Aufgabe 1: Wie glaubhaft sind Erinnerungen?

a) Sie gehören zu einem Expertenteam, das zur menschlichen Erinnerung forscht. Bilden Sie Dreiergruppen (1 Interviewer/in, 1 Interviewte/r, 1 Beobachter/in). Befragen Sie sich in einem Interview zu Ihren Erinnerungen an Ihren ersten Schultag. Der/die Beobachter/in achtet darauf, wie der/die Interviewte die Geschichte erzählt. Wechseln Sie Ihre Rollen. Diskutieren Sie anschließend die Frage, inwiefern Erinnerung eher objektiv oder subjektiv, kohärent oder inkohärent, vollständig oder unvollständig funktioniert. Begründen Sie Ihre Einschätzung anhand Ihrer Beobachtungen.

b) In Zum Filmarchiv: "Waltz with Bashir" sagt der Psychologe zu seinem Freund Ari, dem Filmemacher: "Unsere Erinnerung ist dynamisch und lebendig. Wenn es Lücken gibt, dann füllt unsere Erinnerung diese auf." Sammeln Sie im Plenum mentale Bilder, die Ihr Gedächtnis mit folgenden Themen verbindet (11. September 2001, Tsunami-Katastrophen, Fußball-WM 2006 ...). Überlegen Sie, woher diese kollektiven Bilder stammen und wie sie Teil Ihres persönlichen Gedächtnisses geworden sind.

c) Der Psychologe sagt weiterhin zu Ari: "Die Erinnerung bringt uns dorthin, wohin wir müssen." Wenn ein Mensch allerdings ein Trauma erlitten hat, dann beeinflusst dieses die Erinnerungsleistung. Recherchieren Sie in Expertengruppen, was ein Trauma ist.
d) Erinnern Sie sich an die filmische Eingangssequenz aus Boaz’ Hundetraum und das sich wiederholende Traumbild Aris, als er mit drei Freunden aus dem Wasser steigt. Was ist Ihnen an der visuellen Gestaltung (Farbe, Licht, Bildkomposition) dieser Bilder aufgefallen? Diskutieren Sie auf der Grundlage allgemeiner Definitionen von Traumata (zum Beispiel: Word Health Organization - WHO), ob die Sequenzen den psychischen Zustand des Traumas nachvollziehbar machen.

Aufgabe 2: Darstellungen des Krieges

a) Sammeln Sie aus Zeitschriften Bilder von Soldaten und stellen Sie diese in Arbeitsgruppen zu Postern zusammen. Analysieren Sie diese und ordnen Sie den Bildern Adjektive zu. Diskutieren Sie im Plenum, wie diese Darstellungsweisen von Soldaten und Krieg kulturell beeinflusst wurden. Sind diese Bilder eher positiv oder negativ gezeichnet? Laden sie zur Identifikation ein oder nicht? Begründen Sie Ihre Argumente.

Beobachtungsauftrag zum Film

b) Achten Sie im Film besonders auf die Darstellung von Kampf- und Kriegsszenen. Wie wird der Krieg aus der Perspektive der Soldaten dargestellt? Analysieren Sie die "Filmsprache des Krieges" in Kameraeinstellung und -perspektive, Licht und Farbe sowie Schnitt und Ton.
c) Zum Filmarchiv: "Waltz with Bashir" ist ein Film, in dem Musik eine wichtige Rolle spielt. Notieren Sie die unterschiedlichen Arten von Musik und beschreiben Sie kurz die dazugehörende filmische Szene. Welche unterschiedlichen Funktionen hat die Musik im Film? Welche Wirkung ergibt sich aus dem Verhältnis von Bild und Ton? Recherchieren Sie, was diegetische und nicht-diegetische Musik im Film ist.

Nach der Filmsichtung

d) Schreiben Sie eine Rezension, in der Sie Zum Filmarchiv: "Waltz with Bashir" als Antikriegsfilm einem Publikum vorstellen. Stützen Sie Ihre Argumente auf Ihre filmischen Beobachtungen.

