Plötzlich und aus heiterem Himmel breitet sich von der Mitte des Landes her eine finstere Gewitterwolke über der Schweiz aus und droht, in einen nie dagewesenen, alles vernichtenden Sturm auszubrechen. Angesichts der Kosten, die dieses Unwetter voraussichtlich verursachen wird, sucht die Versicherungsbranche nach Auswegen aus der Haftbarkeit. Es kommt zu ersten Stromausfällen. Aus erster Unruhe werden Unsicherheit und Panik; Untergangsstimmung greift um sich, ein junges Paar gerät in eine existenzielle Beziehungskrise, Fluchtbewegungen setzen ein, ein Taxifahrer macht sich mit seiner Familie auf den Weg Richtung Grenze. Schließlich wird den Bewohner/-innen der Schweiz – darunter eine alte Witwe ein junger Fußballfan, ein zynischer Geschäftsmann, eine Vorstandssekretärin –, die so stolz auf ihre Neutralität und auf ihre Unabhängigkeit sind, klar, wie schwierig es sein kann, wenn man auf sich allein gestellt ist. Denn die EU verschließt den Flüchtlingen die Grenzen.

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Nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera ist "Heimatland" ein Ensemblefilm. Ausgehend von einer Idee von Michael Krummenacher und Jan Gassmann entwickelten zehn junge Schweizer Filmemacher/-innen zehn verschiedene Handlungsstränge, die sich zu einer gemeinsamen Zum Inhalt: Dramaturgie verbinden. Dabei bildet das Katastrophenszenario den narrativen Ausgangspunkt für eine symbolhaft zu denkende Bestandsaufnahme der Schweizer Gegenwart: das Partyvolk tanzt auf dem Vulkan, die Volkstribune mobilisieren Bürgerwehren und rufen zu den Waffen, die Prediger mahnen zur Umkehr, die Reichen kaufen sich den Weg frei, die Alten verweigern sich und die Einsamen bereuen ihr trauriges Leben. Die Zum Inhalt: Inszenierung wirkt, der Vielzahl der Beteiligten in Regie und auf der Leinwand zum Trotz, schlüssig und formal geschlossen in Szene gesetzt.

Weder um sein Thema noch um seine Botschaft macht "Heimatland" ein großes Geheimnis: Die aktuelle Situation Europas und zum anderen die gegenwärtige politische Verfasstheit der Schweiz werden in Relation zur so genannten "Flüchtlingskrise" gesetzt. Neben diesen aktuellen Anknüpfungspunkten können im Geschichts- und Politikunterricht auch die Geschichte der Schweiz, ihre Rolle während des Nationalsozialismus sowie ihre umstrittene Steuerpolitik erarbeitet werden. Weitere mögliche Diskussionspunkte sind aktuelle Abschottungsbestrebungen innerhalb der EU, wie zum Beispiel der Brexit, sowie das Erstarken rechtspopulistischer Bewegungen – auch in Deutschland. In Ethik und Religion können die Werte Mitgefühl und Solidarität diskutiert werden, die nach der bestürzenden Analyse des Films einen immer schwereren Stand haben.

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