Paula ist in Aufruhr. Die stille Siebzehnjährige hat sich verliebt, in ihre Klassenkameradin Charlotte, die so süß lächelt. "Die steht ganz fix auf dich!", macht die beste Freundin Mut. Vielleicht hat sie ja recht. Denn auch Charlotte schaut manchmal im Unterricht verstohlen rüber zu Paula. Das ganze Programm: vom verlegenen Lächeln über zufällige Berührungen und schließlich eine Verabredung zum Konzert. Die Sache hat allerdings einen Haken: Charlotte ist mit Michael zusammen, sie sind das Traumpaar der Schule und schon deshalb glaubt sich Paula chancenlos. Zugleich hoffen andere wiederum bei Paula landen zu können: Die forsche Lilli, um keinen doppeldeutigen Spruch verlegen, macht ihr Avancen und in dem etwas verschrobenen Tim hat sie einen hingebungsvollen Verehrer, mit dessen Gefühlen sie unwissentlich spielt.

Siebzehn, Trailer (© Edition Salzgeber)

Die österreichische Regisseurin Monja Art erzählt in ihrem Debütfilm "Siebzehn" einfühlsam und unaufgeregt von der ersten oder zweiten Liebe und den damit einhergehenden Konflikten. Dabei entwirft sie das realitätsnahe Porträt eines Mädchens und seiner Lebenswelt irgendwo in Niederösterreich (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set). Viel ist in dem Provinzort nicht los, aber er ist für Paula und ihre Clique der Mittelpunkt der Welt. Im Gegensatz zu dem österreichischen Drama Zum Filmarchiv: "Einer von uns", das 2016 den Max-Ophüls-Preis gewonnen hat, zeichnet der sommerlich leutende Film (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung) jedoch ein positives Bild: Die Heranwachsenden in "Siebzehn" haben Freundschaften, Interessen, Pläne und Perspektiven, wenngleich es nicht alle einfach haben. So wie Paula, deren Vater psychisch krank ist. Ihre Sicht nimmt der Film überwiegend ein. Vermittelt wird ihr Innenleben einerseits durch Zum Inhalt: Subjektiven und Traumbilder, aber auch durch die Kombination langsamer Zum Inhalt: Plansequenzen und schneller Szenenwechsel (Glossar: Zum Inhalt: Montage). Die Zum Inhalt: Musik spielt eine besondere Bedeutung, nicht nur als Bestandteil der jugendlichen Lebenswelt, sondern auch als Spiegel der Gefühlslagen.

Monja Art erzählt – mithilfe eines natürlich wirkenden Schauspieler-Ensembles – vom Jungsein in der Provinz und bemüht sich dabei um größtmögliche Nähe zu den Heranwachsenden. Im Fach Deutsch bietet es sich daher an, die Erzählperspektive und -haltung der Filmemacherin zu untersuchen, und danach zu fragen, wie es gelingt, dass man förmlich in die Geschichte hineingezogen wird. Eine Figurenanalyse kann hier hilfreich sein, während in dramaturgischer Hinsicht die Wendepunkte und Cliffhanger des Films mit dem seriellen Erzählen aktueller TV-Serien vergleichbar sind. Herrscht im Klassenverband eine offene Gesprächssituation, können die Schüler/-innen etwa im Ethik-Unterricht auch Bezüge zur eigenen Situation herstellen und Fragen zu Identität und Lebensentwürfen besprechen. Dabei wäre besonders interessant, inwiefern sie etwa das Miteinander der Jugendlichen im Film bewerten, das in Bezug auf Sexualität durch eine große Offenheit geprägt ist. Dass Paula auf Mädchen steht, wird im Film – ähnlich wie in André Téchinés Zum Filmarchiv: "Mit siebzehn" – niemals problematisiert.

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