"Das Blubbern von Glück"

Ihre eifrige und neunmalkluge Beteiligung am Unterricht bringt der rothaarigen Candice Phee mitunter den Spott ihrer Klasse ein. Aber fiese Sticheleien und das genervte Aufstöhnen ihrer Mitschüler/-innen scheinen an ihr einfach abzuperlen. So optimistisch und gutgelaunt wie in der Schule ist die Zwölfjährige allerdings nicht immer. Seit ihre kleine Schwester Sky vor drei Jahren plötzlich verstorben ist, trauert die Familie. Ihre Mutter Alice liegt meist stumm im Bett, der Vater Jim versteckt sich hinter seinem Computer. Zusätzlich trübt der väterliche Streit mit seinem Bruder und Ex-Geschäftspartner, den Candice "reicher Onkel Brian" nennt, die Stimmung. "Ich fürchte, dass meine Familie verlernt hat, glücklich zu sein", sagt sie. Aber Candice kann das nicht mehr ertragen und so fasst sie einen Plan, mit dem sie Trauer und Streit aus ihrer Familie vertreiben will. Einen Verbündeten und Freund findet das Mädchen in seinem neuen Mitschüler Douglas Benson. Er trägt Schlips und Pullunder – und stammt angeblich aus einer anderen Dimension, in die er nur durch einen Sprung aus großer Höhe zurückkehren kann.

Das Langfilmdebüt des Australiers John Sheedy basiert auf dem gleichnamigen Kinderbuch (Glossar: Zum Inhalt: Adaption) von Barry Jonsberg, das im englischen Original My Life as an Alphabet heißt. Im Buch wie auch im Film erzählt Candice zu jedem Buchstaben ein Kapitel aus ihrem Leben, wodurch eine lockere episodische Struktur entsteht. Als roter Faden dienen die erhoffte Familienversöhnung und die Freundschaft mit Douglas. Zum Inhalt: Rückblenden zeigen bessere Tage, während die Haupthandlung das Unglück der Familie und Candice Bemühungen voller Mitgefühl schildert. In erster Linie ist "Das Blubbern von Glück" aber ein leichtfüßiger, betont farbenfroher (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung) Kinder- und Familienfilm mit schrillen Zum Inhalt: Kostümen und warm ausgeleuchteten (Glossar: Zum Inhalt: Licht und Lichtgestaltung) Zum Inhalt: Sets. Die schweren Themen – darunter auch Douglas' potenziell lebensgefährliche Fantasie oder die innere Einsamkeit der Figuren – werden durch viel Humor, Zum Inhalt: Slapstick und schöne Einfälle wie eine herzliche Gesangseinlage abgemildert. In den besten Momenten erinnern die sorgsam komponierten Bilder (Glossar: Zum Inhalt: Bildkomposition) der Kamerafrau Bonnie Elliott und die verspielte Zum Inhalt: Ausstattung an die Filme des Kino-Auteurs Wes Anderson (beispielsweise "Moonrise Kingdom" , USA 2012).

Für den Einstieg in das Filmgespräch in den Fächern Deutsch und Ethik bietet sich zunächst eine Auseinandersetzung mit Candice an, die einerseits fröhlich und offen durch das Leben geht, andererseits aber mit einer Familientragödie umzugehen hat. Vertiefend führt dies zu einer Auseinandersetzung mit der Trauerarbeit der Figuren. Wie wirkt sich Skys Tod auf die Familie aus, wie ist die Trauer inszeniert? Wenn die Mutter in einem in ihrem bläulich ausgeleuchteten Schlafzimmer liegt oder Candice darüber grübelt, dass von ihrer Schwester „nur noch Knochen“ übrig sind, wird der Verlust greifbar. Ihren Wunsch, wieder hoffnungsvoll nach vorne zu blicken, äußert Candice im Schlüsselsatz "Sky ist tot, aber wir leben noch!" Neben der Trauer bietet die psychische Verfassung von Douglas Gesprächsstoff. Der Junge wähnt sich in einer fremden Dimension und fühlt sich in seiner Umgebung wie ein Fremder und findet nur in Candice eine Vertraute und schließlich auch einen Schutzengel. Nicht zuletzt kann im Deutsch- oder Kunstunterricht eine filmsprachliche Analyse erfolgen. Einerseits federn die bunten Kulissen, Kostüme und witzige Momente die Problemschilderung ab, andererseits werden die Probleme der Figuren nicht verharmlost.