeutung für diese Stilrichtungen und ihre künstlerischen Aussagen zu analysieren. Was zeichnet ihre Bilder aus, inwiefern beschreitet sie mit ihnen Neuland? Ausgehend von "Paula" kann außerdem diskutiert werden, inwiefern auch heute noch Frauen mit ähnlichen Problemen in der Berufswelt zu kämpfen haben.