Vielleicht ist der Gegenstand, dem in Alfred Hitchcocks komödiantischem Zum Inhalt: Thriller echte und unechte Spione hinterherjagen, ein guter Hinweis, worum es dem Regisseur im Kern eigentlich geht. Mithilfe eines Mikrofilms will eine Gangsterbande Geheimdienst-Informationen außer Landes schmuggeln. Die Botschaften darauf bleiben – so viel lässt sich ohne zu spoilern sagen – irrelevant; ein klassischer Zum Inhalt: MacGuffin. Das Objekt der Begierde ist in diesem Film also ironischerweise vor allem eins: ein Film.

Ein Thriller als "pures Kino"

Hitchcock selbst hat mehrfach den Ausdruck "pure cinema" gewählt, um die Utopie seiner eigenen Filmästhetik zu beschreiben. "Pures Kino besteht aus sich ergänzenden Filmelementen, die so zusammengefügt werden, wie Musiknoten eine Melodie ergeben." [Peter Bogdanovich: The Cinema of Alfred Hitchcock, The Museum Of Modern Art, New York 1963, Übers. d. Autors] In "Der unsichtbare Dritte" verfolgt er diese Idee mit einem Feuerwerk des Zum Inhalt: Suspense: Es gibt Agenten und Doppelagenten, Verwechslungen und Entführungen, Verfolgungsjagden mit Zug, Auto und Flugzeug, echte und vorgetäuschte Mordfälle, ein Komplott im UN-Hauptquartier und eine Last-Second-Rescue auf dem Mount Rushmore.

Die Story zusammenzufassen, die all diese filmischen Einfälle zusammenhält, hat Hitchcocks französischer Zum Inhalt: Regie-Kollege François Truffaut einst als "nahezu unmöglich" bezeichnet. Roger Thornhill, Manager einer New Yorker Werbeagentur, wird von einer Gangsterbande entführt, die ihn fälschlich für den Geheimagenten George Kaplan hält. In Wirklichkeit ist Kaplan aber keine Person, sondern ein erfundener Köder der Sicherheitsbehörden. Thornhill kann zunächst entkommen, wird dann aber in eine Falle gelockt und verdächtigt, einen UN-Diplomaten ermordet zu haben. Fortan sind dem Businessman, der immer noch mit Kaplan verwechselt wird, nicht nur Gangster, sondern auch Polizei und Geheimdienst auf der Spur.

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Sinn für das Absurde – Gespür für den Suspense

Als Protagonist ist Roger Thornhill auf den ersten Blick ein Einfaltspinsel, ein "empty suit", dem Hollywood-Star Cary Grant jedoch eine lässige Eleganz verleiht. So erinnert der Flirt im Nachtzug zwischen Thornhill und der mysteriösen Eve Kendall mit seinen stylishen Dekors (Glossar: Zum Inhalt: Production Design) und der doppelbödigen Dialoge schon an die spätere "James-Bond" -Reihe (GB ab 1962). Natürlich ahnt Thornhill nicht, dass Kendall als Doppelagentin gegen den Gangsterboss Vandamm ermittelt. Für wen? "FBI, CIA, ONI … Wir schwimmen alle in der gleichen Buchstabensuppe", so der Geheimdienstchef. Hitchcock selbst sagte zur bewusst willkürlichen Handlung seines Films: "Den Sinn für das Absurde praktiziere ich wie eine Religion." Folgerichtig beschreibt auch der Originaltitel "North by Northwest" eine Richtung, die sich in dieser Form auf keinem Kompass findet.

Einen besonderen Platz in der Filmgeschichte hat die sogenannte Maisfeld- Zum Inhalt: Szene eingenommen. An einer Landstraße wartet Thornhill vergeblich auf ein Treffen mit Kaplan, stattdessen wird er von einem Angriff durch ein Flugzeug überrascht. Nicht nur das für einen Mordanschlag unkonventionelle Setting (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set), ein offenes Feld am helllichten Tag, hat die Zum Inhalt: Sequenz berühmt gemacht. In fast zehn Minuten und 133 Einstellungen erzeugen Hitchcock und sein Editor (Glossar: Zum Inhalt: Montage) George Tomasini Spannung durch eine geduldige Erkundung des filmischen Raums und einen genau gesetzten Wissensvorsprung der Zuschauer/-innen gegenüber der Figur. Mit atmosphärischer Zum Inhalt: Tongestaltung, wortkargen Dialogen und einem erst zum Höhepunkt einsetzenden Score (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik) steht die Szene beispielhaft für Hitchcocks "pures Kino" und inspiriert Suspense-Erzählungen in Film und Serien bis heute.

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