Der Zum Inhalt: Animationsfilm "Robot Dreams" spielt im New York der 1980er-Jahre. Wie bereits die zugrunde liegende Graphic Novel (dt.: Robo und Hund: wahre Freundschaft rostet nicht, 2008) von Sara Varon entwirft der Film dabei eine historisch alternative Version der Metropole. Der "Big Apple" ist hier von anthropomorphen Tieren bevölkert, außerdem sind voll funktionsfähige Roboter zur Marktreife gelangt, die selbst aus heutiger Sicht futuristisch anmuten. Die dargestellte Welt bewegt sich also zwischen Nostalgie und Zum Inhalt: Science-Fiction, wobei vor allem erstere den Film prägt. Mit welchen filmischen Mitteln stellt Regisseur Pablo Berger die Verbindung zu den 1980er-Jahren her?

Berger inszeniert (Glossar: Zum Inhalt: Mise-en-Scène) die Wiederkehr der 1980er-Jahre über eine ganze Reihe an audiovisuellen Zeitmarkern. Die formale Voraussetzung für den hohen Detailgrad, mit dem der Film ein Bild der 1980er-Jahre entwirft, schafft der "Ligne claire" genannte Zeichenstil mit oft eher schlicht gezeichneten Figuren vor realitätsnahen Hintergründen. Dieselbe Ästhetik hat der zuständige Animationsregisseur Benoît Feroumont bereits beim Klassiker "Das große Rennen von Belleville" (Les Triplettes de Belleville, Sylvain Chomet, FR/BE/CA/UK 2003) umgesetzt.

New York als dritte Hauptfigur

Das Eröffnungsbild zeigt einen nächtlichen Ausschnitt der New Yorker Skyline mit der Brooklyn Bridge im Vordergrund. Dabei fällt auf, dass die beim Terroranschlag vom 11. September 2001 zerstörten Zwillingstürme des World Trade Centers noch stehen, der Film also in der Vergangenheit spielen muss. Die konkrete Verortung des Zum Inhalt: Plots in den 1980er-Jahren leistet der folgende Blick in Dogs Wohnung. Der Hund spielt die Konsolenversion des Arcade-Hits Pong auf seinem Röhrenfernseher, bald darauf flimmert der Musiksender MTV über die Mattscheibe. Markante (Retro-)Gegenstände kreisen die Handlungszeit weiter ein: eine Lavalampe, eine Sofortbildkamera und analoge Fotoalben, Dogs Festnetztelefon. Der Roboterbausatz Amica 2000, den Dog über einen Teleshopping-Kanal ordert, ist eine direkte Referenz auf den 1987 erschienenen Heimcomputer Amiga 2000. Vor der Titeleinblendung fungieren dann ein paar Takte 80er-Synthesizer-Musik (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik) als weiterer, diesmal akustischer Vergangenheitsmarker.

Sequenz: Spaziergang im East Village

Robot Dreams, Sequenz: Spaziergang im East Village (© Plaion Pictures)

Die Lokalisierung der Geschichte im New York der 1980er-Jahre setzt sich bei den Stadtausflügen von Dog und Robot fort, die den Handlungsort als dritte Hauptfigur etablieren. Der erste Spaziergang der Freunde gibt die Stoßrichtung vor: Die Sequenz ist in einer Straße mit detailliert gestalteten Ladenfronten angesiedelt. Ältere Automodelle und Telefonzellen am Straßenrand sind auffällige Zeitmarker. Bald zeigt der Blick in einen Haarsalon einen Kunden, der sich einen 80er-Afrolook rasieren lässt. Das goldene Dollar-Zeichen an seiner Halskette verweist auf Hip-Hop und damit eine prägende Musikrichtung der Zeit, die später auch auf der Tonspur zu hören ist. Kinder der 1980er sind auch die drei Punks, die den Song I Hate Hate der New Yorker Anarcho-Punkband Reagan Youth hören. Zum Abschluss der Zum Inhalt: Sequenz baumelt ein Paar "All Stars"-Chucks als weiterer Verweis auf die 1980er-Jahre über einer Straßenkreuzung.

