Ein Hochsicherheitslabor in Großbritannien: Leise surrend filmt die Überwachungskamera eine in gleichmäßigen Abständen angeordnete, genetisch veränderte Keimlinge. Die ehrgeizige Züchterin Alice Woodard (Emily Beecham) hat die Pflanze nach ihrem 13-jährigen Sohn Joe benannt: Little Joe. Das empfindliche Gewächs hat nicht nur eine prachtvolle purpurrote Blüte, sondern soll, wenn man sich sorgsam um es kümmert, antidepressiv wirken. Entgegen den Vorschriften des Unternehmens Planthouse Biotechnologies schenkt die alleinerziehende Alice ihrem Sohn ein Exemplar zur Aufzucht. Bald erscheint Joe seiner Mutter grundlegend verändert: Er ist stets vergnügt, findet eine feste Freundin, sucht Kontakt zu seinem Vater und kümmert sich selbstvergessen um Little Joe. Alice gegenüber ist er jedoch zunehmend kühl und abweisend. Pubertäre Erscheinungen – oder hat das pflanzliche Antidepressivum auch Nebenwirkungen? Tatsächlich häufen sich bald mysteriöse Verhaltensweisen von Tier und Mensch, die in Kontakt mit Little Joe kommen. Und so beginnt Alice an ein Eigenleben ihrer Schöpfung zu glauben. Als Little Joe dann auf der großen nationalen Blumenhandelsmesse ins ganze Land verkauft werden soll, fasst sie den Entschluss, Little Joe um jeden Preis zu vernichten.

Die österreichische Regisseurin Jessica Hausner lässt durch feine Ironie stets offen, ob von Little Joe wirklich Gefahr ausgeht oder lediglich die Wahrnehmung der überarbeiteten Züchterin verrückt spielt. Dabei verwendet sie ästhetische Mittel des Zum Inhalt: Horror- und des Zum Inhalt: Sci-Fi-Genres: Auf der Zum Inhalt: Tonebene sorgen schrille Klänge, tiefe zerdehnte Bässe oder drückende Stille für Schockmomente und Irritationen. Im spannungsreichen Kontrast dazu stehen die satte Zum Inhalt: Farbgebung und die ruhige, meist Zum Inhalt: statische Kamera, die das Geschehen in totalen und halbtotalen Zum Inhalt: Einstellungsgrößen beobachtet. Die Künstlichkeit der puppenhaushaften Zum Inhalt: Sets und der klinisch sauberen Zum Inhalt: Kostüme sorgt zusätzlich für Distanz und unterstützt die unheimliche Atmosphäre. Und während es Jessica Hausner filmisch gelingt, Gefühlsregungen der ums Überleben kämpfenden Pflanze zu suggerieren, vermittelt Emily Beecham durch ihre schauspielerische Leistung das komplexe Innenleben der Protagonistin zwischen prometheischem Ehrgeiz, ambivalenter Mutterliebe und nahendem Burn-out.

Little Joe – Glück ist ein Geschäft, Trailer (© X Verleih)

Können Pflanzen fühlen oder gar zielgerichtet handeln? Neue Forschungen geben Anhaltspunkte dafür. Beispielsweise speisen Mutterbäume ihre Sprösslinge mit wichtigen Mineralien für das Wachstum. "Little Joe – Glück ist ein Geschäft" kann im Biologieunterricht vor allem aber auch Ausgangspunkt für die Beschäftigung mit grüner Gentechnik sein. Welche Verfahren sind etabliert? Unter welchen Bedingungen und Regulationen werden solche Forschungen in Deutschland durchgeführt? Wie unterscheiden sich evolutionäre Prozesse und Züchtungen von Genveränderungen im Labor? Ethische Fragen lassen sich hingegen im Politik- und Ethikunterricht vertiefen und damit auch eine Auseinandersetzung über die Folgen des breitflächigen Einsatzes von genetisch verändertem Saatgut in der industriellen Landwirtschaft. Im Deutsch- und Englischunterricht bietet es sich an, die filmästhetischen Mittel des Horror- und Sci-Fi- Zum Inhalt: Genres herauszuarbeiten und anhand der Figur der Kollegin Bella die Erfordernisse der Leistungsgesellschaft und ihre Folgen zu diskutieren. Was ist Glück und wie lässt es sich in der postindustriellen Konsumgesellschaft erlangen? Diese Fragen können im Philosophie- und Religionsunterricht in Hinblick auf Vermarktungsstrategien und Konzepte wie Work-Life-Balance besprochen werden.

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