Auf einer staubigen Brache an einer viel befahrenen Straße im ägyptischen Alexandria stemmen Teenagerinnen schwere Gewichte und streiten sich über die ideale Wettkampfdiät. Darunter auch die 14-jährige Asmaa, die von allen nur Zebiba, „Rosine“, genannt wird. Captain Ramadan, der Trainer und Gründer dieses Sportstudios unter freiem Himmel, treibt die Mädchen lauthals an. Fast im Alleingang bildet er seit über 20 Jahren die weibliche Elite im Gewichtheben aus. Seine Tochter Nahla wurde als erste Ägypterin 2003 Weltmeisterin. Regisseurin Mayye Zayed, die selbst aus der ägyptischen Hafenstadt stammt, besuchte für ihre Zum Inhalt: Langzeitbeobachtung über vier Jahre Ramadans ganz besondere Kaderschmiede. In ihrem Film nimmt sie die Beziehung der introvertierten Zebiba mit ihrem väterlichen, manchmal jedoch auch cholerischen Trainer in den Fokus. Sie lotet dabei auch eine Sichtweise auf Weiblichkeit aus, die dem tradierten Rollenmuster im arabischen Kulturraum zu widersprechen scheint. So betont der Trainer in einer Zum Inhalt: Szene: „Jungen den Vorrang zu geben, war gestern“. Zayed setzt damit dem westlichen Klischee der unterdrückten arabischen Frau die authentische Zum Inhalt: Coming-of-Age-Geschichte einer begabten Sportlerin entgegen, die universal ist und Mädchen Mut macht, sich zu behaupten.

Die Kamera, die von Mohamad El-Hadidi, aber auch teilweise von der Regisseurin selbst geführt wurde, verhält sich in typischer Zum Inhalt: Direct-Cinema-Manier. Sie wird als Zum Inhalt: Handkamera eingesetzt, folgt den handelnden Personen gewissermaßen auf Schritt und Tritt und befindet sich dabei meist in der Mitte des Geschehens. Die Protagonist/-innen scheinen die Kamera vergessen zu haben und interagieren nicht mit ihr beziehungsweise mit der Regisseurin. Ein Großteil der Zum Inhalt: Sequenzen ist in Zum Inhalt: halbtotalen oder nahen Einstellungen gedreht. In emotionalen, sehr intimen Momenten – etwa als Zebiba sich einmal zurückzieht, nachdem sie der Trainer als „Luder“ und „Idiotin“ beschimpft hat – wird die Situation in der Totalen eingefangen. Zayed führt auch keine Interviews mit den Athletinnen oder ihrem Trainer, sondern zeigt sie ausschließlich in ihrem sportlichen Umfeld. Zum Inhalt: Der Mikrokosmos des staubigen Sportplatzes wird auf diese Weise im Verlauf des Films zum Sinnbild der Entwicklung Zebibas: Genauso beharrlich wie Trainer Ramadan dem kargen Boden nach und nach etwas Grün abringt und mit bescheidenen Mitteln neue Trainingsgeräte oder ein Sonnendach installiert, trainiert sich Zebiba in die Liga der Weltklassegewichtheberinnen.

Anhand von Zebibas Beziehung zu ihrem Trainer können im Fach Ethik die Schüler/-innen dazu angeregt werden, über das eigene Verhältnis zu Vorbildern und Autoritätspersonen nachzudenken. Welche grenzüberschreitenden Situationen haben sie selbst erlebt und wie können sich Betroffene davor schützen? Was können Lehrer/-innen tun, um diskriminierendes Verhalten im Klassenraum zu verhindern oder diskriminierendem Verhalten vorzubeugen? Auch lohnt es sich, in den Fächern Gesellschaftskunde und Geschichte über geschlechterspezifische Zuweisungen von Fähigkeiten, Eigenschaften, Berufen oder Sportarten nachzudenken. Wie sind diese Rollenmuster historisch entstanden und welchen Veränderungen waren sie bis heute unterworfen? Im Fach Deutsch kann die Entscheidung der Regisseurin, eine „Fly on the Wall“- Perspektive einzunehmen, thematisiert werden: Zayed zieht sich komplett auf die Position der Beobachterin zurück, im Zum Inhalt: geschnittenen Film soll es für die Zuschauenden so aussehen, als ob das Filmteam gar nicht anwesend gewesen sei. Wie wirkt sich diese Herangehensweise auf die filmästhetischen Mittel aus? Was erfahren wir auf welche Weise von Zebiba und Ramadan? Wo liegt der erzählerische Fokus der Regisseurin? Inwieweit sind die Rezipient/-innen gefordert, sich selbst ein Bild von der jungen Sportlerin und ihrem Trainer zu entwerfen?

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