Der 1967 in Paris geborene Regisseur, Autor und Produzent Michel Hazanavicius begann seine Laufbahn im Alter von 21 Jahren als Sketchschreiber für den französischen Canal+. Nachdem er überwiegend für Fernsehen und Werbung gearbeitet hatte, feierte er in seiner Heimat mit den Agentenparodien "OSS 117: Le Caire, nid d'espions" (Frankreich 2006) und "OSS 117: Er ist sich selbst genug" (OSS 117: Rio ne répond plu, Frankreich 2009) Kinoerfolge. Sein Zum Inhalt: schwarz-weißer Stummfilm Zum Filmarchiv: "The Artist" (Frankreich 2011) wurde 2011 bei den Internationalen Filmfestspielen Cannes uraufgeführt. Hauptdarsteller Jean Dujardin, mit dem Hazanavicius bereits in der "OSS 117" -Reihe zusammengearbeitet hatte, wurde dort mit der Palme als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet.

Herr Hazanavicius, Ihr Film Zum Filmarchiv: "The Artist" ist ein Stummfilm in Zum Inhalt: Schwarz-Weiß. Wie kamen Sie auf die Idee dazu?

Klassische Hollywoodfilme habe ich schon immer sehr geliebt. Es war jedoch mit Zum Filmarchiv: "The Artist" nicht meine Motivation, eine Hommage an Hollywood zu drehen. Ich wollte einen Stummfilm machen, weil ich das Genre sehr attraktiv finde. Nachdem ich mit der Arbeit begonnen hatte, wurde der Stummfilm selbst Thema des Films. Wenn die Menschen an Stummfilme denken, dann fallen ihnen normalerweise die Filme ein, die von den großen Clowns geschaffen wurden: von Charlie Chaplin, Buster Keaton, Harold Lloyd, Laurel & Hardy. Aber es gibt auch eine ganze Menge klassische Stummfilme, echte Meisterwerke – zum Beispiel von Friedrich Wilhelm Murnau, Josef von Sternberg, Fritz Lang, Alfred Hitchcock, Ernst Lubitsch. Das wissen viele Leute gar nicht. Im Stummfilm gibt es sehr viel Platz für die Fantasie des Zuschauers: Es gibt keinen Zum Inhalt: Ton und keine Zum Inhalt: Farbe. So erschafft man sich die Stimmen oder das Geräusch des Regens selbst und so wird es dein ganz eigener Film.

Was war für Sie die größte Herausforderung bei den Dreharbeiten zu Zum Filmarchiv: "The Artist"?

Die größte Herausforderung war, die Zeit einzuhalten, denn der Film musste in 35 Tagen abgedreht sein – was sehr kurz war. Technisch haben sich die Dreharbeiten nicht allzu sehr unterschieden von den Dreharbeiten zu einem anderen Film. Sehr anders war allerdings das Schreiben des Drehbuchs, weil man nicht dieselben Werkzeuge hat und keine Dialoge benutzen kann. Man hat nur die Bilder dafür. Das bedeutet, dass man die eigene Arbeitsweise neu erfinden muss. Ansonsten ist das Ziel bei jedem Film gleich: Man muss eine Geschichte schreiben, die die Zuschauer mit Charakteren verführt, die man mag und für die man sich interessiert.

Wie schwierig war es, eine so ungewöhnliche Produktion auf die Beine zu stellen?

Den Traum und den Wunsch, einen Stummfilm zu machen, hatte ich bereits lange. Aber ich denke, dass ich als Regisseur und Drehbuchautor noch nicht so weit war, einen Stummfilm zu drehen. Nachdem ich zuletzt mit den "OSS 17" -Filmen zwei sehr erfolgreiche Filme gedreht hatte, half das zwar sehr, einfach wurde es dadurch aber nicht, und einige Produzenten glaubten nach wie vor nicht an das Projekt. Das Kunststück bestand darin, den richtigen Produzenten zur richtigen Zeit zu treffen – und genau das ist bei Zum Filmarchiv: "The Artist" passiert.

Wie sind Sie bei der Entwicklung des Stoffes vorgegangen?

Als ich begann, das Drehbuch zu schreiben, habe ich mir viele Stummfilme angesehen, um die Spielregeln zu verstehen. Als ich das tat, merkte ich, dass die Geschichte sehr einfach sein musste. Man kann keine allzu komplexe Beziehung zwischen den Figuren zeigen, weil man dann sehr viele Zwischentitel braucht, um das zu erklären. Das wollte ich nicht, auch wegen der Eleganz des Films. Wie komplex ein Film ist, hängt aber auch immer davon ab, was die Zuschauer selber in den Film investieren und darin sehen.

Wie unterschied sich die Arbeit mit den Schauspielern?

Aus meiner Sicht war es nicht sehr anders. Die Schauspieler selbst allerdings mussten sich der Sache anders annähern als bei einem normalen Spielfilm. Ich glaube, dass ihre Herangehensweise viel körperlicher war. Meine Hauptdarstellerin Bérénice Bejo zum Beispiel hat daran gearbeitet, sich so bewegen und so gehen zu können wie einst amerikanische Schauspielerinnen. Außerdem habe ich beim Dreh Musik laufen lassen, was die Schauspieler wirklich geliebt haben. So ließen sich sehr schnell Emotionen erzeugen, mit denen sie dann arbeiten und spielen konnten.