Lee Chandler ist kein Mann vieler Worte. Ungerührt erledigt er seine Arbeit als Hausmeister in Quincy, kümmert sich um verstopfte Toiletten und tropfende Wasserhähne und lebt allein in bescheidenen Verhältnissen. Er hat sich der Welt verschlossen. Doch das war nicht immer so. Einst hatte er ein Leben mit Frau, Familie und Freunden, mit einem Haus, Angelausflügen und Trinkgelagen. Damals lebte er in dem kleinen Küstenort Manchester-by-the-Sea und dorthin wird er zurückgerufen, als sein Bruder Joe im Sterben liegt. Erst nach dessen Tod erfährt Lee, dass Joe ihn zum Vormund seines 15-jährigen Sohnes Patrick bestimmt hat. Eine Aufgabe, der sich Lee nicht gewachsen fühlt, der er sich aber genauso stellen muss wie den Erinnerungen an die traumatischen Ereignisse, die ihn vor Jahren aus seiner Heimatstadt fortgetrieben haben.

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In "Manchester by the Sea" entwirft Zum Inhalt: Drehbuchautor und Regisseur Kenneth Lonergan das Psychogramm eines Mannes, der an seiner Vergangenheit schwer trägt, in der Gegenwart aber seiner Rolle als Ersatzvater für seinen Neffen Patrick gerecht werden muss. Behutsam führt der Film sein Publikum an die Hauptfigur heran, die von Casey Affleck eindrücklich gespielt wird, und legt deren Persönlichkeit Schicht um Schicht frei. Dabei spielen Lees Erinnerungen in Form von Zum Inhalt: Rückblenden eine für das Verständnis entscheidende Rolle. Sie prägen, auch durch heitere Momente, den Erzählrhythmus. Komische Zum Inhalt: Szenen birgt zudem die zentrale Konfrontation zwischen Patrick und seinem Onkel, die ganz unterschiedliche Bedürfnisse haben und sich erst annähern müssen. So erweist sich "Manchester by the Sea" trotz Themen wie Trauer und Verlust keineswegs als bedrückendes Drama, sondern erzählt voller Empathie von zwischenmenschlichen Beziehungen, von Liebe und Verantwortung und von Schmerzen, die einem widerfahren können.

"Manchester by the Sea" erkundet die Frage, wie Lee mit seiner tief empfundenen Schuld umgeht und bietet damit in den Fächern Ethik und Religion gute Ansatzpunkte zur Diskussion. Welchen Weg der Auseinandersetzung oder gar der Sühne hat Lee gewählt und welche Alternativen könnten sich ihm bieten? Dabei kann auch hinterfragt werden, warum er wiederholt handgreiflichen Streit sucht. Ebenso spannend ist es, die Beziehung zwischen Lee und seinen Neffen zu analysieren. In diesem Zusammenhang können die verschiedenen Positionen und Erwartungshaltungen identifiziert und darüber gesprochen werden, ob sie nachvollziehbar sind. Interessant ist auch die Frage, ob die Erwachsenen ihren Rollen als Onkel oder Mutter gerecht werden und was sich Patrick von ihnen wünscht. Spannend ist weiterhin das Ende dieses Independentfilms. Wie bewerten die Schülerinnen und Schüler den Ausgang der Geschichte und Lees Konfliktlösung? Filmsprachlich bietet sich eine Analyse der Kameraarbeit an, die immer wieder Impressionen von Natur- und Stadtlandschaften einfängt. Was will der Regisseur mithilfe dieser Bilder vermitteln? Welche Aussagen trifft er zudem über das Leben in der Stadt und über die Gemeinschaft der dort lebenden Menschen?

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