Wie kamen Sie auf die Idee, einen Film über Sieben Linden zu drehen?

Die Medien behandeln das Thema Umwelt ja eher negativ, da geht es ständig um Umweltkatastrophen oder Klimawandel, das will ja keiner mehr hören. Ich wollte einen Film drehen, der das breite Publikum anspricht und das Thema Ökologie positiv darstellt. Bei den Recherchen habe ich mich mit einigen wissenschaftlichen Koryphäen unterhalten und festgestellt, dass es da einen ziemlichen Unterschied gibt, zwischen dem, was sie lehren und wie sie selber leben. Das war ja das Tolle bei dem Ökodorf, dass die Bewohner auch nach ihrer Überzeugung handeln.

Sie haben sich dramaturgisch auf die Ideologien konzentriert, die das Dorf tragen, und weniger auf die Darstellung alternativen Technologien, die dort zum Einsatz kamen. Warum?

Für technische, wissenschaftliche Details war kein Platz, dann wäre es ein anderer Film geworden. Wäre er zu dicht an Informationen gewesen, hätten die Zuschauer nicht ein Gefühl dafür entwickeln können, wie es sein kann, nach anderen Werten zu leben. Ich wollte eine Geschichte erzählen, in die man eintauchen kann. Ich hoffe, dass das Interesse an solchen Lebensformen durch diesen Film steigt.

Dennoch haben sie auch die Konflikte unter den Bewohnerinnen und Bewohnern thematisiert!

Mir war es wichtig zeigen, wie diese Gemeinschaftsstruktur aufgebaut ist, wie die Leute leben und arbeiten, dass es Aufgaben, Herausforderungen und interessante Auseinandersetzungen gibt, an denen man wachsen kann. Dass es etwas Tolles ist, wenn Menschen Probleme zusammen bearbeiten und Lösungen finden.

Sie verstehen Ihren Film als Ermunterung zur Eigeninitiative. Ist Sieben Linden als Lebensentwurf für die Mehrheit der Bevölkerung nicht zu radikal?

Ich sehe es nicht als radikal an, im Gegenteil, ich glaube, dass man solche Projekte in regional abgewandelter Form überall umsetzen könnte. Eine Gemeinde müsste nur entscheiden: Wir bauen jetzt eine Pflanzenkläranlage oder ein Gemeinschaftshaus, wir betreuen die Kinder zusammen. Dann kämen die Leute vielleicht auf die Idee, ihr Umfeld selbst so zu gestalten, dass sie sich zu Hause wohlfühlen und dort ihren Ausgleich finden und nicht in teuren Urlaubsreisen im Ausland. Eigentlich sehe ich diesen Schritt nicht als groß und gravierend an.

Was hindert uns ihrer Meinung nach daran?

Unser Konsumverhalten ist sehr stark von Medien und Fernsehen geprägt und das ist unser eigentliches Problem. Wenn wir den Fernseher ausschalten würden, uns stattdessen mit unserem Nachbarn unterhalten, Fahrrad fahren und unsere Umwelt wieder entdecken würden, dann könnten wir sehr viel verändern und schnell dahin kommen, wo das Dorf Sieben Linden ist. Wir glauben wir sind wahnsinnig gut informiert und unterhalten. Aber zugleich sind wir eine Gesellschaft, die durch ihr Konsumverhalten ihre eigene Existenzgrundlage und die von Anderen mitzerstört. Das würde ohne die Medien und das Fernsehen so nicht funktionieren.

Sie waren Kameramann, Regisseur und Cutter in einer Person. Wie lange haben Sie an dem Film gearbeitet?

Im Herbst 2004 war ich für zwei Wochen in Sieben Linden, um zu recherchieren und Fotos zu machen; im Winter hab ich den Stoff entwickelt. Im Frühjahr 2005 war ich zwei Wochen für Dreharbeiten dort und im Herbst noch mal fünf Wochen lang. Ich hatte dann 100 Stunden Material, und habe 18 Monate daran gearbeitet und geschnitten.

Wie wurde der Film finanziert?

Ich hatte weder bei diesem noch bei meinem letzten Film, "Der bayerische Rebell" , irgendwelche Geldgeber. Ich will einen Film so machen, wie ich es für richtig halte und nicht wie es vielleicht einem Redakteur gefällt. Jetzt ist das auch eher möglich, weil die Equipment-Kosten nicht mehr so hoch sind, wie das vor zehn oder 20 Jahren war. Ich lebe halt auch selber am Existenzminimum, fühle mich aber gerade deswegen auch sehr frei und dennoch erfolgreich. Ich kann sehr viel, ich hab als Landschaftsgärtner oder als Koch gearbeitet, ich hab gelernt, mit wenig auszukommen.

Was ist Ihr nächstes Projekt?

Ich will einen Film drehen, der den Leuten zeigt, wie stark sie durchs Fernsehen beeinflusst werden, was es für eine Riesenerleichterung sein kann, sich von dieser Sucht frei zu machen und dann seine Umwelt ganz neu zu entdecken. Mein Ziel ist es auch zu erreichen, dass es mehr regionale Filme gibt, Filme die in und für eine Region entstehen, die es schaffen Themen anzusprechen, mit denen die Leute dort zu tun haben.