Der Aufstieg von Amy Winehouse war steil, ihr Absturz umso tiefer. Einige Jahre hielt die Welt den Atem an: Zunächst wegen ihrer bewegenden Songs und einzigartigen Stimme, später wegen unzähliger Skandale, den Drogen- und Alkoholexzessen. Schließlich weidete sich die Öffentlichkeit voyeuristisch am tragischen Schicksal des Popstars – bis zu Winehouse’ Tod an einer schweren Alkoholvergiftung im Alter von nur 27 Jahren. "Amy" zeichnet ihr kurzes Leben mit vielen Einblicken in das Privatleben und in ihre Karriere nach. Auch wenn der Zum Inhalt: Dokumentarfilm seiner Protagonistin dabei bisweilen schmerzhaft nahe kommt, läuft er nie Gefahr, die Tragik seiner Protagonistin zu glorifizieren.

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Regisseur Asif Kapadia stützt sich auf über 100 Interviews mit Freunden, Verwandten, und Musikerkollegen/-innen, verzichtet aber wie schon in seinem preisgekrönten Formel Eins-Dokumentarfilm "Senna" auf die üblichen Zum Inhalt: Talking Heads. Stattdessen kontrastiert er die Aussagen aus dem Zum Inhalt: Off mit einer Zum Inhalt: Montage aus Archivaufnahmen von Konzerten und Fernsehauftritten sowie bislang größtenteils unveröffentlichte Familienvideos. Die Bilder und Tondokumente ergründen die verletzliche junge Frau hinter dem glamourösen Star: zu hören sind intime Mailbox-Nachrichten, die Privataufnahmen zeigen eine unverstellte und buchstäblich ungeschminkte Winehouse mit ihren Freundinnen. So wird das Leben von Winehouse, ihre Achterbahnkarriere vom bulimiekranken Teenager zum umjubelten Weltstar und schließlich ihr von der Boulevardpresse begleiteter Niedergang, auf erschütternde Weise lebendig. Eingeblendete Songtexte verdeutlichen zudem, wie die Songwriterin Winehouse ihr Leben in ihren Liedern verarbeitete.

Die große Popularität von Amy Winehouse besonders unter jungen Mädchen macht "Amy" zu einer guten Grundlage, um die Funktion von Rollenbildern und die Inszenierung von Popstars in den Medien zu diskutieren. Der Dokumentarfilm beschreibt am Beispiel der Berichterstattung über Winehouse die Gefahren eines Prominentenkults und den privaten Druck, dem berühmte Persönlichkeiten in den Medien ausgesetzt sind. Die Schülerinnen und Schüler können über eigene Erfahrungen mit ähnlichen sozialen Dynamiken (peer pressure) und Erwartungshaltungen im Schulalltag und in der Freizeit sprechen. Im Englisch-Unterricht bieten sich die autobiografischen Songs für eine Analyse an. Bei der Interpretation der Texte gilt es jedoch, zwischen Künstlerin und Privatperson zu unterscheiden. Zuletzt fungiert der Dokumentarfilm selbst als schönes Anschauungsobjekt: Eine Untersuchung der unterschiedlichen Quellen ist ebenso interessant wie die Frage, mit welchen Mitteln Regisseur Kapadia eine sensationsheischende Darstellung von Winehouse' Leben vermeidet.

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