In episodisch aufgebauten Zum Inhalt: Szenen klappern Robot und Dog New Yorker Hotspots wie den Badestrand auf Coney Island ab, die zeichnerisch realitätsgetreu nachempfunden sind. Ein hervorstechender 80er-Jahre-Ort ist eine Arcade-Spielhalle, in der Jugendliche die frühen Videospielklassiker Frogger, Wild Gunman und Donkey Kong spielen. Immer wieder rücken die charakteristischen Fluchttreppen an den New Yorker Gebäuden, Graffitis oder Werbeplakate für in den 80ern prominente Marken wie Panasonic ins Bild, zudem treffen die Freunde auf der Straße und in der U-Bahn auf viele Passanten, die Modestile der Zeit tragen. Im Vorbeigehen wird so die prägende Bedeutung des "Schmelztiegels" New York für die Populärkultur und für gesellschaftliche Entwicklungen wie kulturelle Vielfalt deutlich. Im Vergleich zum realen New York der 1980er-Jahre, das von hohen Kriminalitätsraten gebeutelt war, bleibt der soziale Sprengstoff im Film eine Randnotiz. Dieses idealisierte Bild funktioniert dabei immer wieder über Stereotypen, die häufig Spaß machen, stellenweise aber leider auch Zum Inhalt: mit diskriminierenden Zuschreibungen arbeiten.

Sequenz: Der Rollschuhtanz im Central Park

Robot Dreams, Sequenz: Rollschuhtanz im Central Park (© Plaion Pictures)

Eine anspielungsreiche Sequenz spielt im Central Park, wo Robot und Dog eine Rollschuh-Performance zum 1978 erschienen Disco-Hit September der Band Earth, Wind & Fire hinlegen. Die Musik kommt aus einem Kassettenrekorder, die Zuschauenden tragen 80er-Mode, die mit Leggings und Stirnbändern in Richtung Aerobic geht oder wie im Fall eines Froschs im Neon-Outfit der Discokultur huldigt. Ein Zuschauer filmt den Tanz mit einem Camcorder, was ein technisches Gerät der Zeit in den Fokus rückt. Der gut gelaunte Auftritt von Robot und Dog kommt als Stimmungsszene daher, die das Freundschaftsglück tänzerisch ausdrückt. Mehrere Szenen aus "Robot Dreams" funktionieren auf vergleichbare Weise, wenn Popmusik, sanfte Klavierstücke oder Jazz die jeweilige Stimmung untermalen und zugleich ein Stück dazu beitragen, die 1980er-Jahre aufleben zu lassen.

Eine Fülle an Filmzitaten

Neben den musikalischen Zitaten baut Pablo Berger einige Filmreferenzen ein, darunter Anspielungen auf 80er-Klassiker wie "Shining" ("The Shining" , Stanley Kubrick, GB/USA 1980) und "Nightmare – Mörderische Träume" ("A Nightmare on Elm Street" , Wes Craven, USA 1984), auf die Sitcom "Alf" (USA 1986-1990) oder "Zurück in die Zukunft" ("Back to the Future" , Robert Zemeckis, USA 1985), der passenderweise in einem Kino aufgeführt wird. Hinzu kommen Zitate aus älteren Filmen wie "Steamboat Bill jr." (Charles Reisner, USA 1928), Zum Filmarchiv: "Der Zauberer von Oz" ("The Wizard of Oz" , Victor Fleming, USA 1939) und "Yoyo, der Millionär" ("Yoyo" , Pierre Étaix, F 1965), dessen Plakat Dogs Apartment ziert. Die Fülle an Verweisen besitzt wiederum selbst eine Verweisqualität, weil sie eine für das postmoderne Kino der 1980er-Jahre typische Zitate-Ästhetik aufgreift, die etwa die Filme von Brian de Palma und David Lynch auszeichnet. Fast automatisch entsteht so eine selbstreferenzielle Metaebene, die einen Höhepunkt erreicht, wenn Robot und Dog am Ende des Films über einen Zum Inhalt: Splitscreen hinweg vereint sind.

Für das Verständnis der zeitlosen Themen Einsamkeit und Freundschaft muss das Publikum die vielen Anspielungen auf die Popkultur der 1980er-Jahre und den Handlungsort New York nicht bewusst wahrnehmen. Die konsistent gebaute Welt aus "Robot Dreams" bietet ganz unterschiedliche Zugänge an. Während Erwachsene eine mitunter nostalgische Zeitreise in die Vergangenheit erleben, eröffnet sich Kindern eine eigentümliche Welt, in der wie im Animationsfilm üblich manches anders ist.