Ein unsichtbarer Faden ("Eruv") trennt die jüdische Nachbarschaft vom Alltag der anderen Menschen im New Yorker Stadtteil Williamsburg. Hier im Schatten der Freiheitsstatue, leben die ultraorthodoxen Satmarer nach eigenen, strengreligiösen Gesetzen. Esther, genannt Esty, ist Mitglied dieser Gemeinde chassidischer Juden. Vor Jahren ist ihre Mutter nach Berlin geflüchtet. Deshalb wächst sie bei ihrer Tante und ihrer "Babby", ihrer Großmutter, auf. Mit 19 Jahren wird sie mit Yakov Shapiro verheiratet. In der arrangierten Ehe häufen sich bald die Probleme. Zunehmend wird Esty unter Druck gesetzt, Kinder zu bekommen. "Fruchtbarkeit" ist den Chassidim wichtig. Sie wollen aller Welt zeigen, dass der Holocaust nicht ihr Ende war. Die junge Frau ist dem Druck nicht gewachsen. Als sie tatsächlich schwanger wird, beschließt sie, der Gemeinschaft den Rücken zu kehren. Sie flieht nach Berlin, lernt an einem Konservatorium eine Gruppe junger Musiker/-innen kennen und befreit sich von ihren religiösen Fesseln. Yakov Shapiro und sein Cousin Moishe Lefkovitch reisen Esty hinterher, um sie zurückzuholen.

"Unorthodox" basiert lose auf dem biografischen Roman von Deborah Feldman. Die vierteilige Serie, in der viel Jiddisch gesprochen wird, startet mit Estys Flucht aus New York. In diesen chronologisch erzählten Handlungsstrang erzählen Zum Inhalt: Rückblenden von ihrem einstigen Leben innerhalb der Satmar-Gemeinschaft. Kameramann Wolfgang Thaler setzt Zum Inhalt: Berlin als Fluchtpunkt und Sehnsuchtsort mit Zum Inhalt: lichtdurchfluteten Zum Inhalt: Panoramen in Szene. Episch mutet der Moment an, in der Esty im Wannsee schwimmend ihre Zum Inhalt: Perücke abnimmt, was die Loslösung von den Regeln ihrer Gemeinschaft symbolisiert. Berlin ist als liberaler Gegenentwurf zu Estys alter Heimat Zum Inhalt: inszeniert: Die Menschen sind ausnahmslos aufgeschlossen, weltgewandt und hilfsbereit und somit ganz anders als die Mitglieder der Satmarer, bei denen das Schweigen ebenso viel zählt wie Heimlichtuerei und Eifer. Dennoch entsteht der Eindruck, dass Regisseurin Maria Schrader nicht allzu hart mit dieser religiösen Gruppe ins Gericht geht. Im Vergleich ist Feldman in ihrem literarischen Original deutlich radikaler. In der Zum Inhalt: Serie wirken die Satmarer – mit Ausnahme von Moishe, der raucht und spielsüchtig ist und dies unter dem Deckmantel der Religiösität zu verbergen sucht – überwiegend unbeholfen bis kauzig.

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Das ultraorthodoxe Judentum als Teil des orthodoxen Judentums kennt strenge Kleidungsvorschriften: Pelzhüte ("Schtreimel"), Schläfenlocken und Gebetsquasten für Männer, lange Röcke, Kleider und Perücken für Frauen. Gleichwohl teilt sich die Orthodoxie in verschiedene Strömungen auf, was für Außenstehende nicht sofort erkennbar ist. Im Religions- oder Ethikunterricht könnte ausgehend von den Kleidervorschriften untersucht werden, welche verschiedenen religiöse Bewegungen das Judentum insgesamt kennt und welche Besonderheiten die ultraorthodoxen Satmarer auszeichnen. Es sollte darüber gesprochen werden, wie diese Gemeinde in der Serie dargestellt wird und ob es sich hierbei um eine homogene Gemeinschaft handelt oder doch nur um die Lebenswirklichkeit einer einzelnen Gruppe. Zudem können rituelle Bräuche der Satmarer untersucht werden: etwa das religiöse Bad in der Mikwe (Taufbecken), die Pessachfeier, die Rituale der Hochzeit. Lebenseinstellung und Handlungsweisen der Satmarer sind ohne Hintergrundwissen schwer verständlich. Hier gilt es, der Lerngruppe die Kontextualisierung zu erleichtern. Nur so wird verständlich, warum die Mitglieder dieser Gruppe, anders als orthodoxe Juden, den Staat Israel ablehnen, warum ihnen das Wort der Rabbiner wichtiger ist als die öffentliche Gesetzgebung und wie aus der Erfahrung der Shoah ein Überlebenswille wuchs, der sich heute in hohen Geburtenraten widerspiegelt.

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