Auf der Flucht vor dem eigenen Ruf macht Lady Susan auf Gut Churchill Station. Die untadeligen Vernons, Familie ihres verstorbenen Ehemannes, gewähren der attraktiven Witwe widerstrebend Obdach – Gerüchte über allerlei Affären sind ihr längst vorausgeeilt. Um ihr weiteres Auskommen zu sichern, setzt die geborene Intrigantin zunächst alles daran, ihre Tochter Frederica mit dem tölpelhaften Sir James Martin zu verkuppeln. Sie selbst bandelt unterdessen mit dem leicht versnobten Reginald DeCourcy an, ungeachtet ihrer geheimnisvollen Liaison mit dem verheirateten Lord Manwaring in London. Nach dramatischen Verwicklungen kommt alles anders als gedacht – zum Glück für Frederica, aber auch für die mit allen Wassern gewaschene Heldin des Abenteuers.

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Der humorvolle Kostümfilm basiert auf dem 1794 verfassten Briefroman Lady Susan von Jane Austen, ein bisher wenig beachtetes Frühwerk der britischen Literaturikone. Den Wortwitz der Vorlage übersetzt der US-amerikanische Filmemacher Whit Stillman in kunstvoll gedrechselte Dialoge. Spitzfindige Bemerkungen, kleine Gemeinheiten und windige Ausflüchte erfolgen in einer Schnelligkeit, die mit der steifen Adelsgesellschaft des 18. Jahrhunderts effektvoll kontrastiert. Aus gutem Grund werden die einzelnen Protagonisten/-innen zu Beginn in kleinen Plaketten/kurzen Standbildern vorgestellt: Nicht immer ist den komplizierten Verwandtschaftsverhältnissen, die von Lady Susan gehörig durcheinander gewirbelt werden, leicht zu folgen. Ironisch ist auch die anachronistische Verwendung erhabener Barockmusik (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik) zu verstehen: Die hohen Herrschaften des englischen Adels befinden sich nicht ganz auf der Höhe der Zeit.

"Love & Friendship" erfüllt alle Kriterien einer gediegenen Literaturverfilmung (Glossar: Zum Inhalt: Adaption), um diese zugleich zu unterlaufen. Im Geschichtsunterricht können die historischen Hintergründe herausgearbeitet werden: Die von Austen geschilderte Standesgesellschaft befindet sich im Umbruch zwischen Revolution und Restauration, klammert sich nicht umsonst an das überkommene Herrschafts- und Heiratsreglement. Susans Freundin Alicia Johnson etwa, deren einzige Gesprächspartnerin auf Augenhöhe, musste Amerika aufgrund des verlorenen Unabhängigkeitskriegs verlassen. Um ihre Privilegien zu bewahren, erträgt sie auch die Ehe mit einem ungeliebten Gatten. Im Sozialkundeunterricht kann diskutiert werden, wie Geschlechterbilder und ökonomische Zwänge in dieser sozialen Ordnung ineinander greifen. Inwieweit die im Film thematisierten Regeln von Etikette und Anstand noch heute fortwirken oder nur durch andere ersetzt wurden, ist eine weitere spannende Frage.

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