In einigen seiner reaktionären Actionfilme bekämpfte der US-amerikanische Schauspieler Chuck Norris erfolgreich den Kommunismus. Die Vorstellung, dass Norris tatsächlich dazu beigetragen haben könnte, ein kommunistisches Regime zu stürzen, mutet zunächst jedoch absurd an. Der rumänische Zum Inhalt: Dokumentarfilm "Chuck Norris und der Kommunismus" suggeriert jedoch genau dies. Illegal auf VHS-Kassetten nach Rumänien eingeschmuggelte Hollywood-Filme (unter anderem Chuck Norris´ "Missing in Action" -Reihe) sollen eine derart subversive Wirkung auf die Bewohner des isolierten Landes ausgeübt haben, dass das diktatorische Ceaușescu-Regime 1989 auch deshalb ein jähes Ende fand. Die Filme öffneten ein Fenster in den Westen und beflügelten den Freiheitsdrang der Bevölkerung. Heimlicher Star ist Irina Nistor, die allein knapp 3000 Filme synchronisierte und vor der Kamera von ihrer Zusammenarbeit mit Timur Zamfir berichtet: jenem mysteriösen Mann, der den Schwarzmarkt mit Videokassetten aus dem Westen ermöglichte.

Abgesehen von kurzen Ausschnitten aus bekannten Hollywood-Produktionen der 1980er-Jahre verwendet die rumänische Dokumentarfilmerin Ilinca Calugareanu so gut wie kein Archivmaterial. Stattdessen lässt sie Zeitzeugen in einem perfekt ausgeleuchteten, neutral anmutenden Raum von ihren VHS-Erfahrungen erzählen. Parallel dazu wird das Erzählte von Schauspieler/-innen szenisch nachgestellt – wenn etwa ein Protagonist lebhaft beschreibt, wie sich die Nachricht eines geheimen Videoabends per Mundpropaganda unter den Kindern in seiner Straße verbreitete. Dieses erzählerische Verfahren funktioniert erstaunlich gut, da es der Filmemacherin gelingt, die Begeisterung und Sehnsüchte der Menschen anschaulich zu machen. So dokumentiert "Chuck Norris und der Kommunismus" mit viel Humor und Ironie ein Stück kommunistischer Realität, ohne das politische Regime zu verharmlosen.

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Innerhalb des Geschichtsunterrichts sollte zunächst die politische und gesellschaftliche Situation in Rumänien in den 1980er-Jahren erörtert werden. Welche Faktoren führten zum Ende der Ceaușescu-Diktatur und wie lässt sich vor diesem Hintergrund der im Film suggerierte Einfluss der illegal eingeschmuggelten Hollywoodfilme bewerten? Die Metapher des Kinos als ein die Fantasie beflügelndes Fenster zur Welt lässt sich im Unterricht auch produktiv nutzen. Dieser Aspekt kann die Schülerinnen und Schüler dazu anregen, über die Auswirkungen von Zensurmaßnahmen nachzudenken und wie diese den Alltag der Menschen in totalitären Gesellschaften beeinträchtigen. Im Fach Medienkunde bietet sich der Dokumentarfilm darüber hinaus für eine Reflexion der eigenen Wahrnehmung an. So könnten die Schüler/-innen über ihre Erfahrungen mit Filmen und anderen audiovisuellen Medien sprechen und inwiefern diese den Blick auf ihre eigene Lebenswirklichkeit beeinflussen.

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