Kategorie: Unterrichtsmaterial
"Der Untergang" – Arbeitsblatt
Ein Arbeitsblatt zum Film "Der Untergang" für die Fächer Deutsch, Geschichte, Politik, Ethik, ab 9. Klasse, ab 14 Jahren
Arbeitsblatt zu "Der Untergang"
Fächer: Deutsch, Geschichte, Politik, Ethik, ab 9. Klasse, ab 14 Jahren
Vor der Filmsichtung:
a) Arbeitet allein und formuliert eure Antworten stichpunktartig:
Über die Zeit des Nationalsozialismus ist mir Folgendes bekannt:
Zeitraum | |
---|---|
Ereignisse | |
Ursachen | |
Folgen | |
Ideologie | |
Personengruppen | |
Personen und ihre Taten |
Noch mehr wissen würde ich gerne über:
b) Tauscht euch über eure Ergebnisse aus Aufgabe a) aus und vervollständigt mit Hilfe eurer Lehrerin/eures Lehrers eure Antworten.
c) Arbeitet im Tandem. Sammelt zu einer Person Informationen und erstellt eine Kurzbiografie. Die Kurzbiografien sollen vor allem aufzeigen, welche Rolle die Personen im System des Nationalsozialismus innehatten und welche Taten ihnen zuzuschreiben sind.
• Eva Braun
• Magda Goebbels
• Joseph Goebbels
• Adolf Hitler
• Traudl Junge
• Albert Speer
• Ernst-Günther Schenck
• Heinrich Himmler
d) In einem Interview im Zum externen Inhalt: Spiegel (öffnet im neuen Tab) äußerte sich der Filmproduzent Bernd Eichinger zum Film "Der Untergang" wie folgt:
"Wir machen einen großen epischen Film fürs Kino. Allerdings halten wir uns dabei streng an die Dokumente. An Stenogramme der Lagebesprechungen und an die Aufzeichnungen von Zeitzeugen. Was historisch nicht belegt ist, kommt nicht vor. [...] Ich denke, unser Film wird authentischer als alle vorherigen."
Was haltet ihr vom Anspruch des Filmschaffenden, einen "authentischen" Film machen zu wollen, d.h. reale Geschehnisse möglichst so darzustellen, wie sie passiert sind. Diskutiert im Plenum, inwieweit eine authentische Darstellung im Film möglich ist und warum dies Eichinger wichtig sein könnte. Tauscht euch aus, welche filmästhetischen Mittel ihr einsetzen würdet, um einen Film so authentisch wie möglich wirken zu lassen. Im Zum Inhalt: Glossar von kinofenster.de findet ihr eine Übersicht über mögliche filmästhetische Mittel.
Während der Filmsichtung:
e) Achtet während der Filmsichtung arbeitsteilig auf Folgendes:
Gruppe A:
Welcher Zeitraum des Nationalsozialismus kommt vor und welche Ereignisse und Schauplätze?
Was erfährt man über die Ursachen und Folgen des Krieges?
Gruppe B:
Was erfährt man über die nationalsozialistische Ideologie?
Welche Personengruppen und Personen kommen vor und welche Handlungen führen sie aus?
Alle: Mit welchen filmästhetischen Mitteln versucht der Film, Authentizität zu suggerieren?
Hinweis: Macht euch während und unmittelbar nach der Filmsichtung stichpunktartige Notizen.
Nach der Filmsichtung:
f) Tauscht euch darüber aus, wie ihr den Film erlebt habt. Gibt es z.B. etwas, das euch besonders berührt oder schockiert hat bzw. gefallen/gar nicht gefallen hat?
g) Tauscht euch im Plenum über die Ergebnisse aus Aufgabe e) aus und ergänzt ggf. eure Beobachtungen.
h) Vergleicht nun eure Ergebnisse aus Aufgabe e) mit den Aufgaben, die ihr vor der Filmsichtung bearbeitet habt.
eure Ergebnisse | im Film Gezeigtes/Eingesetztes | |
---|---|---|
Zeitraum Nationalsozialismus | ||
Ereignisse | ||
Ursachen | ||
Folgen | ||
Ideologie | ||
Personengruppen | ||
Personen und ihre Taten | ||
Filmästhetische Mittel |
Welche, insbesondere auch ethische(n) Frage(n), stellen sich mit Blick auf den von den Filmschaffenden deklarierten "Authentizitätsanspruch" des Films?
i) Die Reaktionen auf den Film fielen unterschiedlich aus. Hier eine Auswahl. Lest euch die Ausschnitte der Kritiken gemeinsam durch, besprecht sie und klärt Verständnisfragen.
1. Andreas Borcholte (Zum externen Inhalt: Der Spiegel (öffnet im neuen Tab))
"Im Unerklärlichen und Unerklärten liegt üblicherweise die Chance des Filmemachers, seine eigene Version zu propagieren, historisch belegt oder frei erfunden - das ist nebensächlich. Doch es ist eben nicht möglich, Hitler, Goebbels oder selbst Traudl Junge als Helden in einem emotionalen Kinodrama zu inszenieren.
Sein notwendiger Rückzug vor jeder Wärme, Epik und Interpretation macht "den Untergang"
zu einem letztlich überflüssigen Film. Für die banale Erkenntnis, dass das Böse im Menschlichen existiert, hätte es keiner 13 Millionen Euro teuren Kinoproduktion bedurft, die auf der Leinwand so harmlos und flach wie ein besserer TV-Zweiteiler wirkt."
