Matthias Lang wurde 1986 in Bozen, Südtirol, geboren. Nach ersten Filmerfahrungen als Produktionsassistent begann er mit 19 Jahren ein Studium der Spielfilm- und Werberegie an der HFF München. Während des Studiums sammelte er Erfahrungen bei internationalen Produktionen wie "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes" und "Brautalarm" . Sein Abschlussfilm Zum externen Inhalt: König Laurin (öffnet im neuen Tab) wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem "Goldenen Spatz" und dem Kinder-Medien-Preis "Der weiße Elefant" des Filmfests München.

Herr Lang, Sie sind in Südtirol geboren. Wie ist Ihr persönlicher Bezug zur Sage um Laurin?

Die Sagenwelt lernt man bei uns in der Grundschule, im Rahmen des Heimatunterrichts. Auch im Deutschunterricht liest man gemeinsam mit der Klasse die Sagen und eine davon ist immer die König-Laurin. Die kennt in Südtirol eigentlich jedes Kind. Jedes zweite Dorf hat ein Restaurant oder ein Hotel, das König Laurin heißt, und natürlich gibt es das Rosengartenmassiv, ein Teil der Dolomiten. Dieser Berg ist von überall zu sehen, er ist ein Denkmal von Südtirol, neben den Drei Zinnen.

Wieso wollten Sie aus der Sage einen Film machen?

Ich wollte eigentlich immer schon einen großen Abenteuerfilm machen. Ich saß mit einem Freund zusammen, wir hatten gerade Zum externen Inhalt: Der Herr der Ringe (öffnet im neuen Tab) gesehen und dachten, so etwas könnte man in Südtirol auch machen: Die Bergpanoramen haben wir ja genauso. Jeder Regisseur hat solche Filme, die ihn geprägt haben. Die heute 40-Jährigen sind mit "Star Wars" aufgewachsen, und meine Generation eben mit "Harry Potter" und "Der Herr der Ringe" . Deswegen hat es mich gejuckt, diese Sage mit ihrer Thematik – der Zwerg in den Bergen und der Garten – als Kinofilm umzusetzen.

Warum haben Sie die Figur des Theo hinzuerfunden?

Mir war es zum einen wichtig, eine Identifikationsfigur für das junge Publikum zu haben, aber auch jemanden, der zwischen diesen beiden Welten steht – also zwischen dem König Laurin in den Bergen und dem König Dietrich. Jemanden, der sich entscheiden muss, was er mit seinem zukünftigen Leben anfängt. Für mich war es wichtig, einen Familienfilm zu machen und keinen reinen Kinderfilm. Daher gibt es in unserem Film diese Vater-Sohn-Beziehung und den Sohn des Königs als Hauptfigur.

Wie kam es denn zu der eher humoristischen Herangehensweise, etwa der Verwendung heutiger Alltagssprache?

Ich bin ein großer Fan von Satire. Was wäre, wenn man Elemente aus dem heutigen Leben auch schon im Mittelalter hätte? Vielleicht war vieles im Mittelalter gar nicht so anders. Die mussten Turniere veranstalten, um die Mädchen zu verheiraten – und heute gibt es irgendwelche Flirtportale. Vorbilder für die moderne Sprache waren für mich auf jeden Fall Animationsfilme – das heißt Pixar- und Disney-Filme wie Zum Filmarchiv: "Merida – Legende der Highlands" oder "Die Eiskönigin" , in denen die Menschen sehr modern und humorvoll sprechen, auch wenn die Geschichte natürlich im Mittelalter spielt. Man kann einfach besser mit den Figuren fühlen, wenn sie eine Sprache sprechen, die nicht 800 Jahre entfernt ist.

Der Film lief bereits erfolgreich auf Kinderfilmfestivals. Was erkennen Kinder in der Hauptfigur?

Die Kinder identifizieren sich mit Theo und erkennen, dass das ein Junge ist, der sich entscheiden muss, was er in seinem Leben macht. Schon Kinder von sieben oder acht Jahren wissen, dass das ein wichtiges Thema ist. Wenn Theo am Ende das machen kann, was er möchte, freuen sie sich.

Theo kämpft allerdings nicht nur mit fairen Mitteln. Wie reagieren die Kinder darauf?

Kinder haben ein starkes moralisches Empfinden. Die merken sofort, dass das nicht richtig ist, wenn Theo den Kraftgürtel stiehlt, um zu gewinnen. Im ersten Moment freut man sich, dass er ein paar Disziplinen gewinnt. Aber die Kinder wissen schon: Dunkle Wolken am Horizont, das kann nicht gut ausgehen! Schwerwiegend finden sie vor allem, dass Theo den Zwerg bestiehlt, also seinen Freund. Da möchten die Kinder fast schon auf die Leinwand schreien: Tu’s nicht!

Können die Kinder sich überhaupt in diese ganz andere Zeit, das Mittelalter, hineinfühlen?

Ja, denn die Problematik hat sich nicht geändert. Da wäre der Vater-Sohn-Konflikt oder der Wunsch der Eltern, dass die Kinder einem gewissen Ideal entsprechen. Der König will, dass sein Sohn auch ein König wird, ein Erobererkönig. Ich kenne viele Eltern, die damit Probleme haben, wenn etwa der Sohn vom Arzt Tischler wird. Das ist natürlich Blödsinn, weil jeder nur glücklich werden kann, wenn er das macht, was ihm liegt.

Sie haben unter anderem am Set von Harry Potter hospitiert. Was haben Sie dort gelernt?

Ich wollte nach dem Grundstudium ein bisschen aus der Universität rauskommen und mir ein paar größere Sets anschauen. Wie machen das eigentlich die großen Regisseure? Spielen die den Diktator oder sind die eher nett am Zum Inhalt: Set? Was ich in London gesehen habe: Die kochen natürlich auch nur mit Wasser. Die Kochtöpfe sind größer, aber sie arbeiten genauso leidenschaftlich wie unsereins. Ob das ein Studentenfilm ist oder ein Hollywoodfilm. Tolle Filme entstehen meistens dann, wenn die Chemie am Set stimmt.

Was sollen die Kinder aus Ihrem Film mitnehmen?

Ich hoffe, dass Kinder sich durch den Film bestärkt fühlen, dass das, was sie sind, gut ist. Und dass der richtige Weg manchmal nicht der leichtere ist, sondern der schwierige, aber am Ende meistens auch lohnenswerter.