"Nackte Tiere"

Katja, Sascha, Benni, Laila und Schöller leben in einer Kleinstadt in der deutschen Provinz. Die fünf Freund/-innen stehen kurz vor dem Abitur. Doch nicht nur die schulische Situation verbindet sie, sondern auch die schwierigen Beziehungen zu ihren Eltern und vor allem die Sehnsucht nach Liebe und Freiheit. Den Mittelpunkt der Clique bildet die Wohnung von Benni und Katja, die für sie zum Rückzugsort wird. Dort verbringen die Jugendlichen eine chaotische Zeit, in der sich Zärtlichkeit und Gewalt, Solidarität und Einsamkeit abwechseln. Dabei kreist über allem die Frage, wie das Leben nach der Schule weitergehen wird.

Melanie Waeldes "Nackte Tiere" ist ein Zum Inhalt: Coming-of-Age-Film, der besonders vom authentischen, sehr körperlichen Spiel der jungen Darsteller/-innen (Glossar: Zum Inhalt: Schauspiel) lebt, denen es gelingt, sowohl die Intimität zwischen den Jugendlichen zu vermitteln als auch deren Entfremdung zur Welt der Erwachsenen. Dabei begleitet der Film die Hauptfiguren aus großer Nähe (Glossar: Zum Inhalt: Einstellungsgrößen). Die oft unterbelichteten (Glossar: Zum Inhalt: Licht und Lichtgestaltung) und ausschnitthaften Bilder(Glossar: Zum Inhalt: Bildkomposition) der dokumentarisch (Glossar: Zum Inhalt: Dokumentarfilm) anmutenden Handkamera (Glossar: Zum Inhalt: Kamerabewegungen) erinnern an Handyaufnahmen. Sie lassen die Schauplätze (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) mal trist und verlassen, und dann wieder gemütlich und hoffnungsvoll wirken. Die aufgewühlten Gefühlswelten der Jugendlichen finden so visuell eine wirkungsvolle Entsprechung. Auffällig ist, dass die Zuschauenden kaum biografische Informationen über die Jugendlichen erhalten. Sowohl der Handlungsort als auch die Familienkonstellationen der Figuren bleiben ungeklärt. Die Regisseurin inszeniert Momentaufnahmen der Übergangssituation zwischen Jugend und Erwachsenenalter, die für sich stehen bleiben. Die Probleme und die Orientierungslosigkeit, mit denen die Teenager zu kämpfen haben, äußern sich in Drogenkonsum ebenso wie in plötzlicher Aggression und in den spontanen Gewaltausbrüchen, bei denen Katja und Sascha, die beide Kampfsport betreiben, ihre Kräfte messen. Konkrete Ursachen dafür verrät der Film nicht. So werden die Zuschauenden dazu aufgefordert, sich die Umstände, Lösungen und Perspektiven selbst zu erschließen.

Aufgrund seines Themas und seiner unkonventionellen Form eignet sich der Film "Nackte Tiere" vor allem für ältere Jahrgänge. Im Unterrichtskontext bietet er sich besonders dafür an, bei den Schüler/-innen eine Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensrealität anzuregen: Welche Probleme thematisiert der Film? Worin können die Ursachen begründet liegen? Welche Aspekte des Erwachsenwerdens vernachlässigt die Geschichte? Inwieweit lässt sich die Situation der fünf Freund/-innen verallgemeinern? Solche und ähnliche Fragen können in den Fächern Ethik oder Sozial- und Gemeinschaftskunde diskutiert werden. Neben Freundschaft, Gewalt und Drogen bieten auch Themen wie Familie, berufliche Perspektive und Heimat Anknüpfungspunkte. Im Deutschunterricht lässt der Film Raum für eine Weiterentwicklung der Geschichte und der Lebenswege der einzelnen Personen: Was ist den fünf Freunden vor dem Beginn der Erzählung passiert und was könnte ihnen im Leben noch widerfahren?