Ein gewöhnlicher Schultag an einer amerikanischen Highschool: Unterricht und Pausengetratsche, Verabredungen und Treffen, Frust und Lust, Aushilfsjobs und Selbststudium in der Bibliothek, künstlerische Beschäftigung im Fotolabor, Toilettenbesuche zum Abhängen für die einen, als letzte Zuflucht für die anderen; die Banalität der Ereignisse gibt kaum Hinweise darauf, dass der Tag anders als üblich enden könnte. Dann nähern sich zwei Schüler, die kurz zuvor in ihrem familiären Umfeld als Waffenfreaks charakterisiert worden sind, mit schwerem Gepäck dem Gebäude. – Seinen enigmatischen Titel bezieht der Film aus einem gleichnamigen Film von 1989 des inzwischen verstorbenen britischen Regisseurs Alan Clarke. Es ist eine ironische Anspielung auf den Spruch, dass sich manche Probleme so leicht übersehen lassen, wie ein Elefant im Wohnzimmer. Van Sants künstlerische Auseinandersetzung mit der zunehmenden Gewalt an Schulen, insbesondere dem Schulmassaker von Columbine, bei dem zwei Schüler das Feuer auf ihre Schulkameraden eröffneten und sich dann selbst richteten, mag zwar gut gemeint sein, ist inhaltlich aber wenig ergiebig. Zwar hat seinerzeit auch die Untersuchungskommission festgestellt, dass es für Columbine keine einfachen Ursache-Wirkungszusammenhänge gegeben hat, die diese Tat erklären können; vielmehr wirkten viele Faktoren und auch offensichtliche Versäumnisse zusammen. Statt sich allerdings dieser komplexen Realität zu stellen, wie es Michael Moore in Bowling for Columbine versucht, beschränkt sich der Film auf die Nichterklärbarkeit dieser Tat und gibt vor, lediglich neutraler Beobachter eines in der Öffentlichkeit vielleicht noch zu wenig bekannten banalen Schulalltags zu sein, der hier abrupt endet und das Leben ganz normaler Jugendlicher zerstört. Das wirkt selbst in Gus van Sants 2004 in Cannes preisgekrönter Inszenierung immer noch erschreckend genug, aber ein 'Elefant im Wohnzimmer' ist es nicht, den hatte allenfalls die Jury zu dicht vor ihren Augen.