Lima 1992. Heftige Kämpfe zwischen der Rechtsregierung unter Präsident Fujimori und der maoistischen Terrororganisation Sendero Luminoso ("Leuchtender Pfad") erschüttern Peru. Die Wirtschaft ist völlig am Boden und die Inflation galoppiert. Wer irgendwie die Möglichkeit hat, versucht das Land zu verlassen. Elena hat Glück: Sie hat eine Arbeit in Minnesota in den USA bekommen. Nun muss nur noch ihr Ex-Ehemann Carlos unterschreiben, dass sie mit den gemeinsamen Töchtern das Land verlassen darf. Aurora wird 15, Lucia ist gerade acht Jahre alt. "Reinas", meine Königinnen, so spricht Carlos, halb spöttisch, halb zärtlich, seine Töchter an. Dabei hat er hat sich nie viel um die beiden gekümmert. Aber jetzt taucht er wieder auf und lügt wie immer das Blaue vom Himmel herunter: Er sei Agent beim peruanischen Geheimdienst, arbeite als Schauspieler mit den ganz Großen. In Wirklichkeit schlägt er sich als Taxifahrer und beim Wachschutz durch. Aber in den letzten Tagen vor der Abreise in die USA kommen sich die Töchter und ihr Vater bei gemeinsamen Ausflügen an den Strand langsam näher. Dabei hat Aurora, die ältere, ganz eigene Ziele im Kopf und auch Carlos äußert sich nur vage zu seiner Unterschrift beim Notar. Elena läuft die Zeit davon.

"Reinas" ist ein Ensemblefilm mit hervorragenden Zum Inhalt: Schauspieler/-innen, besonders überzeugend sind die Darstellerinnen der beiden Mädchen. Die Regisseurin Klaudia Reynicke inszeniert beeindruckend die Sympathien und Antipathien, aber auch das feine Geflecht von Gefühlen und Abhängigkeiten in diesen schwierigen Familienverhältnissen. Dabei erzählt die Filmemacherin, die selbst als Zehnjährige mit ihrer Familie Peru verlassen musste, die teils autobiografische Geschichte aus der Perspektive der Mädchen. Im Miteinander der drei Generationen gelingt es ihr, Menschlichkeit und Liebe sichtbar werden zu lassen, zugleich auch Hoffnung und Humor innerhalb der rauen Wirklichkeit einer zerbrechenden Gesellschaft. "Reinas" lebt vom subtilen und glaubwürdigen Zusammenspiel des Ensembles, von der Balance zwischen Spannung und heiterer Alltäglichkeit. Die Bildgestaltung (Glossar: Zum Inhalt: Bildkomposition) von Diego Romero Suarez-Llanos schafft inmitten des Chaos eine fast abgeklärte Atmosphäre mit warmen Zum Inhalt: Farben voller Zum Inhalt: Licht. "Reinas" ist ein fröhlicher, lebenbejahender und melancholischer Film zugleich.

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Aurora und Lucia sind zwei Mädchen, die inmitten von Bürgerkrieg und Wirtschaftskrise aufwachsen. Diese Perspektive kann im Unterricht erarbeitet werden, etwa entlang der Frage, wie der Film Wünsche und Ängste visualisiert. Dafür können zum Beispiel die Zum Inhalt: Drehorte in den Blick genommen werden: Die Geborgenheit des Hauses der Großmutter, wo die beiden Mädchen mit ihrer Mutter die letzten Tage vor der Ausreise verbringen, steht im starken Kontrast zu der harten Wirklichkeit der Polizeikaserne, in die Aurora und Alicia nach ihrer Verhaftung wegen der Übertretung der Sperrstunde gebracht werden. Die Ausflüge an den Strand wiederum symbolisieren die Sehnsucht von Aurora und Elena nach neuen Horizonten. Im Politik- oder Geschichtsunterricht lässt sich erörtern, was "Reinas" über die politische und wirtschaftliche Zerrissenheit vieler Länder Lateinamerikas Anfang der 1990er Jahre erzählt. Ohne falsches Pathos handelt der Film von den großen tragischen Themen des Subkontinents, von Terrorismus und staatlichem Gegenterror, von der Unterdrückung der Menschenrechte durch Polizei und Armee, von wirtschaftlicher Hoffnungslosigkeit und Migration. Das hervorragende Ensemble vermittelt aber auch, dass eine Verständigung, wie unterschiedlich die Einzelinteressen und Verhaltensweisen in politischen und familiären Ausnahmesituationen auch sein können, immer möglich ist.

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