Rumänien 1987. Die Studentin Găbiţa ist im vierten Monat schwanger und will trotz des strengen gesetzlichen Verbots abtreiben. Ihre Kommilitonin Otilia hilft ihr bei den schwierigen Vorbereitungen, organisiert konspirativ ein Hotelzimmer und nimmt Kontakt zu einem Mann auf, der bereit ist, den illegalen Schwangerschaftsabbruch durchzuführen. Mit dem Hinweis auf das hohe Risiko, das er auf sich nehme, stellt Herr Bebe eine knallharte Forderung: Statt Geld verlangt er sexuelle Gegenleistungen von den Frauen. Nach dem Eingriff muss Găbiţa stundenlang still liegen und auf den Abgang des Fetus warten. Unterdessen kommt Otilia eigenen gesellschaftlichen Verpflichtungen nach, leidet dabei unter dem arroganten Smalltalk der gebildeten Oberschicht und bangt um das Leben ihrer Freundin. Ob Găbiţa den Eingriff gut übersteht?

Feinfühlig und mit düsteren ungeschönten Bildern schildert Cristian Mungiu einen Schwangerschaftsabbruch im kommunistischen Rumänien von 1987, zwei Jahre vor dem Sturz des Diktators Nicolae Andruţă Ceauşescu. "4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage" beschreibt 24 Stunden im Leben zweier Frauen, die sich in einer von Gleichgültigkeit, Misstrauen und Menschenverachtung durchsetzten Gesellschaft behaupten müssen. Vor allem die selbstbewusste, pragmatische Otilia kämpft stets um ihre Standpunkte, sei es im Streit mit dem "Engelmacher" oder im Gespräch mit ihrem eigenen Freund, der sich weigert, Kondome zu benutzen, aber keine Verantwortung für die Folgen tragen will. Das beklemmende Drama vermeidet eine konkrete Darstellung historischer Fakten, zeigt beispielsweise nicht die Razzien in Operationssälen, mit denen der Staat Gynäkologen/innen vor illegalen Abtreibungen abzuschrecken suchte. Die unmittelbare Bedrohung bleibt unsichtbar, die repressive Stimmung aber vermittelt sich indirekt gleichwohl in einer Vielzahl von Alltagszenen und der Aneinanderreihung von Demütigungen, die das damalige System seinen Bürgerinnen und Bürgern auferlegte.

In der filmpädagogischen Arbeit sollte allerdings ergänzend der geschichtliche Kontext zur Sprache kommen. 1966 hatte Ceauşescu ein striktes Abtreibungsdekret erlassen: Jede Frau sollte mindestens vier Kinder bekommen, damit die Bevölkerung Rumäniens innerhalb der nächsten 24 Jahre um zehn Millionen Menschen anwachse. Trotz eines komplex organisierten Überwachungsapparats und hoher Strafen trieben viele Schwangere heimlich ab. Mehr als 11.000 Frauen bezahlten den Eingriff mit ihrem Leben. "4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage" erzählt von den Torturen und Ängsten der Betroffenen, aber auch von der Solidarität der Heldinnen. Dem rumänischen Regisseur Cristian Mungiu geht es nicht um Gewissensentscheidungen der Abtreibung, die moralische Beurteilung des Geschehens überlässt er den Zuschauenden. Sein Film berührt Themen, die weit über die konkrete Geschichte hinausreichen: Der Wert und die Würde des Lebens, gesellschaftliche Unterdrückungsverhältnisse, das Recht auf eine selbstbestimmte Lebensplanung sowie die Verantwortung sich selbst und anderen gegenüber.