Der Dramatiker und Dichter Thomas Brasch (1945-2001) führte sein Leben in ständiger Opposition – in zwei politischen Systemen und auch in der eigenen Familie. Nach einer Flugblattaktion gegen den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen in Prag 1968 verriet ihn der eigene Vater, damals stellvertretender Kulturminister der DDR, an die Staatssicherheit. In der DDR mit Publikationsverbot belegt, übersiedelte er 1977 als Unterstützer des Liedermachers Wolf Biermann in die Bundesrepublik. Auch im Westen eckte er an, wollte sich mit der Vereinnahmung als "politischer Dissident" nicht abfinden. Die Verdrängung des Holocaust, die er in vieldiskutierten Theaterstücken und später auch in Filmen reflektierte, war dem Sohn deutsch-jüdischer Emigranten ein Gräuel. Nach dem Mauerfall zog er wieder in den Osten Berlins, wo er 2001 nach langer Krankheit starb.

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Der Zum Inhalt: Dokumentarfilm veranschaulicht das Leben und Denken dieses rastlosen Geistes in einer losen Zum Inhalt: Montage aus Interviews, Fernsehauftritten, Theateraufführungen und Filmausschnitten. Höhepunkte bilden Braschs skandalträchtige Dankesrede zur Verleihung des Bayerischen Filmpreises 1981 für sein Regiedebüt "Engel aus Eisen" (Deutschland 1980) – neben einem lächelnden Franz-Josef Strauß – und die Dreharbeiten zu seinem Film "Der Passagier – Welcome to Germany" (Deutschland, Schweiz, Großbritannien 1988) mit Hollywoodstar Tony Curtis. Regisseur Christoph Rüter, ein Freund des Dichters, meldet sich in nur wenigen Kommentaren (Glossar: Zum Inhalt: Voiceover) zu Wort. Das sehr persönlich gehaltene Porträt beruht nicht zuletzt auf Braschs Videotagebüchern und Interviews, die Rüter mit Brasch in dessen letzten Lebensjahren führte. Seinen lebenslangem Alkohol- und Zigarettenkonsum vor der Kamera fortsetzend, schwankt der Künstler hier zwischen rebellischer Selbstinszenierung und Einsamkeit.

Über die Verknüpfung von Privatem und Politischem erlaubt der Film aufschlussreiche zeitgeschichtliche Einblicke in das kulturelle Leben beider deutscher Staaten zur Zeit des Kalten Krieges. Thomas Brasch verkörpert einen Typus des Intellektuellen, den es in der heutigen Medienlandschaft nicht mehr gibt. Für Schülerinnen und Schüler ist dieser schwierige Charakter sicher nicht leicht zugänglich, seine Poesie ("Der Schädel ist ein keimfreies Schlachtfeld") ist mitunter schwer verdaulich. In Prosa und Film setzte sich Brasch wiederholt mit dem deutschen Nationalsozialismus, aber auch – oftmals vor dem Hintergrund der eigenen Biografie – mit der gesellschaftlichen Situation in der DDR und in der Bundesrepublik auseinander. Als Beispiel kritischen Denkens jedoch fordert dieser zugleich sensible, sich selbst in Frage stellende Künstler zur Diskussion auf.

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