Kategorie: Serienbesprechung
"Bodyguard"
Politthriller, der in britischen Regierungskreisen spielt, als VoD-Serie
Unterrichtsfächer
Thema
Als zufälliger Zugpassagier verhindert der Londoner Polizist und Kriegsveteran David Budd ein islamistisches Terrorattentat. Zur Anerkennung wird er in den Personenschutz befördert und ist fortan für die Sicherheit der konservativen Innenministerin Julia Montague zuständig. Der gesellschaftliche Aufstieg sollte dem erfahrenen Kämpfer, der auch aufgrund eines Kriegstraumas von seiner Familie getrennt lebt, eigentlich Auftrieb geben. Stattdessen stürzt ihn der neue Job in einen Gewissenskonflikt: Gerade aufgrund seiner Erfahrungen in Afghanistan hält er Montagues radikale Anti-Terror-Politik für einen schweren Fehler. Doch zum Nachdenken bleibt keine Zeit: Die Politikerin, der Ambitionen auf das Amt der Premierministerin nachgesagt werden, ist mittlerweile selbst Ziel von Anschlägen geworden – und Budd stößt auf eine Verschwörung in Regierungskreisen.
Über sechs Folgen hält die britische Mini-Serie einen Adrenalinpegel, der die meisten Spielfilme locker übertrifft. Während Police Sergeant David Butt sein glückloses Familienleben kittet, reiht sich Anschlag an Anschlag – einige kann er beherzt verhindern, andere nicht. Zwischen den äußerst realistisch Zum Inhalt: inszenierten Actionsequenzen (Glossar: Zum Inhalt: Sequenz) treiben nicht weniger spannende Dialoge die Handlung voran. Das von undurchsichtigen Interessen geleitete Kompetenzgerangel der mit der Terror-Abwehr befassten Institutionen – Innenministerium, Geheimdienst, Polizei – wird zum nervenaufreibenden Zum Inhalt: Kammerspiel. Mit seinen privaten Ermittlungen stößt Budd in ein Wespennest und gerät bald selbst unter Verdacht. Die Frage, wem hier zu trauen ist, treibt auch das Publikum um: Bei aller Sympathie bleibt ein Rest Unsicherheit, ob die größte Gefahr hier wirklich von dunklen staatlichen Mächten und Terroristen/-innen ausgeht, oder nicht doch von der psychisch labilen Hauptfigur.
Zwischen gewagter Spekulation und einer ansonsten realistischen Darstellung moderner Krisenpolitik überzeugt "Bodyguard" als intelligenter Politthriller (Glossar: Zum Inhalt: Thriller). Im Politikunterricht können das Programm der Innenministerin und dessen Alternativen diskutiert werden: Im Kampf gegen den internationalen Terrorismus setzt Julia Montague auf eine massive militärische Interventionspolitik und die Einschränkung bürgerlicher Rechte und Freiheiten. Der Kriegsveteran David Butt ist ein Opfer dieser Politik, worüber er allerdings nicht spricht. Indem er sich einer Therapie verweigert und stattdessen einen brandgefährlichen Job annimmt, setzt sich sein Trauma drastisch fort. Anhand der Figur lässt sich in den Fächern Psychologie oder auch Sozialkunde folglich auch das Problem der Posttraumatischen Belastungsstörung diskutieren. Ein weiterer Anknüpfungspunkt ist die Darstellung ethnischer Minderheiten innerhalb des Politikbetriebs sowie aufseiten der Terroristinnen und Terroristen. Manche Vorurteile werden im Serienverlauf bestätigt, andere hingegen widerlegt. Das unberechenbare Spiel mit solchen Erwartungshaltungen trägt wesentlich zur Spannung bei. In diesem Zusammenhang kann anhand ausgewählter Szenen (etwa die Anfangssequenz) im Deutschunterricht analysiert werden, mit welchen filmischen und dramaturgischen Mitteln Zum Inhalt: Suspense erzeugt wird.