Wikström und Khaled sind zwei Menschen in Helsinki, die nichts verbindet. Der eine, ein finnischer Handelsvertreter mittleren Alters, sucht gerade einen Neuanfang als Restaurantbetreiber. Der andere, ein syrischer Flüchtling aus den Trümmern von Aleppo, rettet sein nacktes Leben. Als sie sich in Wikströms Restaurantküche begegnen, setzt es erstmal Kinnhaken. Dann aber hilft Wikström, so gut er kann: Der junge Mann, dessen Asylantrag inzwischen abgelehnt wurde, bekommt von ihm einen Job als Putzhilfe und gefälschte Papiere. Auch bei der Wiedervereinigung mit Khaleds auf der Flucht verschollener Schwester macht Wikström sich nützlich. Im hohen Norden setzen einfache Menschen ein Zeichen der Solidarität und Mitmenschlichkeit, das keiner Erklärung bedarf.

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Der finnische Regisseur Aki Kaurismäki überzeugt in seinem bereits 18. Spielfilm durch seine unveränderlichen Markenzeichen: seinen äußerst trockenen Humor und eine minimalistische, oft bühnenhaft wirkende Bildsprache (Glossar: Zum Inhalt: Inszenierung). So erinnern Khaleds Erlebnisse im Aufnahmelager für Geflüchtete, die Ablehnung seines Asylantrags vor Gericht oder auch die nächtliche Bedrohung durch ausländerfeindliche Neonazis zuweilen an das absurde Theater. Diesen humorvoll-melancholischen Effekt erzielt der Filmemacher durch meist statische Kameraeinstellungen
(Glossar: Zum Inhalt: Bildkomposition), minimales Schauspiel und eine aufs Nötigste reduzierte Tonspur
(Glossar: Zum Inhalt: Tongestaltung/Sound-Design). Die Sprachschwierigkeiten löst er durch beredtes Schweigen, was seinem bekanntermaßen wortkargen Stil entgegenkommt. Als musikalische Untermalung
(Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik) dieser lakonischen Filmsprache dienen gelegentliche Auftritte einer Rentnerband und die kaum beschwingtere, finnische Spielart des Tango – ein Importprodukt in Moll.

Auf sehr eigenwillige Art streift der Film wesentliche Aspekte zum Themenfeld Flucht: Asyl und Bürokratie, Hilfsbereitschaft und Ablehnung von Flüchtlingen durch die einheimische Bevölkerung, die Sorge um zurückgelassene Angehörige. Kaurismäkis Kunst besteht darin, den einzelnen Menschen in den Mittelpunkt zu stellen und in seinen eigenen filmischen Kosmos zu integrieren. Im Politik-, Sozialkunde- oder Ethikunterricht können in einer Figurenanalyse die Handlungsmotive beider Seiten erörtert werden: Unter welchen Bedingungen treten die aus der Masse gelösten Charaktere in einen vorurteilsfreien Dialog? Wie wird, auch durch filmsprachliche Mittel, Solidarität als selbstverständlicher Akt artikuliert? Gerade durch seine Reduktion humaner Existenz auf deren Grundlagen eignet sich der Film zur Diskussion schwieriger Begriffe wie Toleranz, Solidarität und Menschenwürde.

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