Kategorie: Videointerview
Jonas Sippel über den Film "The Peanut Butter Falcon"
Der Berliner Schauspieler Jonas Sippel hat für die deutsche Fassung die Rolle des Zak gesprochen. Ein Gespräch über "The Peanut Butter Falcon" , die Situation von Menschen mit Down-Syndrom und die künstlerische Arbeit als Schauspieler.
Jonas Sippel wurde 1994 in München geboren und ist in Brandenburg aufgewachsen. Bereits als Schüler machte er schauspielerische Erfahrungen und ist seit 2012 Mitglied des inklusiven Theaters RambaZamba in Berlin-Prenzlauer Berg, wo er regelmäßig in Hauptrollen zu sehen ist, etwa als Karl Moor in Friedrich Schillers Drama Die Räuber (2017). Am RambaZamba-Theater hat er zuletzt in Pension Schöller (2018), Moby Dick (2018) oder Antigone (2019) mitgewirkt. Im Dezember 2019 wird er am Deutschen Theater Berlin in der Produktion Ode auf der Bühne stehen. Neben dem Theater hat Jonas Sippel auch für den Film (Anne Zohra Berrached, DE 2016) und für Fernsehserien vor der Kamera gestanden. Für die deutsche Fassung von Zum Filmarchiv: "The Peanut Butter Falcon" (Tyler Nilson, Michael Schwartz, USA 2019) hat er als Synchronsprecher mitgewirkt.
kinofenster.de hat den Schauspieler im Theater RambaZamba getroffen und mit ihm über den Film und seine künstlerische Arbeit gesprochen.
Hier können Sie eine schriftliche Transkription des Videos nachlesen. Der Text weicht von der Videofassung leicht ab.
Jonas Sippel: "Mein Name ist Jonas Sippel und ich bin 25 Jahre alt."
Sprecher: Der Berliner Schauspieler Jonas Sippel gehört seit 2012 zum Ensemble des Theaters RambaZamba. Hier arbeiten Schauspieler mit und ohne Behinderung professionell zusammen. Zum Repertoire des inklusiven Theaters gehören Stücke wie "Die Räuber " oder Moby Dick, bei denen auch Jonas Sippel mitgespielt hat.
Jonas Sippel: "Das Schauspielen macht mir einfach Spaß. Das ist einfach meine Welt. Ich liebe es, zu spielen, ich liebe das Synchronisieren. Es ist einfach ein Muss für mich."
Sprechertext: Für die deutsche Fassung des US-amerikanischen Zum Inhalt: Spielfilms "The Peanut Butter Falcon" hat Jonas Sippel die Rolle des Zak übernommen.
Filmszene: Zak: "Wir brauchen einen geheimen Handschlag." – Tyler: "Was für einen geheimen Handschlag? Wozu?" – Zak: "Homies, Kumpels, Freunde." – Tyler: "Der Homies-, Kumpel-, Freunde-Handschlag? Also, gut. Okay, dann los. Okay, drei davon. Vier davon? Einen davon. Und jetzt? So, ja?" – Zak: "Ja." – Tyler: "Aber nur, wenn spezieller Scheiß passiert, klar?" – Zak: "Ja, bei speziellen Sachen." – Tyler: "Spezielle Sachen?! Du fluchst nicht?" – Zak: "Nein." – Tyler: "Warum fluchst du nicht?" – Zak: "Weil ich das nicht tue." – Tyler: "Okay, komm."
Jonas Sippel: "In dem Film geht es um einen Mann, der in einem Altersheim lebt, weil seine Eltern ihn offensichtlich nicht mehr haben wollten, da er kompliziert ist. Es ist wichtig zu wissen, dass er sich für Wrestling interessiert. Und dieses Interesse teile ich. Mir ist es wichtig, dass ich Figuren, die ich synchronisiere, entsprechend dem Charakter und den Interessen stimmlich verkörpere. Das war der eigentliche Grund, warum ich die Rolle synchronisiert habe, und dann habe ich auch eine Anfrage bekommen, zu der ich Ja gesagt habe. Das hat dann auch geklappt und die waren auch alle nett, sympathisch und das war einfach super. Ich habe mich köstlich amüsiert."
Filmszene: Tyler: "Okay, also, ich bringe dich mal auf den neusten Stand. Ich hab’s ihm versprochen: Ich bringe ihn zur Wrestling-Schule in Aiden … "
Jonas Sippel: "Ihr könnt (in dem Film, Anmerk. der Redaktion) etwas darüber lernen, wie es ist, ein Mensch mit Down-Syndrom zu sein: Es kommen (für Zak, Anmerk. der Redaktion) einige Hürden. Er wird zum Beispiel von anderen gemobbt und das ist nicht schön. Er will ja immer nur weg."
Filmszene: Zak: "Ich will zur Salt Water Redneck und ich will nicht nach Hause."
Jonas Sippel: "Für ihn ist Wrestling sehr wichtig, aber auch Freunde und eine Familie zu haben. Und das ist ganz besonders wichtig. Wir brauchen einfach nette Menschen. Ich sage das mal so: Für Leute mit Trisomie 21, die können ganz schön besser spielen im Theater und sie brauchen dazu eine gewisse Zuneigung, wo sie auch gefordert sind. Das hat etwas mit Durchsetzungsvermögen zu tun. Diese Erfahrung habe ich tatsächlich auch gemacht. Man muss immer dranbleiben. Immer kämpfen! Immer stark bleiben! Man muss wissen, für was man steht. Das ist ganz wichtig, vor allem hier am Theater. Und es ist sehr wichtig, dass man wirklich das macht, was man später werden will. Aber ich möchte auch, dass Leute mit Trisomie 21 im Kino auch selbst spielen können. Denn ich glaube, dass sie genauso gut spielen können und ich finde es diskriminierend, wenn man sagt: Ach! Wir brauchen keinen Jungen mit Down-Syndrom, der Schauspieler ist."
Filmszene: Zak: "Los! Komm weiter!"
Jonas Sippel: "Für Leute mit Down-Syndrom ist das ganz besonders wichtig, denn sie haben die allergrößten Schwierigkeiten, überhaupt einen Beruf zu erlernen. Diese Erfahrung habe ich tatsächlich auch gemacht. Ich wollte zum Beispiel früher Profifußballer werden, doch die können halt viel besser spielen. Aber auch im Theater können sie (Menschen mit Down-Syndrom, Anmerk. der Redaktion) eben besser spielen, was für sie bestimmt ganz wichtig ist – und gerade das wollen wir hier im Theater auch erreichen, dass nämlich Leute mit Trisomie 21 oder – ich sage das mal so, die eine andere Behinderung oder ein anderes Handicap haben – im Theater spielen können. … Wenn ihr diesen Film anguckt, dann möchte ich, dass ihr mal überlegt, was im Leben wichtig ist."