Der spanische Olivenhainbesitzer Ramón hat den Verlust seines tausendjährigen Lieblingsbaums nie verwunden. Gegen seinen Willen haben seine Söhne das Prachtexemplar vor Jahren verkauft. Als es dem altersschwachen Mann immer schlechter geht, fasst seine Enkelin Alma, die eine innige Beziehung mit ihm verbindet, einen waghalsigen Entschluss: Sie will den Baum, in dessen Ästen sie in unbeschwerten Kindheitstagen mit dem Großvater spielte, wieder nach Spanien zurückholen. Ihre Recherchen ergeben, dass der Baum mittlerweile einem deutschen Energieunternehmen gehört, das für seine fragwürdigen Umweltpraktiken in der Kritik steht. Zusammen mit dem nichtsahnenden Onkel und einem guten Freund macht sie sich in einem Lastwagen auf die Reise.

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Vor dem Hintergrund der Finanzkrise schildert die spanische Regisseurin Icíar Bollaín die Misere ihres Landes, in deren Folge auch ein Ausverkauf des reichen spanischen Kulturerbes stattfindet. Aus der Region um Valencia, wo "Der Olivenbaum" spielt, wurden in den vergangenen Jahren unzählige uralte Olivenbäume nach Nordeuropa transportiert. Am Beispiel einer Familiengeschichte zeigt der Film die damit einhergehenden Befindlichkeiten innerhalb der spanischen Gesellschaft zwischen Aggressionen, Schuldgefühlen, Hilflosigkeit und verzweifeltem Aktionismus. Gleichzeitig steht der knorrige Baumriese, der seinem Land entrissen wurde, symbolisch für das kulturelle Erbe einer im Generationenkonflikt gespaltenen Familie. Wenn Alma mit einer Attrappe der Freiheitsstatue auf dem Anhänger durch Europa fährt, trägt das Zum Inhalt: Roadmovie bei allem Sozialrealismus aber auch märchenhafte Züge.

Mit seiner bewegenden Geschichte sensibilisiert "Der Olivenbaum" für die Verbundenheit zwischen Mensch und Natur, über die sich wirtschaftliche Interessen oftmals rigoros hinwegsetzen. Bollaíns Film regt zur kritischen Reflektion über die Motive des vermeintlich grünen Energieunternehmens an, das den uralten Baum über mehr als tausend Kilometer transportiert, um das Foyer seiner Düsseldorfer Firmenzentrale zu schmücken. Darüber hinaus kann die Kampagne der Umweltaktivisten und –aktivistinnen, die Almas Reise über die sozialen Medien unterstützen, zu weiterführenden Diskussionen über die Themen Globalisierung und Umweltschutz anregen. Mit seiner Protagonistin Alma verfügt der Film zudem über eine starke Identifikationsfigur für Jugendliche. Als Versagerin abgestempelt, findet das ziellose Mädchen in der Rettung des Baumes eine Bestimmung und ergreift erstmals in ihrem Leben Verantwortung. Zuletzt können im Unterricht die symbolische Bedeutung des titelgebenden Baums und seine filmische Zum Inhalt: Inszenierung analysiert werden.

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