Als "Cleaner" bezeichnet sich der erwachsene Mann, aber mit Reinigungsarbeiten hat sein Beruf nichts zu tun. Léon räumt in einem metaphorischen Sinne auf – im Auftrag eines New Yorker Mafiabosses beseitigt er als Killer kaltblütig all jene, die dem Gangster im Weg stehen. Durcheinandergewirbelt wird das Leben des zurückgezogen lebenden Einzelgängers, als eines Tages verängstigt die zwölfjährige Nachbarstochter vor seiner Tür steht. Entgegen seinen Gewohnheiten lässt er Mathilda in seine Wohnung und rettet ihr damit das Leben. Kurz zuvor hat ein korrupter Drogenfahnder ihre gesamte Familie ermordet, ohne Léons Hilfe hätte auch Mathilda nicht überlebt. Trauer um ihre Eltern, die sie vernachlässigt haben, empfindet Mathilda nicht, wohl aber um ihren ermordeten jüngeren Bruder. Als sie den Waffenkoffer von Léon entdeckt, bittet sie ihn, sie zur Killerin auszubilden, um Rache an dem Mörder ihres Bruders nehmen zu können.

Luc Besson stellt ein ungewöhnliches Paar in seinem ästhetisierten Zum Inhalt: Thriller in den Mittelpunkt: einen einfältig wirkenden Erwachsenen, der nicht lesen kann, Nähe meidet und sich so wurzellos fühlt wie seine Topfpflanze – und ein Mädchen in der Vorpubertät, das sich nach Geborgenheit sehnt und zugleich von dem Wunsch nach Rache getrieben wird. "Léon – Der Profi" irritiert gleich mehrfach. Die Beziehung zwischen Léon und Mathilda findet überraschend auf Augenhöhe statt, beide lernen voneinander. Aber es gibt auch Momente, in denen Mathilda mit dem Gedanken spielt, Léons Geliebte zu sein und gar unbeholfen versucht, ihn zu verführen. Léon wiederum nutzt Mathilda nie aus. Die Unschuld der Figuren konterkariert der Film durch ihre Kaltblütigkeit und Entschlossenheit. Töten ist ein Job, begründete Rache ist legitim. So schockiert der Zum Inhalt: Genrefilm immer wieder, während er zugleich durch die melancholische Stimmung und das Schauspiel von Jean Reno als Léon und Natalie Portman als Mathilda für sich einnimmt – der um 25 Minuten längere Director’s Cut vertieft insbesondere Zum Inhalt: Szenen mit dem Zusammenspiel dieser Figuren. Aus heutiger Sicht hat der Film gerade auch in dieser Fassung seine Unschuld jedoch verloren. Während Léon kein sexuelles Interesse an Mathilda zeigt, fordert der sexualisierende Blick der Kamera auf den Körper der minderjährigen Darstellerin oder Mathildas Performance von Madonnas "Like a Virgin" im BH zum Widerspruch heraus, die Zurschaustellung wirkt nicht zuletzt nach der MeToo-Debatte inakzeptabel.

Wenn Sie diesen Drittanbieter-Inhalt von www.youtube-nocookie.com aktivieren, ermöglichen Sie dem betreffenden Anbieter, Ihre Nutzungsdaten zu erheben. Weitere Informationen zur Nutzung von Drittanbieter-Inhalten erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Externer Link: Datenschutzerklärung anzeigen

"Léon – Der Profi" wird oft als Kultfilm bezeichnet. In den Fächern Deutsch oder Kunst kann der Frage nachgegangen werden, welche Elemente zu diesem Status geführt haben. Dabei kann etwa die Mischung aus Coolness und Empathie betrachtet werden oder die ästhetische Zum Inhalt: Inszenierung, die schon für Bessons vorherige Regiearbeiten "Subway" (Frankreich 1985), "Nikita" (Frankreich 1990) und "Im Rausch der Tiefe" ("Le Grand Bleu" , Frankreich 1988) charakteristisch war. So kann etwa der Blick auf die aufwändigen Kamerafahrten (Glossar: Zum Inhalt: Kamerabewegungen) gelenkt werden oder wie die Kamera durch ungewöhnliche Zum Inhalt: Perspektiven die Figuren in Szene setzt. Interessant ist ebenfalls das Szenenbild (Glossar: Zum Inhalt: Production Design/Ausstattung), das durch trostlose Innenräume die Psyche und Entwurzelung der Figuren spiegelt. Auch Einflüsse auf die Popkultur können untersucht werden, etwa die Songs "Matilda" und "Leon" der britischen Indie-Band Alt-J. Die moralische Haltung der Figuren sowie die Rachegeschichte regt unterdessen in Ethik oder Religion zur Auseinandersetzung an. In diesem Zusammenhang kann auch die Ästhetisierung der Gewalt zur Sprache kommen. In Deutsch, Ethik oder Kunst kann die Darstellung von Mathilda vor dem Hintergrund der MeToo-Debatte bewertet werden. Dabei lohnt auch eine Recherche, wie Natalie Portman selbst mittlerweile ihre Rolle im Film einschätzt und welche Folgen ihre Darstellung im Film für sie selbst hatte.

Der Text ist lizenziert nach der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 3.0 Germany License.

Mehr zum Thema