Im Jahr 2009 kam es in der iranischen Atomanlage Natans zu rätselhaften Ausfällen. Ein Jahr später ging der Computerwurm Stuxnet, entdeckt von einem weißrussischen Antiviren-Experten, durch alle Medien. Handelte es sich um die neueste Waffe im Cyberkrieg? Der Zum Inhalt: Dokumentarfilm "Zero Days" fragt nach den Urhebern und bestätigt bisherige Vermutungen: Stuxnet wurde von den Geheimdiensten der USA und Israels gemeinsam entwickelt, um das iranische Atomprogramm zu sabotieren. Der Iran wiederum rächte sich, als Warnsignal, mit einem ebenso spektakulären Hacker-Angriff auf US-Banken. Die wahren Gefahren solcher Cyber-Attacken sind allerdings kaum abzusehen. Die virtuelle Kriegsführung, ein weltweites Sicherheitsrisiko, unterliegt auf allen Seiten strengster Geheimhaltung, aber keinerlei Kontrolle.

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Der renommierte Dokumentarfilmer Alex Gibney ("Enron – The Smartest Guys in the Room" , 2005) stellt sich der Aufgabe, ein abstraktes Thema anschaulich aufzuarbeiten. Aufwendige Grafikdesigns visualisieren den Cyberspace, um den vielen Interviews mit Experten/-innen (Glossar: Zum Inhalt: Talking Heads) aus Politik, Geheimdiensten und Hackerszene einen szenischen Hintergrund zu verschaffen. Neben diesem offenkundigen Provisorium erlauben historische Archivbilder (Glossar: Zum Inhalt: Found Footage) eine Einordnung der Geschehnisse. Gibneys Kronzeugin ist eine unkenntlich gemachte Whistleblowerin, die aus der Praxis berichtet. In kompakter Form schildert der Film die fatale Entwicklung des Konflikts zwischen den USA und Iran seit den 1970ern: Nach der Iranischen Revolution 1979 erwies sich die anfängliche Förderung des Atomprogramms durch die USA als Bumerang. Die Bedrohung Israels durch das iranische Regime in den Jahren vor Stuxnet wird anschließend ebenso behandelt wie das iranische Interesse an einer friedlichen Nutzung der Atomkraft. Um Fairness nach allen Seiten bemüht, zeichnet der Film das komplexe Bild einer prekären Lage.

Die Gefahren des Cyberwars werden von den Experten/innen deutlich benannt: In der Hand von autoritären Regimen oder Terrorgruppierungen wären Computerwürmer eine gefährliche Waffe. Der Quellcode für Stuxnet ist bereits frei zugänglich. Interessantes Anschauungsmaterial für den Politik- und Geschichtsunterricht bilden die diplomatischen Bemühungen um internationale Abkommen und Konventionen. Das wesentliche Hindernis hierfür bildet die Geheimhaltungspraxis der beteiligten Länder – über Stuxnet wird nicht geredet. Die gesellschaftliche Diskussion wird dadurch unmöglich. In diesem Zusammenhang können Schüler/-innen auch über ihren privaten Umgang mit digitalen Daten und Sicherheitslücken diskutieren. Ein weiteres aktuelles Thema ist der Umgang der Geheimdienste mit Whistleblowern. So entpuppt sich die unbekannte Hauptzeugin schließlich als Schauspielerin (Glossar: Zum Inhalt: Schauspiel). Auch der Film musste seine Quellen geheim halten.

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