"Seit ich denken kann, ist mein Leben eine einzige Gruselgeschichte", sagt die 13-jährige Gideonette. Sie ist überzeugt davon, dass auf ihr der Familienfluch lastet, der angeblich schon vielen Verwandten mit dem Namen Gideon das Leben gekostet hat. Ihr Vater, der sie seine "starke Maus" nennt, hält dies jedoch für Aberglauben. Als er plötzlich stirbt, ist ihre Mutter wie gelähmt vor Trauer. Gideonette soll deshalb für einige Zeit bei ihren Großeltern auf einer Farm (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) leben. Das Mädchen ist alles andere als erfreut, hat sie diese doch schon lange nicht mehr gesehen. Dort angekommen, traut sie sich zunächst kaum aus ihrem Zimmer. Doch dann lernt sie den etwas jüngeren Bhubesi kennen, der sich auf einen langen Flug in einem selbst gebastelten Raumschiff vorbereitet. Sie freundet sich an mit dem Jungen, der nicht sprechen kann, erkundet mit ihm die neue Umgebung und wird gelassener. Als sie auf Aufzeichnungen ihres Vaters stößt, in denen dieser kurz vor seinem Tod seine Ängste festgehalten hat, wird Gideonette wieder an den Fluch erinnert. Es kommt zum Bruch mit Bhubesi, dessen Spiele sie plötzlich für sinnlos hält. Sie ahnt nicht, das Bhubesi dem Tod näher ist als sie.

Ruhig und langsam hat Hanneke Schutte ihren Film inszeniert, der auf einem Roman der Kinder- und Jugendbuchautorin Riana Scheepers beruht (Glossar: Zum Inhalt: Adaption). Die getragene Stimmung prägt den Film von Anfang an: Matt und erdig sind die Farben (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung), viele Zum Inhalt: Szenen spielen in dunklen und beengten Innenräumen, die nur durch das helle Licht von außen erleuchtet werden. Hinzu kommt die zumeist reduzierte, melancholische Klaviermusikuntermalung (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik), die gleichwertig neben den natürlichen Umgebungsgeräuschen (Glossar: Zum Inhalt: Tongestaltung/ Sound-Design) steht. Die filmische Gestaltung vermittelt die Gefühlslage der jungen Protagonistin, die durch einen Zum Inhalt: Voiceover-Kommentar immer wieder unmittelbare Einblicke in ihre Gedanken gibt. Trotzdem ist der Film, der mit märchenhaften Bezügen und magischem Realismus spielt, nicht hoffnungslos oder deprimierend, da die Melancholie immer wieder aufgebrochen wird, etwa wenn Bhubesi und Gideonette zusammen durch die Natur streifen. Der Film bringt so auch jüngeren Zuschauer/-innen nahe, dass Ängste und der Tod ein Teil des Lebens sind.

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"Erdmännchen und Mondrakete" lädt dazu ein, sich in Fächern wie Ethik oder Religion mit Ängsten sowie dem Tod zu beschäftigen. Dabei kann etwa betrachtet werden, wie sich Gideonette in Folge des Aberglaubens immer mehr zurückzieht und einschränkt – und wie sie durch Bhubesi wieder mehr Lebensmut gewinnt. Ein Vergleich von Gideonette und Bhubesi kann sichtbar machen, wie unterschiedlich die beiden mit ihren Sorgen umgehen und welche Konsequenzen dies jeweils für die Kinder hat. Interessant ist aber auch, wie Gideonettes Ängste in Form eines zotteligen Untiers visualisiert werden, dem sie sich schließlich zu stellen wagt. Da die berührende Wirkung des Films eng mit dem Einsatz filmischer Mittel verbunden ist, lohnt sich in den Fächern Deutsch oder Kunst auch eine intensivere Betrachtung der Filmgestaltung. So kann etwa in Kleingruppen der Blick auf das Spiel mit Zum Inhalt: Licht und Farben, auf den Einsatz von Musik und Ton oder die Zum Inhalt: Inszenierung der Schauplätze gelenkt werden.

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