Kategorie: Filmbesprechung
"Bombshell – Das Ende des Schweigens"
Bombshell
Geschichte des Skandals um sexuelle Belästigung beim US-Sender FOX
Unterrichtsfächer
Thema
Die USA im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen 2016: Als Megyn Kelly, Starmoderatorin des rechtskonservativen Senders Fox News, den republikanischen Kandidaten Donald Trump während einer Talkshow auf seine frauenfeindlichen Tweets anspricht, beschimpft dieser sie anschließend im Netz. Senderchef Roger Ailes, der mit dem Quotenbringer Trump befreundet ist, verpflichtet Kelly daraufhin, sich mit dem Politiker zu versöhnen. Ihre Kollegin Gretchen Carlson beschwert sich nach dem Verlust ihres prominenten Sendeplatzes über sexistische Ausfälle einiger Kollegen und wird prompt entlassen. Derweil bastelt die ehrgeizige Ex-Wetteransagerin Kayla Pospisil an ihrer Karriere und wird in Ailes' Büro mit einer demütigenden Forderung konfrontiert. Doch dann verklagt Carlson ihren langjährigen Boss wegen sexueller Belästigung. Ailes bestreitet das und ruft eine Unterstützerkampagne der Mitarbeiter/-innen ins Leben. Zunächst schweigen Kelly und Pospisil noch.
Der von Regisseur Jay Roach inszenierte Film basiert auf einem realen Skandal, der in den USA (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) noch vor Beginn der MeToo-Debatte für Schlagzeilen sorgte. Das Zum Inhalt: Drehbuch von Charles Rudolph macht Megyn Kelly zu einer Art Gastgeberin, die am Anfang durch das Geschehen führt und die Zuschauer/-innen direkt anspricht. Während die Charaktere Kelly und Carlson auf realen Personen beruhen, ist Kayla Pospisil eine fiktive Figur, in der die Geschichten mehrerer Zeuginnen verarbeitet sind. Vor allem durch die bewegende Schlüsselszene (Glossar: Zum Inhalt: Szene) in Ailes' Büro wird Kayla zur zentralen Identifikationsfigur in dem Trio attraktiver ehrgeiziger Medienfrauen, die im Job auf Anweisung des Chefs stets kurze Röcke (Glossar: Zum Inhalt: Kostüm/Kostümbild) tragen müssen. Dagegen sammeln Kelly und Carlson nur relativ wenige Sympathiepunkte, haben sie sich doch um der Karriere willen dem anti-emanzipatorischen Profil des Arbeitgebers angepasst. Allerdings versäumen es Drehbuch und Zum Inhalt: Regie, die drei Figuren hinreichend zu vertiefen. Das Bemühen um eine authentische Schilderung der Produktionshektik in einem Nachrichtensender manifestiert sich in schnellen Schnitten (Glossar: Zum Inhalt: Montage), einer nervösen Kamera (Glossar: Zum Inhalt: Kamerabewegungen) und einer plakativen Info-Ästhetik. Der Film zeigt die Machtstrukturen und die Oberflächlichkeit der Mitarbeiter/-innen auf, stößt aber wegen der kleinteiligen Narration an inszenatorische Grenzen.
Die Stars Charlize Theron, Nicole Kidman und Margot Robbie machen durch ihre starken schauspielerischen Leistungen den Zwiespalt zwischen Karrierestreben und dem Kampf nach Gerechtigkeit spürbar. Warum ist es gerade in einem derartig chauvinistischen Umfeld so schwer, die Mauer des Schweigens zu durchbrechen? Im Fach Sozialkunde liegt es nahe, die Strukturen und Mechanismen zu analysieren, die sexuellen Missbrauch erleichtern. Zudem können die Schüler/-innen darüber diskutieren, wo sexuelle Belästigung und Missbrauch beginnen. Unterstützt oder schwächt das Verhalten der Protagonistinnen mögliche Maßnahmen der Prävention? Die Zum Inhalt: Inszenierung grenzt sich kritisch von der rechtskonservativen Position und vor allem vom reaktionären Frauenbild des meistgesehenen US-Nachrichtensenders Fox News ab, der ungeachtet seiner vorgeblichen Überparteilichkeit die Republikanische Partei begünstigt. Im Fach Politik bietet der Film daher Ansatzpunkte, um zu erörtern, wie mächtige Medienkonzerne die öffentliche Meinung und den politischen Diskurs in den USA beeinflussen und sich andersherum auch die Politik der Medien bedient.