Kategorie: Filmbesprechung
"Roma"
Geschichte einer Familie und ihrer Hausmädchen in Mexiko-Stadt der 1970er

Unterrichtsfächer
Thema
Mexiko, 1970. Sofia, ihre Mutter Teresa und ihr Mann Antonio leben mit vier Kindern in einem geräumigen Haus in Roma (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set), einem der wohlhabenderen Viertel von Mexiko-Stadt. Bei der Familie wohnen außerdem die zwei jungen Frauen Cleo und Adela; sie teilen sich ein Zimmer für Hausangestellte. Beide gehören der indigenen Minderheit der Mixteken an. In stiller Demut kümmert sich Cleo um den Haushalt, aber auch um die Kinder, als wären es ihre eigenen. Sie wird zum Rückhalt für Sofia, als Antonio sich seiner Verantwortung entzieht und die Familie für eine jüngere Frau verlässt. Doch auch Cleo wird von ihrem Freund Fermín, von dem sie ein Kind erwartet, im Stich gelassen. Während die beiden Frauen ohne männliche Unterstützung ihren Alltag bewältigen, erschüttern Landkonflikte und Straßenkämpfe die politischen Verhältnisse.
Oscar®-Preisträger Alfonso Cuarón kehrt nach drei internationalen Zum Inhalt: Blockbuster-Produktionen (unter anderem: "Harry Potter und der Gefangene von Askaban" ) zurück in sein Heimatland. Wie sein letzter mexikanischer Film, das Zum Inhalt: Roadmovie "Y Tu Mamá También" (2001), weist auch "Roma" ein differenziertes Gespür für soziale und ökonomische Machtverhältnisse auf. Vor dem Hintergrund des sogenannten Fronleichnam-Massakers (1971), bei dem paramilitärische Gruppen demonstrierende Studentinnen und Studenten ermordeten, erzählt Cuarón in der dramaturgisch reduzierten Form des Zum Inhalt: Neorealismus von den Alltagssorgen einer Familie. Subtil zeigt seine Zum Inhalt: Mise-en-Scène – meist in sorgfältig komponierten, lang andauernden Totalen (Glossar: Zum Inhalt: Einstellungsgrößen) –, wie Geschlecht, Klasse und ethnische Herkunft das Zusammenleben der Figuren prägen. "Roma" beruht auf den Kindheitserinnerungen des Regisseurs und ist seinem eigenen Kindermädchen Liboria Rodríguez ("Libo") gewidmet, das der Hauptfigur als Vorbild diente. Die kontrastarme, digitale Schwarz-Weiß-Fotografie (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung) des Films betont jedoch gerade die Zeitlosigkeit seiner sozialen Fragen.
"Roma" ist das erste Werk im Verleih des Streaming-Anbieters Netflix, das mit dem Goldenen Löwen in Venedig einen Hauptpreis auf einem der führenden Festivals gewinnen konnte. Zwar ist der Film auch in Deutschland vorab in ausgewählten Kinos zu sehen, die wesentliche Distribution erfolgt jedoch als Video-on-Demand. Zum Einstieg könnten die Schüler/-innen über die Unterschiede dieser Distributions- und Rezeptionsformen nachdenken, indem der Zum Inhalt: Trailer erst auf Tablets und anschließend auf der Leinwand gesichtet wird. Auch wenn der Film eine allgemeingültige Familiengeschichte erzählt, ist zur näheren Beschäftigung gerade in Spanisch eine landeskundlich-historische Einführung empfehlenswert. Neben den oben genannten thematischen Aspekten bietet "Roma" vor allem viel Stoff für eine filmästhetische Analyse: Die Zum Inhalt: Exposition, die innere Zum Inhalt: Montage in den Zum Inhalt: Plansequenzen, der Realismus als filmischer Stil, die Zum Inhalt: Tongestaltung sowie die monochrome Bildgestaltung eignen sich hierfür besonders. Letzteres kann im Kunstunterricht auch praktisch umgesetzt werden, indem die Schüler/-innen zum Beispiel eine eigene Kindheitserinnerung in einer Schwarz-Weiß-Fotografie arrangieren.