Der New Yorker Lektor Max Perkins führt ein ruhiges, arbeitsames Leben. Tagsüber redigiert er in seinem kleinen Büro akribisch die Texte von Ernest Hemingway und F. Scott Fitzgerald, abends nimmt er den Zug hinaus ins ländliche Idyll, wo ihn seine Frau und die fünf Töchter, allesamt wohlgeraten und kultiviert, erwarten wie einen verehrten Gast. Doch als ihm an einem Regentag im Jahre 1929 ein Kollege 1.000 Manuskriptseiten auf den Schreibtisch legt, die jeder andere Verlag in der Stadt bereits abgelehnt hat, verändert sich sein Leben. Denn mit dem Papierstapel, aus dem nach harter Arbeit der Roman "Schau heimwärts, Engel" wird, tritt der junge Thomas Wolfe in sein Leben. Wolfe, sprühend vor Energie und Talent, dabei selbstbezogen und manisch, ist der Jahrhundertautor, von dem der Lektor geträumt hat. Mehr noch: Er wird zum Sohn, den sich Perkins immer gewünscht hat.

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Der Film kommt zunächst daher wie Max Perkins selbst, ein Mann, der seinen Hut selbst zum Essen nicht ablegt: In seiner gelegentlich stereotypen Figurenkonzeption, gediegen in warmen Tönen fotografiert und mit reichlich gefälliger Zum Inhalt: Filmmusik unterlegt, wirkt er wenig aufregend. Doch dann entwickelt sich genau durch diese Vorhersehbarkeit und Langsamkeit eine Empathie, die nicht so sehr den Gefühlen der Protagonisten gilt, sondern der Mühsal des schöpferischen Prozesses selbst. Dass dies gelingt, liegt vor allem an den beiden überzeugenden Hauptdarstellern: Jude Law ist als Thomas Wolfe tatsächlich "zu viel" und damit genau richtig, denn die Figur ist auf Overacting hin angelegt. Ein Ereignis aber ist Colin Firth, der hier den für seine Rollen inzwischen typischen Kontrast zwischen bürgerlich-kontrollierter Oberfläche und emotionalem Aufruhr ins subtile Extrem treibt.

Das Kino hatte schon immer eine enge Beziehung zum Schreiben, denn seine Geschichten sind selbst zuerst (Dreh-)Bücher (Glossar: Zum Inhalt: Drehbuch). Doch das Schreiben ist ein denkbar unfilmisches Handwerk: Man sieht nichts als einen gebeugten Rücken über dem Schreibtisch und hört – je nach Epoche – das Kratzen der Feder auf dem Papier oder das Klappern der Tasten. Dem Theaterregisseur Michael Grandage gelingt es in seinem Kinodebüt Genius von der Intimität der gemeinsamen Arbeit am Text zu erzählen – und wie man mit Kürzen und Streichen gestaltet. Diese Einsicht in ästhetische Prozesse und die Rolle des Künstlers lässt sich im Deutsch- und Englischunterricht mit Texten zur Poetik von Aristoteles über den Geniekult bis zum Zum Inhalt: Expressionismus flankieren. Darüber hinaus bietet der Film in den Fächern Geschichte, Sozialkunde und Kunst einen guten Einstieg in die Historie und Kunst der Epoche der 1920er- und 1930er-Jahre; dabei sind so unterschiedliche Themen wie die Wirtschaftskrise, sich verändernde Rollenbilder, US-amerikanische Fotografie oder die Literatur des Jazz Age anschlussfähig. Im Kern aber ist es ein Film über Sprache – deshalb sollte er möglichst in der englischen Originalfassung gesehen werden.

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