Kategorie: Filmbesprechung
"Zwischen uns die Mauer"
Eine Liebe zwischen Ost und West im Jahr 1987
Unterrichtsfächer
Thema
Der Ausflug nach Ostberlin interessiert Anna eigentlich gar nicht. Die Schülerin aus Niedersachsen hat sich für den deutsch-deutschen Jugendaustausch im Jahr 1986 vor allem angemeldet, um die Westbezirke der geteilten Stadt zu besuchen. Doch dann verliebt sie sich in Zum Inhalt: Ostberlin auf den ersten Blick in den Pfarrerssohn Philipp. Beim Abschied am Grenzübergang Friedrichstraße – im Volksmund „Tränenpalast“ genannt – tauschen die beiden Jugendlichen ihre Adressen aus. Schon wenige Tage später verschicken sie erste Briefe. Von da an beginnt für die beiden eine Zeit des Sehnens und Wartens. Anna fährt, sobald es geht, für ein Wochenende nach Berlin. Wenige Monate später erfindet sie einen Vorwand, um nicht mit ihrer Familie in den Urlaub fahren zu müssen und reist stattdessen heimlich wieder zu Philipp nach Ostberlin. Doch immer haben sie nur wenige gemeinsame Stunden, weil Anna ausschließlich Tagesvisa erhält und nie über Nacht bleiben darf. Bald schmiedet Philipp konkrete Fluchtpläne, denn die eingeschränkten Freiheiten in seinem Land werden ihm zunehmend unerträglich. Doch als Anna eines Nachts nicht rechtzeitig in die BRD zurückkehrt, stehen plötzlich Beamte der Staatssicherheit vor der Tür.
In ihrem Roman "Zwischen uns die Mauer" erzählt Katja Hildebrand ihre eigene Geschichte. Im Rahmen einer unspektakulären Liebesgeschichte zwischen zwei Jugendlichen wird dabei deutlich, wie unterschiedlich die Lebensverhältnisse in beiden deutschen Staaten waren. Für die Zum Inhalt: Verfilmung haben die Zum Inhalt: Drehbuchautor/-innen Susanne Fülscher, Antonia Rothe-Liermann und Norbert Lechner die realen Ereignisse als Grundgerüst verwendet, sie jedoch auch deutlich dramatisiert. Während Philipps Fluchtpläne im Roman geradezu aberwitzige Züge annehmen, aber stets Tagträume bleiben, nimmt der Film diese ernst und zeigt, wie Philipp beginnt, die Wachablösungen an einem Grenzübergang zu beobachten. Deutlich, bisweilen plakativ, arbeitet der Film vor allem die Schattenseiten des Lebens in der DDR heraus wie etwa die Folgen der Mangelwirtschaft oder die stetige Überwachung durch die Staatssicherheit. Kleinste Verstöße haben hier drastische Folgen. So scheitert etwa Annas Versuch, Philipp eine in der DDR verbotene Schallplatte zu bringen, bereits an der Grenze. Später werden beide gar inhaftiert.
Weil das Drehbuch sich von der intimen Handlung der Romanvorlage löst, kann der Film mehr über die DDR erzählen und ein weiter gefasstes Bild zeichnen. Zahlreiche Themen, die im Hinblick auf die Aufarbeitung der DDR-Diktatur relevant sind, werden im Laufe des Films gestreift: vom Schießbefehl an der Mauer und Maueropfern bis hin zur Rolle der Geistlichen als Vertreter der Opposition. Auch historische Ereignisse – wie etwa die zunehmenden Fluchtbewegungen über Ungarn oder die Rolle der deutschen Botschaft in Prag – werden aufgegriffen und lassen sich im Geschichtsunterricht vertiefen. Dabei kann auch analysiert und diskutiert werden, inwieweit die Darstellung der DDR realistisch ist und welche Wirkung dadurch entsteht, dass die Geschichte aus der Perspektive von Anna erzählt wird. Im Deutschunterricht bietet sich unterdessen ein Vergleich zwischen Vorlage und Adaption an. Hier können insbesondere die Drehbucharbeit und notwendige Abweichungen zwischen Buch und Film besprochen werden. Interessant kann es auch sein, die hochemotionale Zum Inhalt: Inszenierung – etwa durch den Einsatz von Zum Inhalt: Zeitlupen und Zum Inhalt: Streichermusik – der Liebesgeschichte zu analysieren. Zu einer Auseinandersetzung mit der Filmsprache laden die oftmals metaphorisch komponierten Bilder der Kamerafrau Bella Halben ein, die etwa durch die Zum Inhalt: Cadrage deutlich machen, dass Anna und Philipp in unterschiedlichen Welten leben.