In ihrem Diplomfilm porträtiert Asli Özarslan die Politikerin Leyla Imret, die bei Bremen aufgewachsen ist und 2014 mit 26 Jahren in ihrer Heimatstadt Cizre als Kandidatin der prokurdischen Partei BDP zur jüngsten Bürgermeisterin der Türkei gewählt wurde. Dabei war Leyla erst kurz zuvor in die mehrheitlich von Kurden bewohnte Stadt zurückgekehrt, in der ihr Vater, ein örtlicher Kommandeur der bewaffneten Untergrundorganisation PKK, von türkischen Soldaten erschossen wurde, als sie fünf Jahre alt war. Der Zum Inhalt: Dokumentarfilm schildert, wie die zunehmende Repression durch türkisches Militär und Behörden das politische Engagement Leylas lähmt. Nach einem Interview mit ausländischen Medien, in dem sie die Lage in der Türkei als Bürgerkrieg bezeichnet, wird sie abgesetzt und wegen "Aufwiegelung zum Bürgerkrieg" angeklagt.

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In einer alternierenden Zum Inhalt: Montage kontrastiert die in Berlin geborene Regisseurin das Leben Leylas bei Bremen, wo die junge Kurdin Asyl erhalten hat, mit der prekären Sicherheitslage in der Stadt Cizre, die 2015 kurz vor einem Bürgerkrieg zu stehen scheint. Alte Fotos und TV-Aufnahmen aus den 1990er Jahren illustrieren die familiäre Vorgeschichte und zugleich die Geschichte der unterdrückten kurdischen Minderheit in der Türkei. Anstelle eines Zum Inhalt: Voice-Over-Kommentars liefern mehrmals Schrifttafeln (Glossar: Zum Inhalt: Inserts) wichtige Informationen über Wendepunkte in der aktuellen politischen Entwicklung in den Kurdengebieten und Leylas Bemühungen, die Situation auf demokratischem Wege zu verbessern. So erfährt man auch, dass ihr im Fall einer Verurteilung zehn Jahre Haft drohen.

Für die filmpädagogische Arbeit bietet es sich an, schon im Vorfeld die Geschichte des Kurdenkonflikts in der Türkei und die jüngste Eskalationswelle seit dem Zusammenbruch der Waffenruhe im Juli 2015 zu erschließen, da dies zu einem besseren Verständnis des Films beiträgt. Die Fallstudie liefert viele Ansätze für eine Diskussion darüber, warum sich der Einsatz für demokratische Mindeststandards und einen hinreichenden Minderheitenschutz auch unter der aktuellen türkischen Regierung so schwierig gestaltet. Leyla Imret sagt einmal im Film: "Ich fühle mich verantwortlich für dieses Volk." Unter welchen konkreten Umständen stößt sie mit ihrem idealistischen Engagement an ihre Grenzen?

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