Die Momentaufnahme einer Stadt am Vorabend eines fundamentalen Umbruchs: In den wuseligen Zum Inhalt: Straßen der Innenstadt von Kairo gehen die Menschen ihrem Alltag nach, während Arbeiterstreiks, Polizeigewalt und Aufmärsche der Muslimbrüder den öffentlichen Raum zunehmend zum politischen Kampffeld machen. In dem angespannten Klima kurz vor dem Sturz Mubaraks ringt der Filmemacher Khalid verzweifelt darum, die Seele seiner Heimatstadt noch vor den sich anbahnenden Veränderungen filmisch einzufangen. Mit drei befreundeten Filmemachern in Bagdad, Beirut und Berlin teilt Khalid die Zerrissenheit zwischen der Liebe zur Heimat und dem Gefühl der Entfremdung angesichts der politischen Entwicklungen. In der Melancholie der Protagonisten spiegelt sich auch Regisseur Tamer El Saids eigenes Unterfangen, mit seinem Porträt Kairos der Jahre 2009/2010 etwas festzuhalten, was bald darauf unwiederbringlich verschwunden sein wird.

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Tamer El Said legt sein Stadtporträt als Reflexion darüber an, ob und wie sich der Geist einer Stadt mit den Mitteln des Films einfangen lässt. Seine Darstellung Kairos fällt entsprechend vielschichtig aus, bleibt zwangsläufig Zum Inhalt: fragmentarisch und durch den Zum Inhalt: subjektiven Blick des Protagonisten atmosphärisch gefiltert. Die Grenze zwischen Fiktion und Zum Inhalt: Dokumentarischem verschwimmt vielfach: Tamer El Saids reale Wohnung dient im Film als Wohnung seines Alter Egos Khalid, sein libanesischer Kameramann Bassem Fayad spielt auch im Film den befreundeten Kollegen aus Beirut. Gleichzeitig fügen sich Khalids Aufnahmen immer wieder nahtlos und stilistisch kaum unterscheidbar in die Erzählung ein. Die lose Dramaturgie des Films lässt Raum für non-fiktionale Elemente: Die bewegte Zum Inhalt: Handkamera verliert ihre Protagonisten immer wieder zugunsten von vorgefundenen Alltagsmomenten aus den Augen. Ihr Blick wirkt durch den Einsatz von Zum Inhalt: Zooms und Zum Inhalt: Unschärfen dokumentarisch, gleicht dem einer wachen Beobachterin und nachdenklich Suchenden.

Die Darstellung Kairos im Film bietet zahlreiche Anknüpfungspunkte, um das gesellschaftliche und politische Klima in Ägypten vor der Revolution 2011 im Unterricht zu behandeln. Zentral sind etwa die Allgegenwärtigkeit der Religion und die Rolle der Zum Inhalt: Medien als Propaganda-Instrument. Hier lässt sich eine Diskussion darüber anschließen, welche Position der Film dem Gezeigten gegenüber einnimmt und inwiefern er als politisch verstanden werden kann. Auf die Bedeutung der Kamera als Mittel zur (historischen) Zeugenschaft kann in Anlehnung an die Reflexionen im Film eingegangen werden. Seine ausgeklügelte Ästhetik macht den Film als Stadtporträt für eine formale Analyse besonders wertvoll. Beachtlich ist dabei der Grenzgang zwischen den Filmgattungen des Fiktionalen, Dokumentarischen und Essayistischen sowie die fragmentarische Form, die dem thematischen Topos des "Scheiterns an der Stadt" entspricht.

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