Kategorie: Interview
"Es ist normal, Probleme zu haben"
Ein Gespräch mit dem Regisseur Arild Andresen über seinen Film The Liverpool Goalie – oder: wie man die Schulzeit überlebt und die Herausforderung, ein Teenager zu sein.
Ein Gespräch mit dem Regisseur Arild Andresen über seinen Film "The Liverpool Goalie" und die Herausforderung, ein Teenager zu sein.
Sie sind Werbefilmer und haben bei einer TV-Serie Regie geführt. Wie kommt es, dass ihr erster Kinofilm ein Kinderfilm ist?
Ich habe einen frühen Entwurf des Drehbuchs zugeschickt bekommen und fand die Geschichte wahnsinnig komisch. Außerdem hat sie eine warme, menschliche Botschaft über Mut, Aufrichtigkeit und Selbstrespekt. Ich habe den Stoff nicht als Kinderfilm gesehen, sondern als eine Story über ein Kind, die mich nicht mehr losgelassen hat. So ist das auch während der Produktion des Films geblieben. Ich konnte mich mit Jo und seinen Nöten identifizieren.
Zum Filmarchiv: "The Liverpool Goalie" beruht auf dem Roman Der tunesische Torwart von Lars Mæhle. Was hat Sie an Jos Geschichte besonders gereizt?
Ich denke, dass Jos Probleme – und sogar einige seiner düsteren Fantasien – universell sind. Der Film unterscheidet sich zwar sehr vom Buch, dennoch gibt es zwei Gemeinsamkeiten: Fußballkarten sammeln und sich zu viele Sorgen über das Leben machen. Ich habe mit beidem so meine Erfahrungen ….
Der Film nimmt typische Probleme von Jungen im Teenageralter aufs Korn. Hatten Sie als 13-Jähriger ähnliche Schwierigkeiten?
Ich kann mich sehr gut daran erinnern, wie es ist, 13 zu werden und zu merken, dass die Menschen plötzlich neue Erwartungen und höhere Anforderungen an dich stellen. Das ist eine Lebensphase, in der man sich seines eigenen Status sehr bewusst wird und Angst davor hat, von Gleichaltrigen nicht akzeptiert zu werden. Das sind viele Dinge, mit denen man klarkommen muss und ich war darauf nicht vorbereitet. Wenn man älter wird, merkt man, dass nach der Schule auch noch etwas kommt. Aber natürlich will man in der Schule trotzdem hin und wieder Erfolg haben und beliebt sein. Oder sich zumindest wohl in der eigenen Haut fühlen.
Ist Jo für Sie ein Verlierer oder ein Held?
Er ist mit Sicherheit kein Loser! Aber obwohl er ein cleverer Junge ist, trifft er einige unkluge Entscheidungen, vor allem weil er wie gelähmt ist vor Angst. Es gibt dennoch Wege, wie er seine Fehler wieder ausbügeln kann. Und das ist die Geschichte des Films. Jo mausert sich zwar nicht gerade zum Helden, aber zu einer Person, die sowohl das Ansehen der Anderen gewinnt als auch Selbstrespekt entwickelt.
Ist Zum Filmarchiv: "The Liverpool Goalie" auch ein Liebesfilm?
Für mich ist er das. Der Film ist in vielerlei Hinsicht eine Komödie, aber es geht auch darum, wie die Liebe Menschen verwandeln kann – um die alles verändernde Kraft der Liebe.
Seine Komik bezieht der Film unter anderem aus den Bezügen zu Horror- oder Gangsterfilmen in Jos Tagträumen. Fallen diese Szenen für ein junges Publikum teilweise nicht zu gruselig aus?
Nein, das finde ich nicht. Der Film ist eine Komödie, gespickt mit Ironie, und die können meiner Meinung nach Kinder ab zehn, elf Jahren am besten verstehen. Sie werden erkennen, dass diese Szenen nur in Jos Kopf stattfinden.
Wie kann man als junger Mensch lernen, Ängste zu überwinden und Probleme in Angriff zu nehmen?
Man kann Zum Filmarchiv: "The Liverpool Goalie" anschauen… Nein, im Ernst, unsere Botschaft ist nicht ganz so einfach. Es ist normal, Probleme zu haben. Es ist okay, wenn man Angst hat. Der Film zeigt, dass die einfachste Lösung nicht immer die beste ist. Und vorgeben jemand zu sein, der man nicht wirklich ist, wird auf lange Sicht nicht weiterhelfen. Manchmal ist es sowieso besser, sich zurückzulehnen und die Dinge mit Abstand zu betrachten. Lach einfach über alles, wenn du kannst.
Inwiefern kann Jo anderen Kindern als Vorbild dienen?
Jo findet den Mut, seine Situation zu verändern. Und das tut er in erster Linie nicht für sich selbst, sondern um seinem Freund zu helfen. Er ist auf der Suche nach Gerechtigkeit. Beliebt zu sein und bei den Mädchen Eindruck zu hinterlassen, ist in diesem Moment nicht entscheidend, wenn auch ein angenehmer Nebeneffekt. Das gefällt mir.