Sklaverei gab es auf dem amerikanischen Kontinent von Anbeginn der Kolonialzeit. Schon Christoph Kolumbus war ein Wegbereiter der Sklaverei in der "neuen Welt", wo Indigene versklavt und Sklaven von der Westküste Afrikas importiert wurden. Auch für das Gebiet der heutigen USA ist die Existenz versklavter Afrikaner/innen schon in den Anfängen der Kolonialzeit im 17. Jahrhundert nachweisbar. Die Sklaverei wurde ein fester Bestandteil der neu gegründeten Nation von 1776 und blieb ein ewiger Konfliktherd zwischen dem sklavenfreien Norden und dem Süden. Beim Ausbruch des Bürgerkriegs (1861-1865) gab es ungefähr vier Millionen Sklaven/innen. Die Sklaverei als Institution wurde dann am Ende des Bürgerkrieges mit dem 13. Zusatzartikel der Verfassung abgeschafft.

Sklaverei und Kidnapping

Es ist bezeichnend für die Sklaverei in den USA, dass sich der Status eines Menschen als Sklave von seiner Hautfarbe und seiner afrikanischen Herkunft ableitete. Im sogenannten Land der Freiheit ließ sich die Sklaverei dadurch legitimieren, dass man annahm und propagierte, dass schwarze Menschen weißen Menschen nicht ebenbürtig seien. Dagegen wurden im antiken Griechenland zum Beispiel vor allem Kriegsgefangene versklavt. Die Geschichte des in Freiheit geborenen Solomon Northup, auf dessen gleichnamiger Autobiografie der Film Zum Filmarchiv: "12 Years a Slave" (Steve McQueen, USA 2013) beruht, wird nur wirklich verständlich, wenn man berücksichtigt, dass die amerikanische Sklaverei auf Vorstellungen von "Rasse" basierte. Das heißt, jeder freie Schwarze lief auch immer Gefahr, seinen Status als freier Mensch nachweisen zu müssen. Die Hauptstadt Washington D.C., wo Northup hingelockt und entführt wurde, entwickelte sich in den 1830er-Jahren zum Zentrum des Sklavenhandels von den Staaten des "Oberen Südens" (Virginia, North Carolina, Arkansas und Tennessee) in den "Unteren Süden". Das Kidnappen von freien Schwarzen begann schon mit der graduellen Abschaffung der Sklaverei in den Nordstaaten und verstärkte sich vor allem mit dem Verbot des Sklavenimports 1808. Da Kidnapping ein krimineller Akt war, ist es schwierig, Zahlen über Entführungen freier Schwarzer zu ermitteln. Klar ist aber, dass der Bedarf an Sklaven/innen im Süden stetig zunahm und so liefen auch freie Schwarze zunehmend Gefahr, entführt zu werden. Gerade auch weil es nicht viele Zeugnisse über Entführungen gibt, ist Solomon Northups Autobiografie auch bis heute ein sehr wichtiges Werk für die amerikanische Geschichte.

Die Autobiografie von Solomon Northup

Solomons Northups Autobiografie Twelve Years a Slave wurde 1853 publiziert und verkaufte sich im ersten Monat schon 8.000-mal, geriet dann aber in Vergessenheit. Gegner/innen der Sklaverei verbreiteten zu jener Zeit vor allem andere Werke, etwa Frederick Douglass' Lebensgeschichte A Narrative of the Life of Frederick Douglass (1845), das bis heute fester Bestandteil im Kanon der afroamerikanischen Literatur ist, oder den international berühmten Roman Onkel Toms Hütte (Uncle Tom's Cabin, 1852) von der weißen Amerikanerin Harriet Beecher Stowe, der von dem Schicksal eines Sklaven erzählt. Das Buch wurde jedoch von Afroamerikanern/innen selber stark kritisiert, weil es Sklaven/innen oft als naive und unkritische Geschöpfe darstellt. Solomon Northup schrieb seine Lebensgeschichte Twelve Years A Slave nicht selbst. Sie wurde von einem weißen Ghostwriter namens David Wilson verfasst. Dies ist wohl auch einer der Gründe, warum die Autobiografie nicht in derselben Art und Weise gewürdigt worden ist wie andere vergleichbare Werke. 1856 wurde das Buch schon nicht mehr gedruckt und erst hundert Jahre später, im Jahr 1968, von der Historikerin Sue Eakin wieder auf den Markt gebracht, 2007 erschien eine Neuauflage.

