Der "Canis Lupus" wurde im 19. Jahrhundert fast vollständig ausgerottet, weil er als Feind des Menschen galt und außerdem die wachsende Viehhaltung gefährdete. Das Bild des "bösen" Wolfes aus den Grimmschen Märchen ist aber auch heute noch präsent und der Umgang mit ihm oft angstbesetzt. Allerdings ist die Population der Wölfe wieder angewachsen und steht in Europa mittlerweile unter Artenschutz. Drehbuchautor und Regisseur Ralf Bücheler beschäftigt sich in seinem Zum Inhalt: Dokumentarfilm mit dieser neuen und politisch umstrittenen Koexistenz von Mensch und Raubtier. Denn gilt die Rückkehr der Wölfe den Einen als Zeichen für Biodiversität, sehen die Anderen in ihr hauptsächlich eine Bedrohung ihrer traditionellen Kulturtechniken, wie der Schafzucht und der Almwirtschaft. Die öffentliche Debatte wird teils hitzig und emotional geführt.

Bücheler setzt der aufgeheizten Stimmung Expertise entgegen. Er begleitet beobachtend Forscher/-innen, die jeden tot aufgefundenen Wolf detailliert untersuchen, um Todesursache und Gesundheitszustand zu erfassen und damit ein flächendeckendes "Wolfsmonitoring" für Deutschland und Europa erstellen (Hinweis: Bilder von gerissenen Tieren und der Autopsie eines Wolfes könnten auf sensible Zusehende ängstigend wirken). Rissgutachter/-innen werden bei der Arbeit gezeigt, Expert/-innen, die sich mit dem Sozialverhalten des Wolfes auskennen, kommen ebenso zu Wort wie Schäfer, die versuchen, ihre Herden zu sichern. Auch die Argumente der in Trachten protestierenden Almwirte finden Eingang in die Zum Inhalt: Dramaturgie des Films. Dabei entstehen die Aussagen situativ und werden nicht in gesetzten Zum Inhalt: Interviews erfragt. Als roter Faden dient eine Anhörung im Umweltausschuss des Bundestags, bei der allen Seiten Gehör geschenkt wird. Bücheler fächert die unterschiedlichen Positionen dabei gekonnt und unaufgeregt auf. Er will aufklären, Wissen vermitteln und dabei nicht auf Emotionen setzen, sondern auf Fakten und Argumente. Die beeindruckenden Tieraufnahmen zeigen Wölfe in ihrem Lebensraum, wobei die nachts mit einer Wildtierkamera entstandenen Bilder sich mit ihrer unbewegten Schwarz-Weiß-Optik (Glossar: Zum Inhalt: Farbgebung) vom restlichen Material absetzen. Die im Infrarotlicht weißglühenden Augen kämpfender Hirsche und die sich anpirschenden Wölfe wirken geheimnisvoll. Diese Szenen zeigen das dem Menschen Verborgene. Denn lebt der Wolf auch direkt unter uns, ernährt sich teilweise sogar von unserem Müll und verirrt sich ab und an in die Ortschaften, wie Amateurvideos (Glossar: Zum Inhalt: Found Footage) zeigen, ist er doch eigentlich scheu und meidet menschlichen Kontakt.

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Im Biologie- und Gemeinschaftskundeunterricht empfiehlt es sich, die Argumente für eine Koexistenz von Wolf und Mensch anhand der Informationen im Film zu diskutieren und im Abgleich mit aktuellen Untersuchungen auszuwerten. Welche Einwände werden von den jeweiligen Interessenvertreter/-innen vorgebracht und sind diese halt- oder widerlegbar? Im Ethikunterricht lässt sich anhand derselben Versuchsanordnung eine demokratische und sachliche Debattenkultur praktisch üben – welche Pro- und Kontrapositionen lassen sich gegenüberstellen? Ein weiterer Aspekt, der im Kunst- oder Ethikunterricht behandelt werden kann, ist der Mythos, der sich um den Wolf rankt. Welche Eigenschaften werden ihm zugeschrieben, warum verkörpert er angeblich das Böse oder zumindest Gefährliche? Welche Quellen finden sich dazu in Literatur, Religion, Kunst, Philosophie und Film und inwieweit wird dieses Bild vom Menschen bis heute auf vielfältige Weise für ideologische, politische und künstlerische Aussagen genutzt.

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