Der von der französischen Rezeption 1946 geprägte Begriff Zum Inhalt: Film noir steht für eine spezielle Form amerikanischer Kriminalfilme, die während und nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden. Die Filme von Hollywoods sogenannter Schwarzer Serie vermitteln ein pessimistisches, zynisches Weltbild. Der Krieg hatte auch in den USA deutliche Spuren hinterlassen und viele Filmemacher/innen griffen die individuelle wie kollektive Identitätskrise auf, wie auch später die Folgen politischer Instabilität während der McCarthy-Ära mit ihrer Paranoia vor dem Kommunismus.

Macht des Schicksals

Die Filme sind meist im Großstadtmilieu angesiedelt und bevölkert von desillusionierten Anti-Helden/-innen und zwielichtigen Charakteren. Leistung und Moral, das müssen ihre Figuren schmerzvoll erfahren, garantieren weder Glück noch Erfolg. Vielmehr sind sie Getriebene ihres eigenen Schicksals, dem sie – auch mit größter Anstrengung – nicht entrinnen können.

In dieser Welt überlebt nur, wer hart ist. Der abgebrühte Detektiv (hardboiled detective) und die Femme fatale verkörpern als typische Figuren diese Maxime. Privatdetektive wie Dashiell Hammetts Sam Spade in "Die Spur des Falken" ("The Maltese Falcon" , John Houston, USA 1941) oder Raymond Chandlers Philip Marlowe in Zum Inhalt: Tote schlafen festTote schlafen fest ("The Big Sleep," Howard Hawks, USA 1946), beide verkörpert von Humphrey Bogart, sind gänzlich unsentimentale Männer. Sie verstricken sich in die Machenschaften von Gangsterwelt und Bürgertum, ohne dabei die gute von der bösen Seite klar trennen zu können.

Ihnen gegenüber steht die Femme fatale, die oft die Verbindung von Unterwelt und Bürgertum herstellt, so etwa Barbara Stanwycks mörderische Ehefrau Phyllis Dietrich in "Frau ohne Gewissen" ("Double Indemnity" , Billy Wilder, USA 1944,) oder Rita Hayworths Nachtclubcirce und Titelhedin in "Gilda" (Charles Vidor, USA 1946) und ihrem Spiel mit Erotik. Diese Frauen zeigen ihre Stärke auch mit den Mitteln der Verführung und des Verrats, die in dem undurchsichtigen Großstadtlabyrinth durchaus eine Berechtigung zu haben scheinen.

Charakteristika

Die Großstadt (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) mit ihren vereinsamten Straßenzügen, anonymen Massen und dem hektischen Treiben spielt im Film noir thematisch wie motivisch eine zentrale Rolle. Sie ist voller (unerreichbarer) Versprechen, aber auch voller Gewalt und Perversion – und die treten vor allem nachts in Erscheinung. Immer wieder wird in Noir-Filmen anhand von Zum Inhalt: Rückblenden auf das Schicksalhafte verwiesen und so verdeutlicht, dass alles bereits entschieden wurde.

Verstärkt wird dies auch durch den typischen Einsatz von Zum Inhalt: Voiceover, in denen der/die Held/-in den Eindruck von Ohnmacht noch betont: die Vergangenheit als Fluch. Diese Weltsicht wird in Schwarz-Weiß-Bilder (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung) verpackt, deren Kontraste durch eine Low-Key-Beleuchtung (Glossar: Zum Inhalt: Licht und Lichtgestaltung) zugespitzt werden. Die Wahrnehmung der Wirklichkeit ist gestört. Das zeigen die extremen Zum Inhalt: KameraperspektivenKameraperspektiven, das Spiel mit Licht und Schatten, die Tendenz zur räumlichen und zeitlichen Diskontinuität – Elemente, die auch im expressionistischen Film (Glossar: Zum Inhalt: Expressionismus) zu finden sind.

Film noir heute

Die Faszination des Film noir ist ungebrochen, vielleicht weil er so vielschichtig und atmosphärisch dicht ist und die Welt – bei aller Künstlichkeit – realistisch wahrnimmt, ohne Verhaltensrezepte liefern zu wollen. Bis in die Gegenwart greifen Regisseure/-innen Themen und Stilmittel des Film noir immer wieder auf. So basiert etwa die Geschichte der bei jungen Erwachsenen höchst beliebten "Crank" -Filmserie (USA/GB 2006 und 2009, Mark Neveldine, Brian Taylor) auf "Opfer der Unterwelt" ("D.O.A" ., Rudolph Maté, USA 1950). Die neue Serie der "Batman" -Filme (Christopher Nolan, USA 2005, 2008) nimmt in Bezug auf Bildsprache und Figuren ebenfalls deutliche Anleihen in der expressionistischen Welt des Film noir, der immer wieder neu entdeckt wird.

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