Kategorie: Film
"The Help"
Jackson, Mississippi, 1963: Das bequeme Leben der Südstaatenladies verdankt sich der Arbeit afroamerikanischer Hausmädchen wie Aibileen, die fast unsichtbar für geringen Lohn ihren Dienst tun.
Unterrichtsfächer
Thema
Jackson, Mississippi, im Jahr 1963: Das Leben der feinen Südstaatenladies besteht aus Kaffeeklatsch und Bridge, die Männer gehen zur Arbeit. Der unbeschwerte Luxus verdankt sich der Arbeit afroamerikanischer Hausmädchen wie Aibileen, die hinter der Fassade des schönen Scheins fast unsichtbar ihren Dienst tun, für geringen Lohn und zulasten der eigenen Familie. Seit Jahrzehnten ist es die stille Helferin gewohnt, weiße Babys großzuziehen, die sie als Erwachsene genauso schlecht behandeln wie ihre Eltern. Aibileens Großmutter war noch Sklavin, doch tatsächlich hat sich an den Zuständen wenig geändert. Als die angehende Journalistin Eugenia, genannt Skeeter, ihre Heimatstadt besucht, wird sie auf diesen stillschweigenden akzeptierten Rassismus aufmerksam, der ihr als Kind nie bewusst war. Sie beschließt, die Lebensgeschichten der Hausmädchen zu publizieren und ihnen damit eine Stimme zu geben.
Alltag einer Kleinstadt in den Südstaaten
In einer Mischung aus sozialkritischen, romantischen und komischen Elementen beschreibt "The Help" den Alltag einer Gesellschaft, in der Rassendiskriminierung zum "guten Ton" gehört. Dieser heitere Zugang zu einem ernsten Thema hat in den USA
für Diskussion gesorgt. Um dem Eindruck einer "weißen Perspektive" vorzubeugen, wurde Kathryn Stocketts Buchvorlage modifiziert: Wie der Roman beginnt auch der Film mit der Erzählstimme ( Zum Inhalt: Voice-over) Aibileens, Skeeters Perspektive hingegen entfällt. Im Vordergrund steht ein Gesamtbild der Südstaaten zu Beginn der 1960er-Jahre. Das privilegierte Leben der weißen Oberschicht kontrastiert mit den bedrückenden Arbeitsbedingungen ihrer schwarzen Bediensteten; die alltägliche Diskriminierung findet Widerhall in den Freiheitsforderungen der noch in den Anfängen steckenden Bürgerrechtsbewegung, wobei in diesem klassischen Emanzipationsdrama auch geschlechterpolitische Fragen und Rollenerwartungen eine Rolle spielen.
Soziale Kluft und Diskriminierung
Zunächst allerdings sind die gutherzige Aibileen und ihre resolutere Kollegin Minny von Skeeters Buchplänen keineswegs begeistert. Zu tief sitzt die Angst vor Repressionen, sollten sie über die wahren Verhältnisse berichten. Denn obwohl als Köchinnen und Erzieherinnen heiß begehrt, werden die Hausmädchen wie Menschen zweiter Klasse behandelt. So darf Aibileen, zu Skeeters Entsetzen,
nicht einmal die Toilette ihrer weißen Herrschaften benutzen – dies gilt als "unhygienisch". Sie erträgt solche Demütigungen im Stillen. Als sich Minny gegen dieselbe Behandlung energisch wehrt, wird sie von der erzkonservativen Hilly hinausgeworfen. In Zum Inhalt: Rückblenden erfährt das Publikum vom traurigen Schicksal Constantines, Skeeters alter Erzieherin und Ersatzmutter, die nach jahrzehntelangem Dienst entlassen wurde. Da die meisten dieser Frauen den Lebensunterhalt ihrer Familie alleine bestreiten, gleicht der Verlust der Anstellung einer Katastrophe. Erst ein besonders brutaler Fall von Polizeigewalt gegen eine jüngere Kollegin kann nach Aibileen und Minny auch andere Frauen bewegen, ihre Geschichte zu erzählen.