2. Wim Wenders (Zum externen Inhalt: Die Zeit (öffnet im neuen Tab))
"[…] Wessen Sicht transportiert dieser Film? Warum dürfen wir Hitler und Goebbels nicht sterben sehen? Werden sie durch das Nichtzeigen nicht erst recht zu mythischen Figuren? Warum verdienen sie einen so würdigen Abgang, während alle anderen guten und schlechten Deutschen abgeknallt werden? Was für ein Verdrängungsvorgang entspinnt sich da vor unseren Augen? Oder kriegen wir diese Szenen später nachgeliefert, als Zusatzmaterial auf der DVD? […]
Der Film hat von allem keine Meinung, vor allem nicht vom Faschismus oder von Hitler. Er überlässt den Zuschauern die Haltung, die er selbst nicht hat oder höchstens vortäuscht. […]
Und was in den Schlusstiteln geschieht, spottet dann jeder Beschreibung. Sie beginnen mit dem Datum der Kapitulation, klären uns dann auf über die sechs Millionen Juden, von denen der Film nicht gehandelt hat, nicht handeln wollte oder konnte, und führt dann, unterlegt mit derselben Musik, die alles einebnet, auch über zu den Privatschicksalen aller Menschen und Unmenschen, denen wir für einen Zeitraum von zwölf Tagen haben zuschauen dürfen. Himmler und Göring haben dieselben Tafeln wie alle anderen Kriegsverbrecher, wie die netten Menschen, Traudls und Peterles und Millionen Namenlosen, und so finden sich Verführer und Opfer zum Schluss noch einmal in der beliebigen Haltungslosigkeit vereint, die diesen Film so unglaublich ärgerlich macht. Allein der Mangel an Erzählhaltung führt die Zuschauer in ein schwarzes Loch, in dem sie auf (beinahe) unmerkliche Weise dazu gebracht werden, diese Zeit doch irgendwie aus der Sicht der Täter zu sehen, zumindest mit einem wohlwollenden Verständnis für sie."
3. Frank Schirrmacher (Zum externen Inhalt: Frankfurter Allgemeine Zeitung (öffnet im neuen Tab))
"Eichingers Film "Der Untergang"
ist ein Meisterwerk. Es fällt einem kein anderer Begriff ein. […]
Bernd Eichinger also hat geschafft, was vor ihm noch keinem gelang: Er hat Hitler ein zweitesmal erfunden. Er hat Hitler damit, so sonderbar es klingt, zum erstenmal kontrollierbar gemacht; zum erstenmal ist es möglich, Hitler in einen Kontext zu stellen, den er uns nicht postum vorschreibt, sei es durch die Wochenschauaufnahmen, die Tischgespräche - oder negativ durch die Abwesenheit jeglicher persönlicher Aufzeichnungen. Das ist an sich schon ein unglaublicher Vorgang. Ohne Bruno Ganz kaum denkbar. Aber es ist nur ein Aspekt der Intelligenz dieses Werks.
Noch bemerkenswerter aber ist, wie Eichinger es gelang, die Erinnerungsliteratur so sehr zu verdichten, daß jede einzelne Millimeter-Sequenz dieses Films, die man aufhebt, um sie näher anzuschauen, so wirkt, als würde sie Tonnen wiegen. […]
Man hat gesagt, Eichingers Film leiste nichts zum Verständnis des "Dritten Reichs". Wir sollten die Antwort auf diese Frage vertagen. Denn er leistet zunächst etwas zur Aufklärung über das, was war. Wenn das dazu führt, daß Menschen sich den Büchern von Joachim Fest, Ian Kershaw oder Sebastian Haffner zuwenden, ist viel erreicht. Das Interesse der Menschen gewinnt man nur durch Geschichten. Und Eichingers Film wird in Deutschland ein neues, überwältigendes Interesse an dem, was war, wachrufen. […]
Eichinger hat etwas durchbrochen. Ist das schon die ‚Normalität‘? Da Eichinger in der Tat der erste Künstler ist, der sich von Hitler nichts mehr vorschreiben läßt, ist es ein Akt von Normalisierung. Und damit ist "Der Untergang" nicht nur ein großes Kunstwerk, sondern ein wichtiges Datum unserer Verarbeitungsgeschichte. […]"
4. Georg Seeßlen (Zum externen Inhalt: www.filmportal.de (öffnet im neuen Tab))
""Der Untergang" schildert das Ende des Krieges nicht als Befreiung, sondern als tragische Abfolge von Selbstzerstörung, Opfer und Wiedergeburt. Das ist eine große Lüge, selbst wenn sie aus lauter kleinen Wahrheiten zusammengesetzt ist. Der Faschismus hat keinen Untergang, der Faschismus ist Untergang. Von jenem Anfang an, dessen Ausblendung das Ende in falschem Schicksalsglanz leuchten lässt.“
j) Sucht euch nun in Einzelarbeit eine oder zwei Kritiken aus, die ihr am überzeugendsten findet und notiert eure Begründung. Lest euch eure Ergebnisse anschließend wechselseitig vor.
Wählt nun einen der beiden Arbeitsschritte aus:
k) Veranstaltet eine Podiumsdiskussion mit der Streitfrage: "Der Untergang" – notwendiger filmischer Beitrag zur deutschen Vergangenheitsbewältigung oder überflüssiger Kassenschlager ohne jeden Erkenntnisgewinn? Es sollen maximal sechs Personen auf dem Podium diskutieren. Wählt zudem eine Moderatorin/einen Moderator. Auch das Publikum wird in die Diskussion miteinbezogen.
l) Würdet ihr den Film eurer Freundin/eurem Freund weiterempfehlen? Begründet eure Empfehlung.