Im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg betreibt Zinos ein schlichtes Fast-Food-Restaurant namens Soul Kitchen. Um der drohenden Pleite zu entgehen, engagiert er den ambitionierten Spitzenkoch Shayn und vergrault damit auch noch die letzten Stammgäste, die mit seinem Friteusenessen aus Backfisch und Calamari bestens zufrieden waren. Frustriert überschreibt Zinos den Laden an seinen Bruder Illias, einen Kleinkriminellen, um seiner Freundin Nadine nach Shanghai nachzureisen. Doch just in diesem Moment entwickelt sich das Soul Kitchen zum angesagten Szene-Lokal. In der schäbigen Fabrikhalle wird jede Nacht gefeiert. Als das Finanzamt und ein windiger Immobilienspekulant auf den Plan treten, überstürzen sich die Ereignisse.

Nach ernsthaften Dramen wie (Deutschland 2003) Zum Filmarchiv: "Auf der anderen Seite" (Deutschland 2007) inszeniert der preisgekrönte Regisseur Fatih Akin mit Soul Kitchen seine erste Komödie. Zugleich gelingt ihm eine Neudefinition des Heimatfilms. Das titelgebende Lokal ist ein Ort, an dem Menschen unterschiedlichster Herkünfte zusammen essen, trinken und feiern. Der Begriff Heimat bezeichnet somit ein multikulturelles gemeinsames Lebensgefühl. Dieses vermittelt der Film durch die elegant-dynamischen Bilder einer äußerst beweglichen Zum Inhalt: KamerabewegungenSchulterkamera, einen schnellen Zum Inhalt: MontageSchnitt, pfiffige Dialoge und die treibende Zum Inhalt: FilmmusikSoul-Musik der 1970er-Jahre. Häufige Schauplatzwechsel tragen ebenfalls zur temporeichen Inszenierung bei. Das unverwechselbare (Nacht-)Leben Hamburgs wird in seiner ganzen energiegeladenen Atmosphäre eingefangen, wobei man den sympathisch-authentischen Darstellern/innen auch manchen Klamauk gerne verzeiht.

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Auf einer ernsthafteren Ebene behandelt der Film das Thema der "Gentrifizierung", also der sozialen Umstrukturierung eines Stadtteils. Im Rahmen von Stadtaufwertung und Immobilienspekulation sind die sozialen Biotope in Vierteln, in denen überwiegend Migranten/innen und Künstler/innen leben, immer häufiger bedroht. Der Film lädt ein zur Diskussion über solche Entwicklungen, obwohl oder gerade weil er diese eher frech-ironisch als sozialkritisch beleuchtet. Im Mittelpunkt stehen allerdings die sozialen Werte von freundschaftlichem und familiärem Zusammenhalt, die nicht zuletzt Heimat definieren. Mit den Schülern/innen kann erörtert werden, was Heimat für sie bedeutet und inwiefern auch ihre eigene Gestaltung von Zusammenleben und Freizeit in soziale Strukturen eingebettet ist.

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