Die Darstellung der Sklaverei im Film

Regisseur Steve McQueen stellt in "12 Years A Slave" zentrale Aspekte der Geschichte der Sklaverei dar. Dazu gehören neben der Schwerstarbeit auf Zucker- und Baumwollplantagen auch die gewaltsame Trennung von Eltern und Kindern, das Auspeitschen, die ständige sexuelle Belästigung und Vergewaltigung von Frauen, die Konflikte in den Ehen weißer Sklavenhalterfamilien, der Sadismus vieler Sklavenhalter/innen und auch das Nebeneinander von schwarzer Sklavenarbeit und weißer Billiglohnarbeit. Trotz seiner realen Vorlage hat der Film fiktionalisierte Momente, er will vor allem eine Geschichte (im Sinne von "story") erzählen. Dementsprechend erfährt man darin wenig über die historischen Hintergründe. Und, wie auch in anderen Filmen über Sklaverei, kann beim Publikum schnell der Eindruck entstehen, es habe bezüglich des Rassismus gegen Schwarze eine klare Trennlinie zwischen den amerikanischen Staaten im Norden und Süden gegeben, was nicht der Fall war. Wenngleich Afroamerikaner/innen im Norden zumindest frei leben konnten, war es auch dort gefährlich, ein/e Sklavereigegner/in zu sein. William Lloyd Garrison, ein berühmter weißer Aktivist für die Abschaffung der Sklaverei, wurde zum Beispiel sechs Jahre vor Northups Entführung in Boston fast von einem Mob ermordet. Was der Film neben fehlenden Daten und Fakten zur Sklaverei auch nicht explizit zeigt, ist das positive Verhältnis, das Northup mit den ehemaligen Sklavenhaltern seiner eigenen Familie pflegte, die damals seinen Vater frei gelassen hatten.

Die Rechte freier Afroamerikaner/innen

Auch freie schwarze Amerikaner/innen waren in den USA nie wirklich frei und gleichgestellt, weil ihre dunkle Hautfarbe von der Mehrheit ihrer weißen Zeitgenossen/innen mit Minderwertigkeit gleichgesetzt wurde. Die Rechte freier Schwarzer unterschieden sich je nach Region und änderten sich je nach Umständen. Ihre Freiheit war daher immer eine relative Freiheit. Auch wenn die Situation für freie Schwarze im Norden vergleichsweise besser war, mussten Afroamerikaner/innen doch mit rechtlicher und sozialer Diskriminierung leben. In New York mussten schwarze Amerikaner/innen etwa Besitz vorweisen, um wählen zu dürfen, auch wenn dieses Kriterium für Weiße abgeschafft war. Auch waren an manchen Orten Krankenhäuser und Schulen nach Hautfarbe getrennt. Einen der Höhepunkte des Konflikts zwischen dem sklavenfreien Norden und dem Süden bildete das Fugitive Slave Act von 1850, drei Jahre vor Northups Befreiung. Dieses Bundesgesetz verpflichtete den Norden, geflohene Sklaven an den Süden auszuliefern, und bezog damit alle Amerikaner/innen mit ein, die Institution der Sklaverei zu unterstützen. Bereits 1793 hatte es ein ähnliches Gesetz gegeben, dass zu vermehrtem Kidnapping freier Schwarzer führte. Einen schwarzen Menschen aus der Sklaverei zu befreien, so wie es Northups Freunde letztendlich tun, war damit auch für weiße Nordstaatler/innen kein ungefährliches Unterfangen.