Die Geschichte des Iraks ist seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts von gravierenden gesellschaftlichen und politischen Umbrüchen geprägt. Nicht nur die Weltkriege haben Spuren hinterlassen, sondern auch Konflikte mit Nachbarländern und die jüngeren militärischen Eingriffe westlicher Staaten. Ein Großteil der einstigen irakischen Mittelschicht hat mittlerweile das Land verlassen, von dem die Nachrichten der letzten Jahre meist ein einseitiges Bild zeichnen: Terroristen, Anschläge, Glaubenskriege, Gewalt und Armut. Im Exil ist auch Regisseur Samir aufgewachsen. In seinem Film versucht der in der Schweiz lebende Filmemacher der Geschichte seiner Großfamilie nachzuspüren, die verstreut über die ganze Welt lebt und sich seit mehreren Generationen für einen modernen freiheitlichen Irak engagiert hat.

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Per Zum Inhalt: Voiceover-Kommentar führt Samir selbst durch den Film und legt damit von Anfang an seine subjektive Sichtweise offen. Ihm geht es ausdrücklich nicht um eine nüchterne, distanzierte Beschreibung, sondern um eine persönlich gefärbte Geschichte. Zum Inhalt: Talking Heads-Aufnahmen seiner Interviewpartner/-innen – für den Film ausgewählt hat er seine 30 Jahre jüngere Halbschwester Souhair aus den USA, seinen Onkel Sabah aus Großbritannien, seine Tante Samira aus Neuseeland und seinen Cousin Jamal aus Russland – werden dabei meist mit Archivbildern Zum Inhalt: montiert. Zum Inhalt: Dokumentarische zeitgenössische Aufnahmen, Familienfilme, manchmal auch Fragmente aus Nachrichtensendungen oder Ausschnitte aus Spielfilmen setzt Samir ein, um die Erzählungen seiner Verwandten oder eigene Anmerkungen zu ergänzen oder zu kommentieren. Als visuelles Leitmotiv dienen ihm jedoch Illustrationen aus einem alten irakischen Schulbuch, das ihn seit seiner Kindheit begleitet. Verblüffend scheinen diese Bilder auf historische Ereignisse Bezug zu nehmen.

Geradezu im Schnelldurchlauf lässt "Iraqi Odyssey" mehr als 100 Jahre irakischer Geschichte Revue passieren und streift dabei auch große weltpolitische Ereignisse des 20. Jahrhunderts wie den Kalten Krieg, politische Ideologien wie den Kommunismus sowie Religionskonflikte. Umfassende historische Kenntnisse erleichtern daher eine Einordnung; zumindest aber empfiehlt sich eine Beschäftigung mit den jüngeren Ereignissen im Irak zur Vorbereitung auf den Kinobesuch. Darunter fallen etwa die Revolution 1958, die zur Unabhängigkeit und Auflösung der Monarchie führte, die Golfkriege, das Regime von Saddam Hussein und dessen Sturz 2003. Im fächerverbindenden Unterricht kann in diesem Zusammenhang auch analysiert werden, wie diese Epochen filmisch dargestellt werden. Für den Religionsunterricht bieten sich überdies Fragen zur Rolle des Islam in den verschiedenen politischen Systemen der irakischen Geschichte an. Im Rahmen des Ethik- oder Religionsunterrichts lässt sich schließlich anhand des Schicksals der porträtieren Familienmitglieder erarbeiten, in welchem Verhältnis diese jeweils zu ihrem Heimatland und zu ihrer kulturellen Identität stehen und welche Sonderrolle sie einnehmen. Denn Samir arbeitet deutlich heraus, wie sehr seine Familie sich stets für eine Veränderung der Verhältnisse im Irak eingesetzt hat. Nicht zuletzt hinterfragt der Film so auch, welche Möglichkeiten der einzelne hat, Einfluss auf die Politik und die Gesellschaft zu nehmen.

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