Heuchelei und Rollenerwartungen
"The Help" ist recht konventionelles, handwerklich ausgereiftes Erzählkino, das von herausragenden schauspielerischen Leistungen und einem gefühlvollen Zum Inhalt: Soundtrack getragen wird, sich filmisch aber in erster Linie durch ein atmosphärisches Zum Inhalt: Production Design auszeichnet. Die palastartigen Villen der weißen Arbeitgeber/innen stehen im größtmöglichen Gegensatz zu den tristen Behausungen der afroamerikanischen Bevölkerung. Über weite Strecken schwelgt der Ausstattungsfilm in der Farbenpracht der Südstaaten, wie man sie aus vielen Filmen kennt. Hier regieren "Southern Belles" wie Hilly mit eiserner Faust und scheuen dabei keine Heuchelei:
Während sie Aibileen zuhause schikaniert, sammelt sie im örtlichen Frauenkreis Spenden für "hungernde Kinder in Afrika". Allgemein wird über die "Farbigensache" ungern geredet. Was zählt, ist der äußere Schein. Skeeters Rebellion gegen dieses immer wieder auch humorvoll karikierte Milieu – und ihre eigene Familie – hat aber auch andere Motive: Berufstätigkeit ist mit dem in Jackson vorherrschenden Hausfrauenethos unvereinbar. Die eigene Mutter hat als einzige Sorge, sie bei einem respektablen Mann unter die Haube zu bringen. Eine weitere interessante Figur in diesem vergifteten Klima, das die Beziehungen zwischen Geschlechtern und Hautfarben streng regelt, ist die neurotische Celia. Indem sie die verfemte Minny bei sich anstellt, festigt sie ihren ohnehin schon schlechten Ruf. Die Freundschaft der beiden Frauen sprengt das Schwarz-Weiß-Denken ihrer Gesellschaft, liefert aber auch eine wichtige Differenzierung in einem Film, der sich zum Zwecke der Komik einige klischeehafte Vereinfachungen erlaubt.
Kontext der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung
Das Ende dieser Verhältnisse scheint ohnehin gekommen. Geschickt stellt Regisseur Tate Taylor die Ereignisse in den Kontext der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Die von Dr. Martin Luther King geführten Protestmärsche mögen Mississippi noch nicht erreicht haben. Doch über Radio und Fernsehen sickert das neue Denken allmählich ins Bewusstsein: Es lohnt sich, für die eigenen Rechte und gegen die skandalöse Diskriminierung zu kämpfen. Dass dieser Kampf eben erst begonnen hat, ist indes nicht allen Beteiligten klar: Mit den Nachrichtenbildern von Kings "Marsch auf Washington" im Hintergrund mahnt Skeeters New Yorker Lektorin zur Eile – zu schnell sei das Ereignis der Stunde die ungelesene Nachricht von gestern. Die harte Geschäftsfrau irrt, doch der fragile Ablauf geschichtlicher Ereignisse wird in solchen Szenen glänzend erfasst.
Erste Schritte zur Emanzipation
Erst die Zusammenschau dieser oft widersprüchlichen Komponenten macht "The Help" zu einem runden, komplexen Porträt der Südstaaten-Gesellschaft
zu jener Zeit. Über zweieinhalb Stunden entfaltet sich das wuchtige Panorama einer Epoche, deren Konflikte bis heute nachwirken. Darin gelingt drei Frauen über den Umweg der Literatur – das fiktive Buchprojekt wird natürlich ein riesiger Erfolg – der erste Schritt zur Emanzipation: Aibileen trennt sich von der Arbeit als Erzieherin, Minny von ihrem prügelnden Ehemann. Skeeter schlägt ihren Verehrer in den Wind und beginnt ein Leben auf eigenen Füßen. Aus ganz unterschiedlichen Motiven und doch miteinander solidarisch, erkämpfen sich die schwarzen und weißen Heldinnen des Films ihr Recht auf eine hoffentlich bessere Zukunft. In der einprägsamen Schlusseinstellung geht Aibileen langsam aus dem Bild – es ist noch ein weiter Weg.