In der kanadischen Provinz Alberta (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) befindet sich eines der größten, wirtschaftlich nutzbaren Ölsandvorkommen der Welt. Zentrum dieser Industrie ist die Stadt Fort McMurray, die Menschen aus aller Welt anzieht, weil sie hier gut bezahlte Jobs finden. Doch die Arbeit ist gefährlich. In einem aufwändigen Vorgang wird das Öl aus dem Teersand gefiltert. Dabei werden krebserregende, hormonverändernde und stark wassergefährdende Gifte freigesetzt, die Mensch und Umwelt gefährden. Mit dem Ziel, über die Ausbeutung von Bodenschätzen für einen Zum Inhalt: Dokumentarfilm zu recherchieren, ging die deutsche Regisseurin (Glossar: Zum Inhalt: Regie) Jasmin Herold nach Fort McMurray. Dort lernt sie ihren späteren Co-Regisseur kennen, verliebt sich und bleibt mehrere Jahre. Damit verändert sich ihre Perspektive auf das Geschehen, ist sie nun persönlich involviert und nicht mehr objektiv beobachtend. Die Filmemacherin porträtiert Menschen, wie etwa das deutsch-russische Ehepaar Markus und Olga Hoormann, die es in der Stadt zu Wohlstand gebracht haben, den Ölsand-Lobbyisten Robbie Picard oder eine indigene Familie, deren jüngste Tochter einen Gehirntumor hat. "Warum sehen wir nicht, was wir wissen?", beginnt sich die Filmemacherin zu fragen. Als ihr Lebensgefährte an Krebs erkrankt, will sie die Augen nicht mehr verschließen.

Wenn Sie diesen Drittanbieter-Inhalt von www.youtube.com aktivieren, ermöglichen Sie dem betreffenden Anbieter, Ihre Nutzungsdaten zu erheben. Weitere Informationen zur Nutzung von Drittanbieter-Inhalten erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Externer Link: Datenschutzerklärung anzeigen

"Dark Eden" ist ein nachdenklicher und höchst persönlicher Essay über Schuld und Verantwortung. Da so gut wie alle Einwohner/-innen von Fort McMurray direkt oder indirekt von der Ölgewinnung abhängig sind, werden im Film anfangs kaum kritische Stimmen laut. Die "Goldgräberstimmung" der Menschen ist deutlich spürbar. Mahnende Experten und Expertinnen oder alarmierende Statistiken werden von Herolds Gesprächspartnern/-innen nicht wahrgenommen oder als nichtig abgewiegelt, kritische Nachfragen in den Interviews (Glossar: Zum Inhalt: Talking Heads) werden überhört. In ihrem persönlichen Zum Inhalt: Off-Kommentar hinterfragt die Regisseurin daher zunächst ihr eigenes Anliegen und überlegt, ob sie möglicherweise zu negativ eingestellt sei. Die düstere Zum Inhalt: Filmmusik und Panoramaaufnahmen (Glossar: Einstellungsgrößen) von zerstörten Landschaften im Abbaugebiet weisen aber darauf hin, dass hier an Menschen und Natur Raubbau betrieben wird. Spätestens nach dem Sturz der Ölpreise werden aus den von Herold porträtierten Enthusiasten schließlich Zweifelnde, die realisieren, dass sie längst dabei sind, einen hohen Preis für ihre Lebensart zu bezahlen. Die Zum Inhalt: Dramaturgie schlachtet diese Wendung jedoch nicht aus, sondern nutzt die Wucht der Erkenntnis, um die Frage nach der Verantwortung direkt ans Publikum weiterzugeben.

Ein Großteil unserer Alltagsgegenstände wie Autos, Zahnbürsten, Kleidung und sogar viele Nahrungsmittel enthalten Erdöl. Dies weist daraufhin, dass die Verantwortung dafür, was in Fort McMurray und anderswo passiert, auch bei jedem Einzelnen liegt. Die "Fridays for Future"-Bewegung zeigt, dass Kinder und Jugendliche diese persönliche Verantwortung sehr ernst nehmen. Angeregt durch "Dark Eden" können daher in naturwissenschaftlichen Fächern die Hintergründe und Risiken der Ölsandförderung und die Alternativen dazu thematisiert werden. Im Gemeinschaftskundeunterricht lassen sich Möglichkeiten von ressourcenschonendem Verhalten diskutieren. Die Frage, warum Deutschland weltweit zu den zehn Ländern mit dem höchsten Ölverbrauch gehört, kann in einer Bestandsaufnahme des eigenen täglichen Verbrauchs münden. Daran anschließend können individuelle Strategien zur Vermeidung von Plastikprodukten und energieintensiven Verhaltensweisen konzipiert und erprobt werden. Aufgrund seiner ungewöhnlich persönlichen Argumentation ist auch eine Analyse der dokumentarischen Dramaturgie des Films gewinnbringend. Gerade im Vergleich mit bekannten Dokumentarfilmen mit starkem Appellcharakter (etwa Zum Filmarchiv: "Plastic Planet") lassen sich Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der filmischen Herangehensweise sinnvoll herausarbeiten.

Der Text ist lizenziert nach der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 3.0 Germany License.

Mehr zum Thema