Aufgabe 3: Figurengestaltung reflektieren

Beobachtungsauftrag zum Film:

a) Bilden Sie zusammen mit anderen Schülern-/innen eine Expertengruppe zu je einem der folgenden Protagonisten: der Filmemacher Ari, seine Freunde Boaz (schwarze Haare und Brille) und Carmi (lebt in Holland), Shmuel Frenkel (kämpfte in seiner Einheit), Ronny Dayag (Soldat im Panzer) und Ron Ben-Yishai (Journalist ).

Nach der Filmsichtung

b) Erstellen Sie je eine Rollenkarte für Ihren Protagonisten. Tragen Sie – wenn möglich – Stichworte zu folgenden Fragen ein: Wie war mein Protagonist als junger Soldat, wie heute? Inwiefern hat sich sein Aussehen verändert? Welche Rolle hatte er im Krieg inne? Wie hat er den Krieg erlebt? Welchen Einfluss hatten die Kriegserlebnisse auf sein späteres Leben?

c) Analysieren Sie die Verhaltensweisen von Menschen in Extremsituationen. Sammeln Sie dazu Beispiele aus dem Film, in denen die Protagonisten mit Hilfe ihrer Phantasie versuchen den Grausamkeiten des Krieges zu entkommen.

Aufgabe 4: Der erste Libanonkrieg

a) Recherchieren Sie in Expertengruppen die historisch-politischen Gründe, die zum Ausbruch des ersten Libanonkrieges führten. Visualisieren Sie Ihre Rechercheergebnisse auf einem Zeitstrahl. Vergleichen Sie diese mit den im Film gegebenen Erklärungen und der persönlichen Herangehensweise des Regisseurs. Überlegen Sie, weshalb der Filmemacher diese Art der Darstellung wählt.

b) Das Massaker in den Flüchtlingslagern Sabra und Shatila ist als Trauma in das kollektive israelische Gedächtnis eingegangen, obwohl nicht israelische Soldaten, sondern libanesische Milizionäre das Massaker verübt haben. Erörtern Sie am Beispiel der im Film dargestellten israelischen Militärangehörigen mögliche Handlungsoptionen des Einzelnen. Diskutieren Sie in einer "Fishbowl" mit vier Schülern/innen im Innenkreis folgende Frage: Wer ist Ihrer Meinung nach für Kriegsverbrechen verantwortlich und wie sollten Schuldige zur Verantwortung gezogen werden?

c) Recherchieren Sie anschließend die politischen Konsequenzen des Massakers in Israel und in Libanon.

Aufgabe 5: Filmwissen und Filmpraxis

a) Sammeln Sie nach der Filmsichtung erste Eindrücke, wie der Dokumentarfilm auf Grund seiner animierten Darstellung auf Sie gewirkt hat. Diskutieren Sie die Wirkung des Wechsels vom animierten zum dokumentarischen Filmmaterial in der letzten Sequenz und überlegen Sie, warum der Filmemacher diese Darstellungsweise gewählt haben könnte.

b) Dokumentarfilm oder Fiktion? Diskutieren Sie in einer Expertengruppe als Filmkritiker/innen, welcher Gattung der Film zuzuordnen ist. Sammeln Sie dazu Kriterien, die für die jeweilige Gattung sprechen. Beschreiben Sie in einem Vortrag, was das Neuartige an einem animierten Dokumentarfilm (animated documentary) ist.

c) Welche Erzählperspektiven kommen im Film vor? Welche ist die dominierende Perspektive und welchen Wahrheitsanspruch erhebt der Film dadurch? Welche Perspektiven kommen im Film nicht vor? Diskutieren Sie dazu eine Aussage aus der Oral-History-Forschung: "Objektive Erinnerung besteht aus vielen unterschiedlichen subjektiven Erinnerungen, die wie Mosaiksteine zusammen ein Gesamtbild ergeben."